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Wuchernde Klotzarchitektur

Zum Artikel „Streit ums übermächtige Eckhaus“ vom 10.  Dezember

Geahnt haben es die Bürgerinnen und Bürger in Kirchheim ja schon. Jetzt ist es Fakt, das nächste Desaster. Anstelle des „Most“-Hauses mit dem stadtbildprägenden Erker wird simple, quadratmeteroptimierte und in die Höhe wuchernde Klotzarchitektur kommen. Stadtplaner Gernot Pohl hat eigenwillige Ansichten zur Wirkung von Baukörpern. Das geplante Objekt erschlägt durch seine schiere Größe offenbar alles. Auch, und insbesondere das Schloss, welches, Zitat, „an der Stelle, an der es steht, nicht raumgreifend zur Geltung kommt“. Das steht da aber schon lange, und die Wirkung wird durch den geplanten Klotz gegenüber sicher nicht besser.

Bedenklich ist die Aussage, dass eine Etage weniger das Problem nicht lösen würde. Sprich, auch dann erschlägt der Neubau noch alles. Solche Bauten kann man verhindern. Aber das wollen Kirchheimer Amtsträger offenbar gar nicht. Hauptsache, irgendwo klingeln die Kassen. Es gibt das Instrument der Bebauungspläne. Wo es die nicht gibt, ist die Nachbarbebauung maßgebend. First- und/oder Traufhöhen können vorgeschrieben werden, und so weiter . . . Einem privaten Häuslebauer wird schon Mal ein größeres Fenster, eine geringe Abweichung aus dem Baufenster oder eine simple Dachgaube aus „Städtebaulichen Gründen“ versagt. Und hier ist offenbar gezielt verschleiert oder gar getäuscht worden. Oder wie ist zu erklären, dass jetzt ja nichts mehr geändert werden könne, da der Investor - wer ist das eigentlich, und warum gibt es keine öffentliche Skizze von dem Gebäude? - darauf vertrauen können müsse, die eingeschlagene Richtung weiterhin verfolgen zu können. Wann trennt sich denn die Stadt endlich von ihrem obersten Stadtplaner?

Bodo Lorenz, Schlierbach