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„Wir mussten Neidlingen ganz schön runterrocken“

Interview Am Donnerstag wird im Ersten der zweite Teil von „Die Bestatterin“ ausgestrahlt. Hauptdarstellerin Anna Fischer hat mit dem Teckboten über den Dreh rund um die Teck, Lieblingsorte und ihre Rolle gesprochen.

Wenn am Donnerstag um 20.15 Uhr „Die Bestatterin - Die unbekannte Tote“ im Ersten läuft, schauen Fans aus der Region wieder ganz genau hin. Wie schon Teil eins der Krimi-Filmreihe um die junge Bestatterin Lisa Taubenbaum, die aus Berlin in ihr schwäbisches Heimatdorf zurückkehrt, ist nämlich auch die Fortsetzung an zahlreichen Orten rund um die Teck gedreht worden. Hauptdrehort war Neidlingen alias „Hepperlingen“, als Polizeiwache diente erneut das Hepsisauer Rathaus. Aber auch in Bissingen, Dettingen und Kirchheim war das Filmteam unterwegs. Bianca Lütz-Holoch hat sich mit Hauptdarstellerin Anna Fischer unterhalten.

Aus Berlin zurück ins schwäbische Heimatdorf - das ist für „Die Bestatterin“ Lisa Taubenbaum nicht immer leicht. Wie war das für Sie als Berlinerin, in einem Dorf am Rande der schwäbischen Alb zu drehen?

Anna Fischer: Wir haben im Herbst ja schon zum zweiten Mal in Süddeutschland für „Die Bestatterin“ gedreht - und ich muss sagen: Es ist immer wieder schön, dort hinzufahren. Für mich ist das fast so eine Art Urlaub, bei dem ich an einem schönen Projekt arbeite und runterkommen kann.

Gibt es einen Platz, der Ihnen besonders gefallen hat?

Fischer: Toll fand ich den wunderschönen, kleinen See in Bissingen - ein wirklich ganz süßer Ort. Da saß ich auf einem Stuhl vor meinem Bus und habe aufs Wasser geschaut, Gitarre ge­spielt und Texte gelernt. Wir waren auch oben auf der Burg Reußenstein bei Neidlingen. Da kann man toll wandern.

Und wie fanden Sie den Hauptdreh­ort Hepperlingen alias Neidlingen?

Das ist wirklich ein schönes Dorf, und für den Film mussten wir es ganz schön runterrocken, damit es nicht so süß aussieht. Besonders hervorheben muss ich aber, dass wir ganz toll behandelt worden sind. Wir sind wirklich unfassbar unterstützt worden, die Leute haben uns alles ermög­licht und uns Kuchen und Gebäck gebracht. Ohne diese Menschen wäre der Dreh nicht so problemlos über Bühne gegangen. Auch im Hotel Fuchsen in Kirchheim, wo wir gewohnt haben, sind wir ganz großartig aufgenommen worden.

In „Die Bestatterin“ wird auch schwäbisch gesprochen. Sie selbst haben teilweise schon in Berliner ­Dialekt gesungen. Welche Bedeutung hat Dialekt für Sie?

Dialekt ist etwas sehr heimatliches. Er zeigt: Ich kann sein, wie ich bin, und ich spreche, wie mir die Schnauze gewachsen ist. Tatsächlich werde ich immer wieder gefragt, warum Lisa in „Die Bestatterin“ kein Schwäbisch spricht.

Und was antworten Sie?

Ich fände eine Szene im dritten Teil toll, in dem Lisa genau das gefragt wird, sich furchtbar darüber aufregt und in breitem Schwäbisch antwortet. Dafür übe ich - aber ich bin noch nicht so weit. Andere Kollegen ziehen das mit dem Schwäbischen im Film aber durch.

Der Dorfklatsch am Stammtisch in „Die Bestatterin“ - ist das typisch schwäbisch?

Nein. Den Stammtisch, an dem man sich das Maul zerreißt, den gibt es überall.

Gedreht haben Sie ja unter Corona-Bedingungen. Was war anders als sonst?

Wir mussten Maske tragen und Abstand halten. Beim Mittagessen saßen wir alle eineinhalb Meter auseinander. Außerdem bin ich fast jeden Tag getestet worden. Wir hatten aber eine sehr nette Doktorin, die uns das ganze Projekt über begleitet hat.

Wird man dem Film die Einschränkungen anmerken?

Im Film wird das nicht zu sehen sein. Dafür sind wir auch extra getestet worden.

Und privat? Wie sind Sie da bisher durch die Pandemie gekommen?

Ich arbeite trotzdem. Seit September habe ich fast pausenlos gedreht und ich gehe zu Castings - eben unter verschärften Bedingungen. Ab und zu sitze ich aber auch zu Hause. Dann würde ich schon ganz gerne mal in einem Res­taurant mit ein paar Leuten zusammensitzen oder in eine Bar gehen - aber das ist halt nicht. Ansonsten habe ich den ersten Lockdown in Portugal verbracht - und im Teil-Lockdown im Herbst habe ich meine Wohnung renoviert.

In „Die Bestatterin“ spielt der Tod eine große Rolle. Hat sich Ihr Blick aufs Sterben durch die Rolle verändert?

Mein Horizont hat sich erweitert. Ich habe mir von einem Thanatologen (Anm. der Red.: ein Thanatologe versorgt Verstorbene) alles erklären lassen. Er hat mir Bilder von Leichen gezeigt und beschrieben, wie das in der Praxis so abläuft. Das war ziemlich toll. Ich habe auch erfahren, dass man Leichen, die etwa bei Flugzeugunglücken versehrt wurden, wieder herrichten kann, sodass Angehörige sich ordentlich von ihnen verabschieden können.

Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Lisa Taubenbaum und Anna Fischer?

So hartnäckig wie sie bin ich nicht. Ich habe zwar Disziplin, aber ich kralle mich nicht an Sachen fest und habe auch keine Lust, Rätsel zu lösen. Aber auf einer ­Ebene sind wir uns ähnlich: Wir verlassen uns auf unser Bauchgefühl.

Schauen Sie die Premiere des zweiten Teils von „Die Bestatterin“ an?

Ja, im Fernsehen alleine auf dem Sofa. Für mich ist das immer wieder ganz furchtbar - ich sehe mich einfach nicht gerne selbst auf dem Bildschirm.

Ausgezeichnet mit der „Goldenen Kamera“

Anna Fischer ist 34 Jahre alt, kommt aus Berlin und arbeitet als Schauspielerin und Sängerin. Bereits mit elf Jahren begann sie, Musik zu machen. Bei einem Auftritt in einem Club wurde sie entdeckt und bekam eine erste kleine Filmrolle - der Startschuss für ihre Schauspielkarriere.

Seit 2003 hat sie über 30 Film- und Fernsehrollen verkörpert. Neben „Die Bestatterin“ hat sie zuletzt für die Krimireihe „Harter Brocken“, die Fernsehserie „Die Heiland - Wir sind Anwalt“ und den Weihnachtsfilm „Stenzels Bescherung“ gedreht.

Für ihre Leistungen ist Anna Fischer unter anderem schon mit dem Max-Ophüls-Preis als beste Nachwuchsdarstellerin und dem Deutschen Fernsehpreis als beste Nebendarstellerin ausgezeichnet worden. Außerdem wurden ihr der Grimme-Preis und die „Goldene Kamera“ als beste Nachwuchsdarstellerin verliehen.bil