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Zwei Jahrzehnte ein Tandem

Abschied Erich Merkle und Andrea Geltz haben fast 20 Jahre gemeinsam die Geschicke der Lenninger Grund- und Werk- realschule gelenkt. Von Anke Kirsammer

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Beinahe zwei Jahrzehnte lang haben Erich Merkle und Andrea Geltz die Lenninger Grund- und Werkrealschule geprägt. Nun gehen der Rektor und die Konrektorin in den Ruhestand. Ein Jahr früher als ursprünglich geplant nimmt Erich Merkle seinen Hut. Aus den Gründen macht er keinen Hehl: Ständig neue, äußerst kurzfristig umzusetzende und nicht immer nachvollziehbare Corona-Vorgaben vergällten dem 64-Jährigen am Ende den Job. „Was hätte gegen Wechselunterricht gesprochen?“, fragt sich seine Stellvertreterin Andrea Geltz. Stattdessen seien die Lockdowns sehr belastend gewesen. Vor allem mit Blick auf die Werk- realschule sagt sie: „Wir haben auf dem Weg auch Schülerinnen und Schüler verloren.“ Sie bräuchten oft eine besondere Fürsorge. Die Beziehung zur Lehrerin oder zum Lehrer sei häufig entscheidend.

In den fast 20 Jahren seines Wirkens hat das Tandem vieles auf den Weg gebracht: „Als ich an die Schule kam, lernte in den Klassen 5 bis 9 nur ein einziges Mädchen ein Instrument“, erinnert sich Erich Merkle.

Heute spielen dank der Zusammenarbeit mit der Musikschule sämtliche Fünft- und Sechstklässler Gitarre oder ein Blasinstrument. „Unsere Aufgabe ist, dass sich Kinder zu stabilen, ganzheitlich gebildeten Persönlichkeiten entwickeln“, sagt der Schulleiter. Musik ist für ihn dabei ein wichtiger Baustein. Andrea Geltz ergänzt: „Viele Schülerinnen und Schüler bei uns haben schlechtere Startchancen. Sie brauchen die Schule für neue Impulse.“

Impulse geben auch die zahlreichen Bildungspartner, die im Laufe der Jahre an Land gezogen wurden: Vereine, die Kirchheimer Familien-Bildungsstätte etwa, der Kreisjugendring, die örtliche Bücherei, das Freibad, der „Männerstammtisch“ und die Verbundschule Dettingen gehören dazu. Gesetzt wird außerdem auf Schulsozialarbeit, auf Privatleute - meist Eltern, die Projekte anbieten -, auf Angebote wie die Schülerfirma und die Teilnahme an Wettbewerben. „Wenn Schülerinnen und Schüler ihre Stärken erleben, können sie große Fortschritte machen“, betont Erich Merkle.

Wert legt das Leitungsgremium auf das Berufswahlsiegel „BoriS“. Längst ist die Berufsorientierung an der Schule damit zertifiziert. Mit dem Handels- und Gewerbeverein Teck hätte darüber hinaus eine Ausbildungsplatzbörse stattfinden sollen. Sie musste pandemiebedingt ausfallen. „Die Pläne dafür liegen in der Schublade“, sagt Andrea Geltz - eine Steilvorlage für die Nachfolger in Rektorat und Konrektorat.

Das künftige Leitungsteam kann sich auch auf eine gut ausgestattete Schule freuen. Lob gab es dafür von Erich Merkle bei der Verabschiedung im Gemeinderat in Richtung Kommune: „Sie sind eine gute Schulträgerin“, hob er hervor. Bürgermeister Michael Schlecht hatte zuvor seinerseits das Engagement der Schulleitung gewürdigt.

Alles lief in den vergangenen beiden Jahrzehnten an der Tobelstraße freilich nicht nach Plan: So verhinderte das Schulamt die Umwandlung in eine Gemeinschaftsschule. Auch nach fast fünf Jahren für Erich Merkle ein „bitterer Moment“. Doch mittlerweile geht er nicht mehr davon aus, dass damit ein besseres Konzept verbunden wäre. Die Anmeldezahlen geben ihm recht. Während andere Werkrealschulen um ihre Existenz bangen, wurde die in Lenningen nie in Frage gestellt. Zusammen mit der Grundschule unterrichten die knapp 30 Kollegen rund 250 Kinder und Jugendliche.

Erich Merkle und Andrea Geltz gehören von September an nicht mehr zur Schulgemeinschaft. „Runterkommen, Beziehungen pflegen“, lautet der Wunsch des scheidenden Rektors für seinen Ruhestand.

Andrea Geltz kann sich vorstellen, „neue Wege zu gehen“. Doch bevor sie neue Aufgaben anpackt, will sie erst mal ankommen und durchschnaufen. - „Es war eine turbulente Zeit.“