Lore und Johann Lehner aus Brucken feiern morgen das Fest der diamantenen Hochzeit
Perfekte Arbeitsteilung in der Küche

Lenningen. Gemütlich sitzen die beiden auf dem Sofa, erzählen aus ihrem Leben und nehmen sich immer wieder gegenseitig auf den Arm: Lore und Johann Lehner aus Brucken, die morgen ihre diamantene
 Hochzeit feiern. Das Ehepaar hat sich in all den gemeinsamen Jahren seinen Humor bewahrt und das Leben gemeistert, auch wenn es nicht immer einfach war.

Johann Lehner ist 1933 in Glaserhau in der heutigen Slowakei geboren. Es ist jener Ort, der zu trauriger Berühmtheit gelangte und als „Massaker von Glaserhau“ in die Geschichtsbücher eingegangen ist. Alle Männer im Ort, im Alter zwischen 16  und 60 Jahren, mussten zu einem „Arbeitseinsatz“ ausrücken. Einige von ihnen hatten am Waldrand ihr eigenes Grab zu schaufeln. Als es fertig war, mussten alle versammelten Männer in die Grube und wurden von Partisanen erschossen. Unter den 187 Opfern waren der Vater und der 16-jährige Bruder von Johann Lehner. „Es war furchtbar, die Schreie der Männer zu hören“, erinnert sich der 80-Jährige heute noch mit Grauen daran. Nur wenige Tage später rückte die deutsche Armee in den Ort ein. „Die Toten wurden dann wieder ausgegraben und ordentlich bestattet“, erzählt Johann Lehner, der als Elfjähriger mit Freunden diesem Geschehen zuschaute.

Schon 1945 wurde er mit anderen Karpatendeutschen vertrieben. Die gerade ein halbes Jahr alte Schwester überlebte den Transport in den zugigen Waggons nicht und starb an einer Lungenentzündung. Schließlich kam die Familie – die Mutter mit ihren noch verbliebenen sieben Kindern – im Flüchtlingslager Schwertmühle in Esslingen an. Als nun ältester Sohn musste Johann Lehner für die Familie sorgen. Ein Jahr lang arbeitete der Bauernsohn bei einem Landwirt in Köngen für Lebensmittel. Dann verdiente er in unterschiedlichen Berufen sein Geld und lieferte seinen Wochenlohn pflichtbewusst bei der Mutter ab.

Lore Lehner ist eine gebürtige Bruckenerin. Ihren Vater hat sie im Alter von zehn Jahren 1943 das letzte Mal gesehen, er ist in Russland vermisst. Nach der Schule lernte sie bei katholischen Schwestern in Kirchheim das Nähen, ehe sie ihren Lebensunterhalt unter anderem bei der Firma Behr verdiente. „Auf dr Burg in Esslingen isch a Feschd, do ganga mr na“, bestimmte eines Tages eine Kollegin – und so haben sich Lore und Johann Lehner beim Tanz der Feuerwehr 1950 kennengelernt. „Oh je, da ist es spät geworden“, erzählt Lore Lehner lachend. Die Mutter habe sich sehr gesorgt und „arg geschimpft“. Das tat der jungen Liebe jedoch keinen Abbruch und schließlich heirateten die beiden am 18. Juli 1953.

Vier Kinder hat das Ehepaar und sechs Enkel. „Ins G‘schäft“ gingen beide ein Leben lang. Hauptsächlich als Gipser arbeitete Johann Lehner. „Ich war keine Stunde arbeitslos“, sagt er stolz. Lore Lehner war bei Leuze beschäftigt und sorgte später lange Zeit im Unterlenninger Kindergarten für Sauberkeit. Weil sich auch noch ihre Mutter zu pflegen hatte, griffen ihr bei der Arbeit Mann und eine Tochter tatkräftig unter die Arme. „Das war nicht einfach, damals“, sagt sie über diese Zeit.

Heute lassen es die beiden ruhiger angehen, wobei, so ganz ohne Arbeit geht es nicht. Die Jubilarin pflanzt in ihrem Garten weiterhin Gemüse an und Johann Lehner baute für Tomaten und Schlangengurken ein Gewächshaus. In der Küche arbeiten sie gemeinsam. „Seit er in Rente ist, will er seinen Braten selber machen – und vor allem würzen“, verrät Lore Lehner. „Der Opa macht den besten Sauerbraten“, weiß auch die Enkelin die Kochkunst ihres Großvaters zu schätzen. Die Großmutter ist dagegen berühmt für ihre Kartoffelknödel. Ihren Festtag morgen wollen die beiden ruhig angehen. Die Familie schaut vorbei und Kaffee und Kuchen gibt es allemal.