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„Wir haben nur Wachstum gekannt“

Wirtschaft Die Köngener Staufen AG musste während der Corona-Krise Kurzarbeit anmelden, nun sucht sie Verstärkung.

Köngen. Die Unternehmensberatung Staufen mit Sitz im Köngener Schloss zählt nach eigenen Angaben zu den Hidden Champignons in der Beraterbranche für Lean-Management. Vergangenes Jahr blies Vorstand und Team aufgrund der Corona-Krise der Wind dennoch kräftig entgegen. „Die Krise hat uns ordentlich getroffen, weil wir nicht reisen, und bei den Kunden keine Berater vor Ort sein durften“, sagt Wilhelm Goschy. Der 59-Jährige hatte im Juli 2020 den Vorstandsvorsitz von Mitgründer Martin Haas übernommen. Der wechselte nach gut 25 Jahren von der Spitze des Unternehmens in den Aufsichtsrat.

Vor der Corona-Krise hatte das Unternehmen jährlich 120 Projekte von 80 bis 100 Kunden betreut, davon 50 Prozent Bestandskunden. „Wir haben bisher nur Wachstum gekannt“, sagt Goschy. Die 320 Mitarbeiter wurden zum Teil in Kurzarbeit geschickt: In 2020 waren es knapp die Hälfte, in 2021 noch rund 20 Prozent. Seit April sind wieder alle voll beschäftigt, und nicht nur das: „Wir sind dabei, neue Kollegen und Kolleginnen einzustellen, um uns für das Wachstum, das auch 2022 stark ausfallen wird, zu wappnen“, sagt Goschy und betont, dass er den noch etwas niedrigen Frauenanteil in der Beratung erhöhen möchte. 2000 Bewerbungen hätten sie vor der Pandemie jährlich gehabt, zwischen 23 und 30 Berater und Beraterinnen eingestellt. Goschy erklärt bedauernd, dass sich der niedrige Frauenanteil in den Ingenieurstudiengängen auch bei ihnen im Team widerspiegele. Allerdings verweist er auf die Nachteile, die eine Tätigkeit mit einem Reiseanteil von 80 Prozent mit sich bringt. Das sei kein familienfreundlicher Job. „Da müsse das private Umfeld absolut stabil sein“, meint er. Viele aus dem Beraterteam seien deshalb jung.

Beim Lean-Management, „schlankes Management“, geht es darum, durch Methoden und Verfahrensweisen die gesamte Wertschöpfung eines Industrieunternehmens effizient zu gestalten. „Menschen sollen neugierig darauf gemacht werden, altes aufzugeben, raus aus der Routine zu kommen und Veränderungen als positiv zu betrachten“, sagt Goschy und setzt dabei auf Schwarmintelligenz bei Veränderungsprozessen. Die Staufen AG käme nicht in der Notarztphase zum Einsatz, sondern in der Reha-Phase, um das Unternehmen fit für Wachstum zu machen. Daher habe es auch selten mit Entlassungen zu tun. „Wir sind mehr auf der Sonnenseite, um den Wandel zu gestalten“, sagt der studierte Betriebswirt. Er selbst kennt Veränderung: Nach seiner Kfz-Ausbildung in seiner rumänischen Heimatstadt Timisoara ist er mit seinen Eltern nach Deutschland gezogen und hat in Stuttgart das Abitur nachgeholt.Marion Brucker