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Wie soll der Bürger das einordnen?

Zum Leserbrief „Scheinheilige Politik“ vom 7. September

Das ist blanke Scheinheiligkeit der politischen Elite, stellt Herr Carstens richtig fest und drückt das aus, was wohl die Mehrheit in diesem Land denkt. „Die verar . . . (nach Volksmund) uns doch.“ Diesen Satz habe ich oft gehört. Richtig brisant wird es, dass die geschilderten Fakten durch Parteien mit dem „C“ praktiziert werden. Mit christlichen Grundwerten ist das nicht zu vereinbaren! Wo sind die christlichen Politiker, die sich nachhaltig um bessere Beziehungen mit Russland bemühen?

Der vermeintliche Missetäter im Fall Nawalny ist schnell ausgemacht und (vor)verurteilt: Hat er doch dummerweise seine Visitenkarte hinterlassen! Ist mir zu einfach! Wer könnte dauerhaft an diesem Konflikt ein Interesse haben? Ist es so abwegig anzunehmen, dass auch die USA und deren Geheimdienste beteiligt sein könnten, um so Macht- und Führungsansprüche in Europa und Nato zu begründen? Würden auch die Waffenlobby, Waffenhändler und Waffenexporteure ins Visier genommen, könnte sich der Kreis derjenigen, die keinen Ausgleich mit Russland anstreben, beträchtlich erweitern. Würden Russland und die EU - auch Deutschland - mehr zusammenrücken, dürfte das auch der Nato-Führung weniger gefallen, da es um deren Existenzberechtigung und Führungsanspruch geht.

Wie war das noch? Waren es nicht namhafte Politiker, die davon sprachen, dass stationiertes Militär besonders regional ein bedeutender Wirtschaftsfaktor sei? Wie soll der Bürger das einordnen? Schlimm!

Wenn es darum geht, das Verhältnis zu Russland in schlechtem Licht erscheinen zu lassen, ist die Presse zur Stelle. Über positive Ansätze wie Gespräche aus Politik und Wirtschaft wird nicht, oder oft nur beiläufig, berichtet. Insofern sehe ich auch die Presse als Mitgestalter einer schlechten Stimmung gegen unseren europäischen Nachbarn Russland.

Herbert Woyna, Bissingen