Energietour: Traditionelles Sommerradeln mit der Oberbürgermeisterin
Pedaleure voller Energie

Zum Sommerauftakt tritt Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker stets kräftig in die Pedale. Interessantes kann dabei ihr Gefolge erfahren. Diesmal stand die Radtour unter dem Thema „Erneuerbare Energien und Umweltschutz“.

Ein gutes Dutzend energiegeladener Pedaleure fand sich am Martinskirchplatz ein, um sich quasi aus dem Sattel über erneuerbare Energien in Kirchheim zu informieren. Mit dabei: ein Kirchheimer Neubürger, soeben aus Glücksburg an der Flensburger Förde an den Albtrauf gezogen, sowie eine starke Truppe der Dienstagsradler vom Kirchheimer Bürgerbüro.

Nahezu 28 Kilometer legt die Lauter vom Zusammenfluss­ der Schwarzen und der Weißen Lauter in Lenningen bis zur Mündung in Wendlingen zurück. Der Höhenunterschied auf dieser Strecke liegt bei über 210 Metern. – Kein Wunder also, dass das Flüsschen einst von Mühlen und Wasserkraftwerken gesäumt war. Aus Liebhaberei, resultierend aus technischem Interesse und Umweltschutzbestrebungen, hat Helmut Kapp im Jahr 2004 ein altes Kraftwerk erworben und fachmännisch saniert. „150 bis 160 Haushalte können dadurch mit Strom versorgt werden“, informierte Kapp die Radler vor Ort. Dieses Jahr allerdings ist von Niedrigwasser geprägt und dürfte weit hinter dem Durchschnittsertrag von 500 000 Kilowattstunden im Jahr zurückfallen.

Einen Blick in die Zukunft wagte die Oberbürgermeisterin am Kirchheimer Bahnhof. Dort soll im Frühjahr eine Fahrradstation entstehen, bei der man beispielsweise Pedelecs leihen kann. Der Strom für deren Betrieb soll über ein Solardach direkt vor Ort erzeugt werden. Weitere Visionen zielen darauf, im bisherigen Güterschuppen eines Tages Brennstoffzellen in Triebwagen einbauen zu können.

Rund 200 000 Kilogramm CO2 wollen die Aktiven, die die Bürgersolaranlage in Lindorf auf die Beine gestellt haben, innerhalb von 20 Jahren einsparen. 2008 ist die Anlage als zweite in Kirchheim ans Netz gegangen, wie Ortsvorsteher und Mitinitiator Stefan Würtele vor Ort mitteilte. 21 000 Kilowattstunden bringt die Anlage im Jahr.

Geld ist nicht alles – das wurde auf der Radtour angesichts der ambitionierten Projekte wiederholt deutlich. „Lohnen tut sich das Ganze allemal“, machte Stefan Würtele die Motivation klar und verwies auf die CO2-Einsparungen und die Investitionen in Zukunftstechnik. Last, not least bleibe das investierte Geld, ebenso wie das verdiente, in der Region.

Innerhalb von sechs Jahren hat sich die Investition von Martin Döbler in eine Holzhackschnitzelheizanlage amortisiert, rechnete der Chef des Familienbetriebs Döb­ler, Landschaftsbau und Biomasserecycling, den Gästen vor. Mit der Anlage beheizt er derzeit seine Firmenhalle samt Bürotrakt und zwei Wohnhäuser – und spart damit glatt 30 000 Liter Heizöl ein. Die Schnitzel produziert sein Betrieb vor Ort selbst.

Energiewälder aus Pappeln im Osten haben Heinz Döbler inspiriert, auch hier auf insgesamt acht Hektar das schnell wachsende Holz, das auch auf schlechtem Boden gedeiht, anzupflanzen. Heuer steht erstmals eine Ernte an.

Tour-Ende war bei den Bürgerseefreunden. Dort informierte deren Erster Vorsitzender, Volker Mangold, die Gäste darüber, dass der Verein seit nunmehr 56 Jahren das Gelände rund um die Seen im Sinne des Naturschutzes sauber hält. Allerdings scheint die Begeisterung, für die Natur Verantwortung zu übernehmen, nicht in der jungen Generation Fuß zu fassen. Wie Mangold betonte, hat der Verein die üblichen Probleme: Das Durchschnittsalter liegt knapp unter 65. Die Bürgerseefreunde haben heute etwa 360 Mitglieder, wovon 40 bis 50 aktiv tätig sind.

Ohne Zweifel bestätigte sich bei der Radtour einmal mehr der Satz, dass Reisen bildet, und wenn‘s nur ein Stunden-Trip ist. „Wann wurden die Bürgerseen erstmals urkundlich erwähnt?“, fragte die Oberbürgermeisterin, die die Radtour mit dickem Aktenordner im Gepäckkorb antrat, in die Runde. Die Antwort lautete 1721. Doch erst 1906 wurden die Seen in ihrer heutigen Form von einem Privatmann angelegt. In den 30er-Jahren erlebten sie eine Blütezeit als Ausflugsziel, präsentierten sich aber nach dem Krieg zunächst total verschilft wieder.

Unter Schatten spendenden Bäumen kehrten die hungrigen und durstigen Radler im Vereinsheim der Bürgerseefreunde abschließend ein. Klarer Favorit auf den Tellern: leckerer Wurstsalat, und passend dazu – wie könnt‘s auch anders sein – ein Radler.

Rund sechs Stunden und exakt 20 Kilometer später endete die Tour da, wo sie angefangen hatte: auf dem Martinskirchplatz. Sie werde sich fürs nächste Jahr wieder etwas Neues einfallen lassen, versprach die Stadtchefin abschließend der wissbegierigen Runde. Zeit dazu hat sie ab morgen, denn dann ist Urlaub angesagt.