Irene Strifler
Kirchheim. „Die Praxisgebühr war überflüssig, denn sie hat ihre eigentliche Funktion nie erfüllt“, ist die Meinung von Klaus Hölzel. Die Gebühr sei ein „Bürokratiemonster“ gewesen und habe das Ziel, die Zahl der Arztbesuche zu steuern, verfehlt. Dafür habe sie viel Verwaltungsaufwand verursacht und Ärger durch Außenstände. Sinnvoller wäre nach Meinung des Apothekers ein Eindämmen der „Kasko-Mentalität“: Bei besonderen Leistungen sollten Patienten auch kostenmäßig beteiligt werden. Allerdings glaubt er nicht, dass es dafür politische Mehrheiten geben könnte.
„Der Verwaltungsaufwand war höher als der Nutzen“, ist auch die Meinung von Monika Riemer. Möglicherweise sei nicht schlecht gewesen, dass der eine oder andere gut überlegt habe, ob er nun zum Arzt gehen solle. Aber insgesamt hätten die Nachteile überwogen, zumal gerade in den Arztpraxen ohnehin schon zu viel Verwaltungsarbeit und Papierkram anfalle. Leider liege im Gesundheitssystem manches im Argen, angefangen bei der Herangehensweise an die Medizin, die stark auf bloße Apparatemedizin fokussiert sei. Über eine Gebühr könne man derlei Entwicklungen aber nicht stoppen.
„Richtig gut“ findet Demetrius Milionis die Abschaffung der Gebühr, vor allem für die Rentner. Für diese Bevölkerungsgruppe sei die Zahlung eine Zumutung gewesen, argumentiert er. Im Alter müsse man eben häufiger zum Arzt. Gehe ein Ehepaar jedes Quartal zum Arzt, kämen allein dadurch 80 Euro im Jahr zusammen, rechnet er vor. Das sei eine Menge Geld bei schmalen Renten. Verschmitzt merkt der Befragte an, dass es kein Zufall sein könne, dass die Praxisgebühr ausgerechnet im Wahljahr abgeschafft werde.
„Ich hab‘s halt bezahlt – was bleibt einem anderes übrig“, kommentiert Monika Authaler die Gebühr, deren Abschaffung sie für richtig hält. „Es ist schlimm, wenn jemand, der einen Arzt braucht, sich keine medizinische Hilfe leisten kann“, gibt sie zu bedenken. Wenn mehr Geld im System benötigt werde, sei dies über eine minimale Erhöhung der Versicherungsbeiträge sinnvoller und ohne zusätzlichen Verwaltungsaufwand machbar, gibt Monika Authaler zu bedenken. Wer keine Leistungen benötige, der sei dadurch belohnt, dass er zu den Gesunden gehöre.Fotos: J.L.J.