Fragen an die Bundestagskandidaten
Pflege

Immer mehr Menschen werden pflegebedürftig. Wie wollen Sie diese Herausforderung meistern?

Symbolbild: Markus Brändli

Nils Schmid (SPD):

Pflegebedürftigkeit darf kein Armutsrisiko sein. Deswegen wollen wir das bisherige Nebeneinander von gesetzlicher und privater Pflegeversicherung beenden. Stattdessen schaffen wir ein gemeinsames, solidarisch finanziertes Pflegesystem, das allen Menschen eine sichere Versorgung bietet, stabile Beiträge gewährleistet und vor finanzieller Überforderung im Pflegefall schützt. Die hohen Eigenanteile bei den Pflegekosten in der stationären Langzeitpflege wollen wir durch eine Begrenzung auf 1.000 Euro pro Monat deckeln. Wir wollen die Arbeitsbedingungen in Gesundheitsberufen verbessern.

Matthias Hiller (CDU):

Wir müssen Anreize zur Gesundheitsprävention schaffen. Entscheidend wird sein, dass wir länger gesund bleiben. Wir müssen uns selbst mehr um uns und unser Wohnumfeld kümmern, soziale Kontakte pflegen, Netzwerke aufbauen und am Leben halten. Darüber hinaus werden technologischer Fortschritt und künstliche Intelligenz helfen. Alleine darauf zu vertrauen, dass der Arbeitskräftemangel in der Pflege über Zuwanderung gelöst wird, ist nur eine Scheinlösung. Auch wenn wir diese Zuwanderung benötigen: Die Aufgabe ist zu groß, es braucht einen ganzen Strauß an Maßnahmen.

Matthias Gastel (Grüne):

Wir brauchen ausreichend qualifiziertes Pflegepersonal. Der Personalaufbau hat längst begonnen. Es braucht aber auch moderne Betreuungsmodelle, die den Wünschen der Pflegebedürftigen gerecht werden. Dies kann die häusliche Pflege, die ambulante oder die stationäre Pflege in verschiedensten Ausprägungen sein. Auch Mischformen wie „Stambulant“ haben sich bewährt.

Renata Alt (FDP):

Pflegeanbieter müssen von unnötigen bürokratischen Pflichten befreit werden. Durch bessere Vereinbarkeit von Pflege und Beruf können pflegende Angehörige entlastet werden. Wir wollen im In- und Ausland mehr Pflegefachkräfte gewinnen und dafür die Anerkennungsverfahren für ausländische Pflegekräfte drastisch vereinfachen. Durch digitale Anwendungen, Automatisierung und Robotik wollen wir maßgeblich zur Entlastung des Pflegepersonals beitragen. Zudem setzen wir uns für mehr Anreize für private Pflegevorsorge sowie für die Gleichbehandlung von betrieblicher Pflegevorsorge und Betriebsrente ein.

Christof Deutscher (AfD):

Die Situation der Pflegebedürftigen und ihrer Angehörigen wollen wir erleichtern, indem wir die häusliche Pflege deutlich höher finanziell honorieren. So können es sich mehr Familien leisten, ihre pflegebedürftigen Angehörigen in vertrauter häuslicher Umgebung selbst zu betreuen. Die Unterstützung bei Krankheit oder Urlaubswunsch der pflegenden Angehörigen durch verbesserte ambulante und befristete stationäre Angebote muss ausgeweitet werden. Insgesamt werden so der Pflegebedürftige und pflegende Angehörige bessergestellt und gleichzeitig die Pflegekasse entlastet.

Clara Meier (Die Linke):

Die Linke fordert eine solidarische Pflegevollversicherung, die alle pflegerischen Leistungen abdeckt und Eigenanteile langfristig abschafft. Heimkosten sollen gedecktelt werden, Investions- und Ausbildungskosten übernehmen Länder. Zur Bekämpfung des Personalmangels fordern wir 100.000 zusätzliche Pflegekräfte, die mithilfe von besseren Arbeitsbedingungen, flächendeckenden Tarifverträgen und eine gesetzliche Personalbemessung angeworben werden sollen. Pflegende Angehörige sollen durch sechs Wochen Freistellung bei vollem Lohnausgleich und den Ausbau der Kurzzeitpflege entlastet werden.