Kinderärzte werden initiativ – Notfalldienst in neuen Räumen in Nürtingen mit neuen Zeiten
Praxis liegt zentral im Altkreis

Der kinderärztliche Notfalldienst ist umgezogen. Ab Samstag, 28. Mai, ist er nicht mehr im Kirchheimer Krankenhaus zu finden, sondern in der Mühlstraße 44 in Nürtingen.

Kirchheim. Eltern aus dem Raum Kirchheim müssen ab Ende Mai im Notfall einen etwas längeren Weg in Kauf nehmen, um ihren Sprössling medizinisch erstversorgen zu lassen. Durch Umbaumaßnahmen in der Kirchheimer Klinik bedingt, mussten sich die Kinderärzte des Vereins kinderärztlicher Notfalldienst auf die Suche nach einem neuen Quartier machen. Fündig wurde der Verein, dessen Vorsitzende die Kinderärztin Dr. med. Cornelia von Schröders ist, in Nürtingen. Dort, in der Mühlstraße 44, war ehemals die Kinderarztpraxis Franz-Gerstein. „Die Räume sind also auf kinderärztliche Arbeit zugeschnitten und eignen sich ganz ideal für die Versorgung unserer kleinen Patienten an den Wochenenden“, sagt Dr. von Schröders. „Wir legen sehr viel Wert auf gute kinderärztliche Versorgung und haben uns dazu verpflichtet, alle Patienten selbst zu versorgen und uns nicht von angestellten Kollegen die Arbeit an den Wochenenden abnehmen zu lassen, wie es in vielen Notfallpraxen üblich ist.“ Deshalb werden sich die 16 im Verein zusammengeschlossenen Mediziner an Wochenenden und Feiertagen in der Mühlstraße 44 gemeinsam mit Praxishelferinnen abwechseln.

Die Notfallpraxis ist zuständig für den Altkreis Nürtingen und deckt damit ein Gebiet ab, das von Neckartenzlingen bis Plochingen und Reichenbach sowie vom Aichtal bis Neidlingen reicht. Damit gibt es im Landkreis Esslingen auch weiterhin drei kinderärztliche Notfalldienste: einen in Nürtingen, einen auf den Fildern und einen in der Esslinger Klinik.

„Uns ist es wichtig, dass die Eltern den Notfalldienst finden“, sagt der Kirchheimer Kinderarzt Ulrich Kuhn. Das war zumindest für die Mütter und Väter aus dem Raum Kirchheim bisher einfacher. Dagegen hatten die Altenrieter, Neckartenzlinger, Neckartailfinger oder Bempflinger einen langen Anfahrtsweg ins Krankenhaus der Teckstadt, wo die Notfallpraxis untergebracht war. Ab nächster Woche werden die Kinderärzte deshalb Flyer in ihren Praxen auslegen, in denen die neue Situation und der Weg in die Nürtinger Mühlstraße beschrieben werden. „Oder man gibt die Adresse ins Navi ein“, empfiehlt Kuhn, der die neue Notfallpraxis in der Neckar­stadt eher als Rückschritt empfindet. „Die Infrastruktur ist einfach eine andere als in einem Krankenhaus.“ Deshalb versteht er es, wenn Eltern in den Randgebieten des Altkreises Nürtingen im Ernstfall gleich in die Kinderklinik Esslingen oder ins Zent­rum für Kinderheilkunde und Jugendmedizin nach Göppingen fahren. „Das war aber auch bisher schon so“, meint der Kirchheimer Kinderarzt.

Auch die Weilheimer Kinderärztin Dr. med. Regine Geiß-Holtorff trauert den Kirchheimer Zeiten nach. „Wir wollen modern sein und dann verlagern wir Notfallpraxen weg von den Krankenhäusern“, schüttelt sie den Kopf und verweist auf Esslingen, Göppingen und Reutlingen, wo die kinderärztlichen Notfalldienste den Kliniken angeschlossen sind. Doch Dr. Geiß-Holtorff will die Vergangenheit mit ihren Strukturentscheidungen ruhen lassen und lieber nach vorne und nach Nürtingen blicken. Sie sieht es positiv, dass die Kinderärzte weiterhin gemeinsam auftreten und in aufwendiger Eigeninitiative die zentral im Altkreis liegende Versorgungspraxis geschaffen haben. Ähnlich dem kinderärztlichen Notdienst auf den Fildern. Dort schlossen sich acht Kinderarztpraxen zusammen, um an Wochenenden und Feiertagen in den eigenen Räumen ihre kleinen Patienten zu versorgen.