46-Jähriger aus Nürtingen soll Ehefrau und Kinder verprügelt, bedroht und anderweitig misshandelt haben
Rabiater Familienvater angeklagt

Er soll seine Ehefrau und seine Töchter jahrelang beleidigt, geschlagen, körperlich wie psychisch schwer verletzt und einmal sogar mit dem Tode bedroht haben. Seit gestern steht der 46-jährige Familienvater aus Nürtingen nun vor dem ­Stuttgarter Landgericht.

Nürtingen/Stuttgart. Die Taten liegen teilweise bereits über achteinhalb Jahre zurück. Im Jahre 2004 soll der offenbar rabiate Familienvater seine Ehefrau erstmals in einem Wutanfall mit einer schweren Obstschale geschlagen und am Kopf erheblich verletzt haben. Danach sollen die Misshandlungen gegen Frau und Kinder ihren eigentlichen Anfang genommen haben. Die älteste Tochter, damals neun Jahre alt, sei in mehreren Fällen, die den Zeitraum zwischen 2004 und Juli 2012 betreffen, hauptsächlich mit Fausthieben auf den Rücken malträtiert worden.

„Aus nichtigen Anlässen“, so die Anklage, habe der Vater immer dann, wenn das Kind sich mit einem Schulfreund traf oder per SMS Nachrichten austauschte, zugeschlagen. Als sich im Sommer 2007 einmal telefonisch eine männliche Stimme meldete und die damals 12-Jährige sprechen wollte, sei der Angeklagte ausgerastet und habe die Tochter zu Boden geboxt und ihr mit dem Metallrohr des Staubsaugers fünf kräftige Hiebe gezielt auf die Beine geschlagen. Der Mann habe extra weit ausgeholt, sagte die Staatsanwältin gestern in der Anklageverlesung.

Tage danach habe der Angeklagte zufällig das Tagebuch einer seiner Töchter gesehen und darin geblättert. Über den Inhalt sei er so in Wut geraten, dass er das Kind nicht nur als „Schlampe“ beleidigte, sondern ihr auch mindestens 20 Faustschläge auf den Kopf verabreichte, ihr ganze Haarbüschel ausriss und die Tochter an eine Wand geschleudert habe. Die Folge waren schwere Hämatome am ganzen Körper der damals Zwölfjährigen.

Aber nicht nur die Töchter, auch die Ehefrau soll in der Folgezeit weiterhin von dem Angeklagten schwer misshandelt worden sein. In der Zeit zwischen dem 1. Januar und dem 31. Dezember vergangenen Jahres habe er sie so schwer verprügelt, dass die Frau hinterher meist bewusstlos war und selbst ihre Kinder nicht mehr erkannte. Die Töchter seien regelmäßig bei Vergehen von ihm mit Faustschlägen bedacht worden, und zwar immer auf den Kopf oder Rücken. Zu seinen Strafaktionen hätten auch das He­rausreißen von Haarbüscheln gehört und einmal sogar 15 Minuten lang Schläge mit einem Stock.

Der letzte aktuelle Fall, den die Anklägerin dem 46-Jährigen vorwirft, soll sich am 16. Juli vergangenen Jahres abgespielt haben, nachdem seine Tochter im Kino gewesen war. Als der Vater das Mädchen von der Vorstellung abholte, soll er sie in seinem Fahrzeug beschimpft und sie wieder mit Fausthieben an den Kopf und Fußtritten bedacht haben. Zu Hause angekommen, habe er weiter gemacht, neuerliche Fußtritte, die Drohung, er würde sie töten, wenn er Türke wäre, und ihr Gegenstände auf dem Kopf zertrümmert.

Die Behandlung habe schwere Verletzungen bei der Tochter hinterlassen, so die Anklage. Unter anderem Prellungen der Wirbelsäule, schwere Kopfschmerzen bis hin zu einer ständigen Migräne. Das Kind befinde sich derzeit in einer Trauma-Therapie, sagte die Staatsanwältin und bescheinigt dem Angeklagten eine „gefühllose Gesinnung“ gegen die Familie. Seine Schläge gegen Frau und Kinder seien teilweise auch als lebensgefährdende Handlungen anzusehen.

Ob sich der Beschuldigte zu den jeweiligen Tatzeiten in einem psychischen Ausnahmezustand befand, soll ein vom Gericht beauftragter Gutachter jetzt in den kommenden Verhandlungswochen feststellen. Der Angeklagte selbst hat zu den Vorwürfen noch nicht Stellung genommen. Ein Urteil ist für Mitte Mai eingeplant.