Kreis Esslingen. Marketing ist alles. Das gilt nicht nur im Tourismus. Dies
sollten sich auch Direktvermarkter am Albtrauf zu Herzen nehmen. Dabei sind die blühenden Streuobstwiesen im Frühling nicht nur für Hochglanzbroschüren gut. Denn, wer die runden, pausbäckigen Früchte in fester oder flüssiger Form an den Mann bringen will, muss sich etwas einfallen lassen.
Darüber hinaus könnte sich Seiz, langfristig gesehen, ein Streuobst-Erlebnis-Haus vorstellen, das das Freilichtmuseum in Beuren, das Weinmuseum Metzingen, das Obstbaumuseum Glems, das Biosphärenzentrum Münsingen sowie die Pomologie in Reutlingen ergänzt.
Mit seinen Ideen wollte der Waldstettener Mostereibetreiber die vielen Angebote, die es bereits in den Landkreises Esslingen und Reutlingen gibt, nicht hintanstellen. „Das Angebot schreibt sich von und zu“, so der Werbefachmann, zumal sich die 17 Mostbesen, 16 Lehrpfade und Schaugärten, 33 Direktvermarkter und die fünf themennahen Museen großer Beliebtheit erfreuen. Doch zeigt der Blick ins Mostviertel, dass die Schwaben an der „Obststraße“, was das Rühren von Werbetrommeln anbelangt, von den Österreichern noch etwas lernen können. Dort leben doppelt so viele Direktvermarkter von ihren Produkten und die Übernachtungen wurden zwischen 2000 und 2009 um 71 Prozent gesteigert. Warum sollten nicht auch die Streuobstwiesenbesitzer, Mostereien, Gastronomen und Hoteliers an der kreis- und branchenübergreifenden „Obststraße“ von einem gezielten, überregionalen Marketing profitieren? Schließlich führt die 150 Kilometer lange Autoroute durch West- und Mitteleuropas größte zusammenhängende Streuobstlandschaft.
Natürlich sollen auch die Fahrradfahrer auf ihre Kosten kommen. Für sie gibt es eine 66 Kilometer lange Hauptroute entlang des Albtraufs, wobei bereits bestehende Strecken wie der Ermstal-Obstradweg und der Dettinger Kirschenweg angebunden werden. Wer daran denkt, auf Schusters Rappen durch die Streuobstwiesen zu wandern, den muss Alexander Seiz noch etwas vertrösten. „Wir wollen die Wanderroute gemeinsam mit dem Albverein besprechen und erstellen.“
Seit Mitte April arbeiten Kohl& Partner gemeinsam mit einer Projektgru
ppe an der „Machbarkeitsstudie Obststraße“, die den Kreis 4 173 Euro kostet. Im kommenden Frühjahr will der PR-Berater wieder in den Ausschuss für Technik und Umwelt des Kreistags kommen. Dann wird er den Endbericht vorstellen und Näheres über Organisation und Finanzierung sagen.
Bis jetzt ist angedacht, dass Landkreise, Gemeinden, Anbieter und Direktvermarkter, in einem Verein organisiert, je ein Viertel der laufenden Kosten übernehmen, wobei Seiz von einem Betrag zwischen Null und 10 000 Euro pro Landkreis sprach. Außerdem plädierte der PR-Berater dafür, die „Obststraße“ dem Büro des Biosphärengebietszentrums anzugliedern.
Landrat Heinz Eininger war nicht nur eine „schlanke Organisation“ wichtig. Er will in der Ausschusssitzung in fünf Monaten auch einen griffigen Titel hören. „Obststraße ist nicht der Hit“, war sich Wilfried Nobel, SPD, mit dem Landrat einig.