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Wissenschaft kein Wunschkonzert

Zur Berichterstattung und die Leserbriefe über Glyphosat

Einen Tag nach meinem Leserbrief im Teckboten hat die US-Umweltschutzbehörde EPA in einer Erklärung meine Ausführungen voll bestätigt, dass bei sachgemäßer Verwendung Glyphosat nicht krebserzeugend ist. Eigentlich ein erfreulicher Befund. Einige Leser sind jedoch verärgert, weil bei der Diskussion über ein Verbot von Glyphosat die Toxizität als Argument ausfällt und haben entsprechend reagiert. Doch Wissenschaft ist kein Wunschkonzert. Wenn bei einer wissenschaftlich geführten Abwägung die ökologischen Risiken bei der Verwendung von Glyphosat wesentlich höher sind, als der Nutzen unter Berücksichtigung der Toxizität von Ersatzprodukten, ist ein Verbot gerechtfertigt. Dazu braucht es keine Krebskeule.

Der Hinweis in einem Leserbrief auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in Lebensmittel und Verbrauchererwartungen halte ich für die Öffnung der Büchse der Pandora. Mit der heutigen Analytik werden Spuren von Glyphosat in Lebensmittel gefunden. Toxikologen haben errechnet, dass ein Mensch täglich über 1 000 Liter Bier zu sich nehmen muss, bevor er sich wegen des Glyphosatgehalts Sorgen machen muss.

Die heutige Analytik findet jedoch zwischen 100 bis 1 000 Rückstände von natürlichen Pflanzenschutzmitteln in allen Pflanzen, unabhängig ob öko oder konventionell angebaut. Diese sind teilweise höchst reaktive Stoffe, die in allen Pflanzen vorkommen und bis zu Prozentgehalten des Pflanzengewichts ausmachen können. Die Aufgabe dieser Herbizide und Insektizide besteht im Schutz gegen Pilze, Schadinsekten und Fraßfeinden. Enthält eine Pflanze zu hohe Anteile dieser Verbindungen, so wird sie für den Menschen nicht genießbar, da Vergiftungserscheinungen drohen. Zusätzliche krebserzeugende und toxische Stoffe entstehen beim Kochen, Backen und Grillen. Eine Reihe von toxischen Stoffen wird dabei auch wieder reduziert (Beispiel Kartoffeln und Bohnen). Entspricht dies den Verbrauchererwartungen?

Dr. Hartmut Endriß, Weilheim