Lokales
Querpass: Wir Fußballmütter

Der sprichwörtliche „zwölfte Mann“ ist beim Fußball oft der wichtigste. Das ist längst unumstritten. Doch gleich danach kommen wir: die Fußballmütter.

Wir tragen zumindest zur Stimmung entscheidend bei: Abend für Abend waschen wir noch schnell von Hand die Deutschlandtrikots unserer Sprösslinge, damit sie für den nächsten Schultag einsatzbereit sind; schnell-schnell flicken wir den sturmbedingten Riss in der schwarz-rot-goldenen Flagge, damit sie weiter munter am Kinderzimmerfenster flattern kann; für den volljährigen Sohn stellen wir rechtzeitig WM-Bier kalt, für den kleinen kaufen wir Chips; wir drücken bei Deutschland-Spielen zu nächtlicher Stunde beide Augen zu, düster ahnend, dass das Chemiereferat am nächsten Tag mit Augenringen ebenso wenig eine Glanzleistung werden kann, wie‘s das Achtelfinalspiel gegen Algerien war.

Doch nicht nur das: Am Frühstückstisch debattieren wir zwischen Brote-schmieren und Kabakochen eifrig mit, ob Lahm nun links, rechts oder lieber doch Mitte spielen soll. Abends stimmen wir mit unseren Jungs ins nationenübergreifende Loblied auf Neuer ein und stänkern ein bisschen gegen den ach so überraschend farblosen Götze . . ., nicht, dass wir da unbedingt Expertinnen wären; nicht, dass uns Löws Mannschaftsaufstellung wirklich wichtig wäre – als Diskussionspartnerinnen sind wir aber innerfamiliär trotzdem anerkannt.

Das ist eine neue Erfahrung: Während unterm Jahr allenfalls der Vater die Bundesliga-Tabelle mit gebührendem Ernst kommentieren darf, zeigt sich die WM spielerischer und offener, einfach gut fürs Familienklima. Hier wird alles zum Thema, Ribérys Strandurlaub auf Ibiza wird mindestens so gründlich diskutiert wie Robbens Schwalbe. Hier darf jede(r) eine Meinung haben, und wenn‘s auch nur um Spielertattoos geht. Die innerfamiliäre Diskussion schwappt munter hin und her, ähnlich der Kameraführung: Spielfeld, Publikum, Trainerbank, Spielerfrauen, Copacabana und so weiter.

Wir Fußballmütter sind mit Spaß dabei – wohl wissend, dass das Vergnügen schnell vorbei sein kann. Doch solange die deutsche Elf noch nicht im Flieger sitzt, ist stimmungsmäßig beim Nachwuchs alles gut. Deshalb drücken wir auch heute wieder mit unseren Jungs und Meedels Jogis Trupp die Daumen und flehen Müller, Schweini & Co an: Lasst uns noch ein wenig Fußballmütter sein! (Gerne bis 13. Juli.)IRENE STRIFLER