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Zwei Funktionäre mahnen zur Geduld

Ausblick Der Handball-Bezirksvorsitzende Wolfgang Stoll und sein Fußball-Pendant Rainer Veit reden über 2021.

Esslingen. Der Fußball-Bezirksvorsitzende Rainer Veit und sein Handball-Pendant Wolfgang Stoll blicken mit Sorge und Zuversicht auf 2021. Beide waren im abgelaufenen Jahr in ihrer jeweiligen Funktion mächtig gefordert. Lockdown, Abbruch der Saison, Rundenstart unter erschwerten Bedingungen, wieder Lockdown, erst leicht, dann hart - und große Unsicherheit bei den Vereinen. Viele Fäden liefen bei ihnen zusammen. Unzählige Videokonferenzen haben sie hinter sich.

Gegen Jahresende ist es aber auch bei ihnen ruhiger ­geworden. „Es passiert wenig, das sehe ich auch am E-Mail-Verkehr. Ich habe gerade nicht so viel am Hals“, erklärt Stoll, „aber eigentlich tun wir das ja, weil wir Spaß daran haben.“ Auch Veit würde lieber wieder Dinge organisieren, anstatt abzuwarten. Dennoch sagt er: „Ich bin zufrieden, die Vereine sind sehr geduldig.“

Geduld, da sind sich die beiden einig, werden nicht nur Sportler noch eine Zeit lang brauchen. „Ich bin völlig unsicher, wie es weitergeht“, sagt Stoll, „aber ich kann mir nicht vorstellen, dass wir am 11. Januar wieder zum Training in die Halle gehen und am 7. Februar Spiele austragen.“ Veit nickt. „Ich bin ebenfalls der Meinung, dass wir nicht voreilig wieder anfangen sollen. Die Leute haben begriffen, worum es geht“, sagt er. Und: „Wir müssen abwarten, bis viele Menschen geimpft sind und dann, wie die Impfungen anschlagen. Wir sollten warten, bis die Inzidenzzahl unter 35 gefallen ist. So sehr wir unseren Sport lieben, die Gesundheit hat Vorrang.“

Als Bezirkschefs sind Stoll und Veit Männer der Basis, das Binde­glied zwischen Verband und Vereinen. Beide hätten sich gewünscht, dass ihr jeweiliger Verband etwas forscher gehandelt hätte. Veit etwa konnte nicht verstehen, dass der Württembergische Fußball-Verband (WFV) nach dem Teil-Lockdown im November so lange gewartet hat, bis die zwei noch im Dezember geplanten Spieltage abgesetzt wurden. Der Handball-Verband Württemberg (HVW) ließ sich mit seiner Entscheidung noch länger Zeit, bis zu seinem virtuellen Verbandstag am 28. November.

Stoll denkt aber noch eine Stufe höher und kritisiert den Deutschen Handball-Bund: „Der DHB lässt die Bundesliga und die 2. Bundesliga spielen, aber die 3. Liga siecht dahin.“ Die Frauen des TSV Wolfschlugen, dessen Handball-Abteilungsleiter Stoll ist, treten in der dritthöchsten Spielklasse an. Oder zurzeit eben nicht, weil der DHB nach einigem Hin und Her den Spielbetrieb eingestellt hat.

Vor allem Stoll befürchtet, dass einige „seiner“ Clubs in finanzielle Schieflage geraten. So wie die Neckarsulmer SU, die ihr Männerteam bereits aus der Baden-Würt­temberg-Oberliga zurückgezogen hat. „Es fehlen die Einnahmen, da kann es noch einige Vereine treffen“, sagt er und rechnet vor, dass etwa in Wolfschlugen pro ausgefallenem Spieltag etwa 5000 Euro fehlen - an Eintrittsgeldern, Einnahmen aus der Bewirtung noch nicht eingerechnet. „Wir als Bezirk können da nicht viel helfen“, bedauert Stoll.

Die Fußballer der Region kennen diese Probleme, sind aber nicht im selben Maß betroffen - weil sie weniger in hohen Spielklassen vertreten sind. Ein Oberligist und ein Verbandsligist sind das Höchste im Bezirk, obwohl dieser von der regionalen Ausdehnung und der Zahl der Vereine (128/46) größer ist als der der Handballer - der Teams von der breiten Mitte ausgehend bis zur 3. Liga zu bieten hat. „Wir sind eine Handball-Hochregion. Natürlich trifft es die Vereine, die in höheren Ligen spielen, härter“, sagt Veit. Er macht sich über andere Dinge Sorgen: „Ich weiß nicht, wie viele Pächter von Vereinsgaststätten übrig bleiben“, erklärt er. Was ihn vor allem umtreibt: „Ich frage mich, wie wir die Kinder und Jugendlichen halten können, viele haben irgendwann keinen Bock mehr. Die erste Mannschaft ist das Aushängeschild eines Vereins, aber die Kinder sind die Basis.“ Veit jedenfalls ist kein Freund von E-Sports: „Vor dem Computer zu sitzen, kann den Sport nicht ersetzen, die Kinder müssen raus auf die Straße.“ Oder in die Sporthalle.

Sowohl Stoll als auch Veit mahnen weiter zur Geduld. Ihre Zuversicht aber lassen sie sich nicht nehmen. „Es gibt verschiedene Varianten, wie wir die Saison zu Ende spielen können“, sagt Veit. Stoll hat bei seinen Hoffnungen für 2021 auch, aber nicht nur den Sport im Kopf: „Ich wünsche mir, dass wir geduldig bleiben und irgendwann ins normale Leben zurückkehren können, mit persönlichen Treffen, Festle und allem, was dazugehört. Und dass wir die Saison einigermaßen anständig fertigspielen können.“

Wenn es so weit ist, werden die beiden Funktionäre ihren Beitrag leisten.Sigor Paesler