Festliches Neujahrskonzert mit Trompete und Orgel in der Weilheimer Peterskirche
Perfekt aufeinander eingespielt

Weilheim. An nichts hatte es gefehlt an „Dreikönig“ in der Peterskirche Weilheim, als Bernhard Kratzer und Paul Theis ihr festliches Konzert mit 


Ernst Leuze

Trompete und Orgel zum Jahresbeginn gaben: weder an festlich gestimmten Zuhörern noch an attraktiven Sitzplätzen (die Stühle waren zur Orgel hin gedreht), und auch nicht an festlicher Optik (zwischen illuminiertem Christbaum und strahlend beleuchteter Orgel spannte sich der prächtig ausgemalte Kirchenraum). Last but not least gehörten auch ein virtuoser und stilsicherer Organist dazu und ein absolut ebenbürtiger Trompeter.

Problematisch wurde es erst bei den Instrumenten. Eine schwäbische Orgel der 50er-Jahre ist eben für französische Barockmusik so wenig geeignet wie ein Mostglas für Champagner. Und was die Trompete anbelangt: Bis zur Klassik gab es noch gar keine Ventilinstrumente. Deswegen fehlte es völlig an originaler alter Musik für moderne Trompete. Man muss den beiden Künstlern zugestehen, dass sie dieses Dilemma nicht verschwiegen haben, sondern ehrlicherweise im Programm vermerkten, dass – bis auf die beiden Orgelwerke von Daquin und Rinck – durchweg Bearbeitungen gespielt wurden. Geradezu schauderhaft für Stilpuristen! Dem begeisternden Beifall nach zu 


Herrliche Musik 
wurde unbefangen 
genossen

schließen, fehlten diese im Publikum. Ganz unbefangen wurde die herrliche Musik genossen.

Vor diesem Hintergrund kann man die perfekt aufeinander eingespielten Musiker nur in den höchsten Tönen loben: Bernhard Kratzer für sein blitzsauberes und doch beseeltes Spiel, für seine eleganten Verzierungen, seine wirkungssicheren Lautstärkeabstufungen und einen Ton, der immer die rechte Mitte fand zwischen Geschmetter und Gewimmer. Den Organisten für sein gut abgestuftes Non-legato-Spiel, der bockigen Traktur erfolgreich abgerungen, für seine penibel ausgearbeiteten Registrierungen, seine traumhaft sichere Agogik, und überhaupt für eine musikalische Ausstrahlung, die normales Organistenkönnen himmelweit übersteigt.

Da fiel der Schönheitsfehler kaum ins Gewicht, dass im Noël von Daquin die ternären Rhythmen fehlten oder bei Vivaldis „Winter“ aus der Orgel halt doch kein Streichorchester wurde. Vielleicht sollte man es erst gar nicht versuchen. Doch Utopie kann so schön sein!

So weit aufs Glatteis bewegte sich Bernhard Kratzer zum Glück nicht. Trotzdem würde er sich nichts vergeben, wenn er bei unbetonten Noten aufs Vibrato verzichtete; er kann doch auf die Wirkung seiner schwindelerregenden Diminutionen voll


Sie sind 
halt echte 
„Rampensäue“

vertrauen und auf den gemütsergreifenden Klang seines Corno da caccia mit dem Paradestück „Drei Könige aus Morgenland“ von Peter Cornelius.

Gerne würde man das Duo Kratzer-Theis bald wieder bei uns hören, denn die beiden spielen auch nach 15 Jahren Zusammenarbeit so frisch und lebendig wie am ersten Tag. Wie sagt man doch unter Musikern, wenn‘s um höchstes Lob geht: Sind halt echte „Rampensäue“ – mögen sie‘s noch lange bleiben!