Bissingen. Nach einem aufmunternden und bestärkenden Händedruck von Prälaturpfarrer Wagner, Partnerschaftsbeauftragter der Landeskirche für Osteuropa, begann Priester Wassin seinen ersten Gottesdienst auf einer schwäbischen Kanzel. In sehr gut verständlichem Deutsch gab er seiner Freude darüber Ausdruck, bekannte zugleich aber auch sein Lampenfieber. Die besondere Altardecke gefiel ihm sehr gut. Eine Floristin hatte sie für die Hochzeit ihrer Freundin in einer katholischen Kirche eine Woche zuvor gemacht und sie jetzt ihrer Heimatgemeinde für diesen Gottesdienst zur Verfügung gestellt. Hunderte von echten Ginkgoblättern aus dem Pfarrgarten in Bissingen waren für Priester Wassin ein Symbol für die Einheit der Christen und die Ökumene. Sofort fiel ihm auch das Gedicht J. W. Goethes über den Ginkgobaum ein. Das Wort und den Sinn von Mission interpretierte Alexej Wassin in einer sehr ungewöhnlichen und aufschlussreichen Weise. Dass sich der Priester sehr mit der Ökumene beschäftigt, wurde auch dadurch deutlich, dass er in seiner Predigt mehrmals ausführlich Martin Luther zitierte.
Gerne nahmen Alexej Wassin und seine Ehefrau Katja im Anschluss an den Gottesdienst die guten Wünsche der Bissinger entgegen. Er bekannte, dass es für ihn eine große Ehre und Freude wäre, wenn einige Bissinger an seiner Investitur am 27. November um 16 Uhr in der Stiftskirche in Tübingen teilnehmen würden.
Seit Anfang September ist Priester Wassin Mitarbeiter im Dienst für Mission, Ökumene und Entwicklung (DiMOE) der Evangelischen Landeskirche. Er ist Dozent der Geistlichen Akademie Minsk des Moskauer Patriarchats in Zhirovitschi, in Weißrussland. Im Verlauf seines Studiums war er in den 90er-Jahren drei Jahre Gaststudent an der Kirchlichen Hochschule Bethel-Bielefeld und Lektor für Deutsch und Hebräisch am Priesterseminar. Er erwarb das „Große Deutsche Sprachdiplom“ in Wien und studierte Fremdsprachen an der Uni Bari. Drei Jahre lang wird Alexej Wassin als ökumenischer Mitarbeiter für die württembergische Landeskirche arbeiten. In dieser Zeit wird er in Schulen, Gemeinden, Pfarrkonventen und kirchlichen Ausbildungsstätten Menschen mit der russischen Orthodoxie vertraut machen. Außerdem wird er orthodoxen Gläubigen in Württemberg die evangelische Theologie vorstellen. Mit der Einarbeitung von Alexej Wassin beauftragt ist Manfred Wagner, Geschäftsführer des landeskirchlichen Arbeitskreises Orthodoxe Kirchen zur Begegnung und Verständigung mit den Kirchen des Ostens. Wagner leitet das Prälaturpfarramt des Dienstes für Mission, Ökumene und Entwicklung in Reutlingen.
Seit einem Monat wohnt Alexej Wassin mit seiner Frau Katja in Tübingen. Seine Frau war Geigenspielerin am Minsker Opernorchester und hofft, ihr Violine zum Lob Gottes in der Kirchenmusik einsetzen zu können. Auch sie schätzt die Musik Johann Sebastian Bachs.gg/tb