Klaus und Ramona Winkler sehen derzeit keine Basis für weiteres ehrenamtliches Engagement
Rücktritt der Bürgerbus-Organisierer

In Kirchheims Partnerstadt Rambouillet stehen am Himmel­fahrtswochenende große Feier-
lichkeiten zu Ehren der deutsch-französischen Freundschaft an. Mit von der Partie sind viele Kirchheimer. Zwei, die sich bisher durch besonderes Engagement für die Städtepartnerschaft hervorgetan haben, werden allerdings fehlen: Klaus und Ramona Winkler. Sie sind von ihren Ämtern zurückgetreten.

Andreas Volz

Kirchheim. Ehrenamtlich waren Klaus und Ramona Winkler bislang im Partnerschaftsausschuss aktiv, unter anderem im Bereich Finanzen, und vor fünf Jahren haben sie von deutscher Seite aus die Organisation der Bürgerbusfahrten zwischen Kirchheim und Rambouillet übernommen. – Zur Zukunft der vielfältigen Austauschaktivitäten gab es viele Gespräche zwischen dem Ehepaar und der Stadtverwaltung. Nach Aussage beider Seiten müssen diese Gespräche durchweg positiv verlaufen sein, in gegenseitiger Achtung und geprägt von dem gemeinsamen Wunsch, die Beziehungen zwischen Kirchheim und Rambouillet auch weiterhin lebendig zu gestalten: durch Begegnungen von Schülern, Sportlern, Sängern und Künstlern, von Feuerwehrleuten und auch von „normalen“ Bürgern, die seit vielen Jahren die Tradition des Bürgerbus-Austauschs oder einer gemeinsamen Ferienwoche pflegen.

Trotz allem aber muss es in der Sache so unterschiedliche Ansichten gegeben haben, dass Klaus und Ramona Winkler ihr Ehrenamt niedergelegt haben und bei den Feierlichkeiten „50 Jahre Élysée-Vertrag“ in Rambouillet nicht mit dabei sind. Die notwendigen Organisationsaufgaben für die aktuelle Bürgerbusfahrt übernehmen sie gleichwohl noch. Wie es aber danach weitergeht, zum Beispiel mit dem Gegenbesuch der Rambolitains im kommenden Jahr, das ist noch nicht geklärt.

Den Bürgerbusfahrern gegenüber schreiben Klaus und Ramona Winkler von „politischen Gründen“ für ihre Amtsniederlegung, wobei sie vor allem die Finanzen und die Zukunft des Partnerschaftsausschusses ansprechen. Dabei scheint es sich tatsächlich um die wesentlichen Punkte zu handeln, die zum derzeitigen Zerwürfnis mit der Stadtverwaltung geführt haben. Trotz guter Gespräche gab es hier keine Annäherung in der Betrachtungsweise der Fakten.

Bis vor fünf Jahren habe die Stadt dem Partnerschaftsausschuss ein jährliches Budget von 8 000 Euro zur Verfügung gestellt – für sämtliche Aktivitäten, berichtet Klaus Winkler auf Nachfrage. Danach sei der Zuschuss deutlich gesenkt worden. An sonstigen Geldquellen habe es außerdem die Ficker-Stiftung gegeben, die sich nun aber stärker auf die Förderung von Kindern und Jugendlichen konzentriere und deshalb die Bürgerbusaktivitäten nicht mehr unterstütze.

Folglich fürchtete Klaus Winkler als Kassier des Partnerschaftsausschusses, dass künftig nicht mehr alle Austauschprogramme mit der Partnerstadt zu finanzieren seien. Die Stadt habe zwar zugesagt, Defizite auszugleichen, und sich an diese Zusage auch immer gehalten. Aber für den Kassier bedeutete das einen enormen zeitlichen Aufwand, immer wieder entstandene Kosten erklären oder gar rechtfertigen zu müssen.

Außerdem habe die Stadtverwaltung in die Verteilung der Kosten auf die unterschiedlichen Gruppen eingreifen wollen. Eine Gruppe erhalte aktuell zwar einen Extra-Zuschuss, was an sich erfreulich sei. Aber diese Zusatzförderung sei eben ohne Mitsprache des Ausschusses erfolgt, was für Klaus und Ramona Winkler eine Missachtung des Ehrenamts darstellt.

Kritik hätten sie auch entgegennehmen müssen an den Kosten für den Abschlussabend der Bürgerbustage in Kirchheim, die alle zwei Jahre stattfinden. Klaus und Ramona Winkler halten das Essen aber keinesfalls für überteuert und betrachten es als notwendiges „kleines Dankeschön“ für die Gastgeber, die sich vier Tage lang privat ins Zeug legten.

Im Eifer des Gefechts muss es auch noch geheißen haben, die Bürgerbusfahrer seien ja schließlich nur zum eigenen Vergnügen unterwegs. Das brachte für die Organisatoren das Fass zum Überlaufen, weil sie bei allen beteiligten Gruppen in gleicher Weise den Auftrag und die Aufgabe sehen, sowohl die Stadt Kirchheim als auch Deutschland gegenüber den französischen Partnern zu repräsentieren.

Ein letzter Punkt betrifft die Möglichkeit, selbst Finanzquellen aufzutun. Die Stadt habe es aber bisher abgelehnt, dass der Partnerschaftsausschuss bei Sponsoren anklopft oder beispielsweise mit einem Crêpes-Stand in der Fußgängerzone eigene Einnahmen erzielen kann.

Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker kann die Argumentation der ehrenamtlichen Kräfte nicht nachvollziehen. Das Budget des Ausschusses sei zur Haushaltskonsolidierung der Stadt auf 6 800 Euro gekürzt worden, und dabei bleibe es. Trotzdem habe die Stadt Kosten, die darüber hinausgingen, immer beglichen. Wenn die Verwaltung in Gesprächen mit dem Kassier des Partnerschaftsausschusses auf Möglichkeiten hingewiesen habe, wie sich durch entsprechendes Jonglieren mit den Mitteln für eine einzelne Gruppe einmal mehr Geld ausgeben lässt, wenn eine andere ein Jahr lang keine Aktivitäten geplant hat, dann sei das lediglich als Empfehlung gedacht gewesen. Auf keinen Fall sei es als Einmischung oder als Ankündigung weiterer Mittelkürzungen zu verstehen.

Zum Abschlussabend meint sie ebenfalls, dass es nur ein Vorschlag gewesen sei, möglicherweise etwas einsparen zu können. Trotz der Bedeutung, die der Bürgerbus für die Begegnung von Menschen habe, sieht Angelika Matt-Heidecker darin aber „sicher eine vergnügliche Reise und keine harte Arbeit“.

Was das Einwerben von Sponsorengeldern betrifft, habe sie lediglich zur Vorsicht vor übergroßen Erwartungen geraten. Es sei sehr schwer, Sponsoren zu finden. Aber die Stadt habe nichts dagegen einzuwenden, wenn der Partnerschaftsausschuss auch von außerhalb unterstützt werde. Und zur Frage nach einem Crêpes-Stand in der Fußgängerzone sagt sie: „Wenn es das gibt, dann stelle ich mich selbst hin und backe mit.“

Die Zukunft der Städtepartnerschaft liege ihr sehr am Herzen, stellt die Oberbürgermeisterin schließlich fest und fügt hinzu: „Natürlich will ich auch, dass ein Bürgerbus fährt.“

Am Freitag, 10. Mai, und am Samstag, 11. Mai, feiert die Stadt Rambouillet ein Fest mit sämtlichen Partnerstädten: Kirchheim, Great Yarmouth (England), Waterloo (Belgien), Zafra (Spanien) und Torres Novas (Portugal). Zum einen geht es um den Élysée-Vertrag, mit dem vor 50 Jahren die deutsch-französische Aussöhnung begann, aus der inzwischen längst eine Freundschaft entstanden ist. Zum anderen feiert die Partnerschaft Rambouillets mit Waterloo ihr 25-jähriges Bestehen, und außerdem wird die jüngste Partnerschaft Rambouillets mit Torres Novas feierlich unterzeichnet.

Aus Kirchheim werden in Rambouillet außer dem Bürgerbus eine Abordnung der Feuerwehr und eine Chordelegation erwartet. Am großen Chorkonzert am Samstag, 11. Mai, in der Kirche Saint Lubin beteiligen sich sechs Chöre – einer aus jeder der Partnerstädte. Auf dem Programm stehen: Antonio Vivaldi: Gloria in D-Dur; Wolfgang Amadeus Mozart: Regina coeli in B-Dur, KV 127; Felix Mendelssohn Bartholdy: Der 42. Psalm.