Kreis Esslingen. Ab 1. August haben Kinder zwischen einem und drei Jahren Anspruch auf frühkindliche Förderung in einer Kindertageseinrichtung oder bei einer Tagesmutter. Ziel ist in Baden-Württemberg eine Betreuungsquote von 34 Prozent. Während die Städte und Gemeinden für den Ausbau der Kitas zuständig sind, hat der Landkreis durch ein verbessertes Zuschussmodell die Tagespflege gestärkt.
„Die Städte und Gemeinden haben große Anstrengungen unternommen, um ein bedarfsgerechtes Angebot zu schaffen“, sagte Heinz Eininger in der jüngsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses. Während die Nachfrage nach Betreuung für Kleinkinder in den letzten Jahren gestiegen sei, habe der Ausbau Schritt gehalten. 2009 gab es laut Eininger für fünf Prozent der unter Dreijährigen im Landkreis Esslingen Betreuungsangebote, Ende 2011 für 16,9 Prozent und im März 2012 für 19 Prozent. „Insgesamt knacken wir im Kreis die 34-Prozent-Marke“, sagte der Landrat. Allerdings sei es fraglich, ob das allen Kommunen gelingt. Außerdem sei es möglich, dass eine Quote von 34 Prozent in manchen Kommunen, gerade in den großen Kreisstädten, nicht ausreiche.
Möglichen Klagen von Eltern, die leer ausgehen und ihren Rechtsanspruch vor Gericht einfordern, sieht Eininger gelassen entgegen und spricht von „Einzelfällen“. „Klagen schaffen keine Plätze“, sagte er. Wer den Betreuungsbedarf nicht rechtzeitig angemeldet hat, könne ohnehin nicht klagen, sagte Eininger auf Nachfrage von Rainer Stephan (FDP). Eltern müssten ein halbes Jahr vorher mitteilen, dass sie einen Platz brauchen.
Der Fachkräftemangel im Erzieherinnenbereich war ein Thema in der anschließenden Diskussion. „Falls wir alle offenen Stellen besetzen können, werden im Herbst ein Drittel aller städtischen Mitarbeiter von Plochingen in der Kinderbetreuung arbeiten“, sagte Frank Buß (Freie Wähler), Kreisrat und Bürgermeister von Plochingen. Das verdeutliche die personelle Dimension des Kita-Ausbaus. „Die Hardware steht, die Software – nämlich die Erzieherinnen – fehlt“, sagte Solveig Hummel (SPD). Sie warf außerdem die Frage auf, ob Erzieherinnen für die Betreuung unter Einjähriger nicht Zusatzqualifikationen brauchen. Auch Caritas-Vertreterin Ursula Vaas-Hochradl sieht die Personalnot in den Kitas mit Sorge. „Wir haben die Leute gar nicht, um überall eine gute Qualität zu gewährleisten“, sagte sie.
Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, hat das Land gemeinsam mit dem Landesjugendamt die praxisintegrierte, vergütete Erzieherausbildung (PIA) konzipiert, die im Herbst 2012 auch im Landkreis Esslingen an den Start gegangen ist. Außerdem wird der Fachkräftekatalog im Kindertagesbetreuungsgesetz aktuell erweitert, damit weitere pädagogische Kräfte, also nicht nur Erzieherinnen, beschäftigt werden können.
Thema in der Diskussion waren auch die Bundesmittel, die für den Ausbau der Kindertageseinrichtungen bereitstehen. Heinz Eininger hatte mitgeteilt, dass der Bund den Kommunen mit einer zusätzlichen Finanzspritze in Höhe von 580,5 Millionen Euro unter die Arme greift. Allerdings fließen laut Frank Buß die Zuschüsse schon heute nicht so reibungslos, wie der Bürgermeister sich das wünschen würde. „Ich habe das Gefühl, dass Baden-Württemberg da eher in einer Verhinderungsrolle ist“, sagte er. „Wenn man im August einen Antrag auf Fördermittel stellt, bekommt man im Februar Bescheid“.