Beim Notzinger Nachtumzug trotzten die Narren der Kälte – Schwäbisch-alemannisches Gruselkabinett
Rambazamba mit Hexen und Dämonen

Ein bunter Lindwurm zog am Freitagabend beim zweiten Nachtumzug des Notzinger Brauchtumsvereins „Gesinde Schleichingen“ durch die Bodenbachgemeinde. Etliche Zuschauer verfolgten das närrische Spektakel.

Notzingen. Guggenmusiker, Narrenzünfte und Brauchtumsvereine aus der Region sowie Fahnenschwinger und Peitschenknaller aus den Schweizer Kantonen Solothurn, Sankt Gallen und Bern: Sie alle folgten dem närrischen Korso-Aufruf des Notzinger Brauchtumsvereins „Gesinde Schleichingen“. Das nächtliche Spektakel, das zum zweiten Mal stattfand, wird laut Volker Bossert von den Notzinger Narren künftig nur alle zwei bis drei Jahre über die Bühne gehen. „Denn der Umzug, der unsere schwäbisch-alemannische Heimat widerspiegelt, soll sich nicht durch ein alljährliches Herunterzelebrieren abnutzen“.

Für das leibliche Wohl sorgten die örtlichen Vereine in vorbildlicher Weise: Mit Punsch und Glühwein, gegrillter roter Wurst und warmen Leberkäsweckle ließ es sich trotz klirrender Kälte ausgelassen feiern.

Dick eingepackt nach dem Zwiebelschalenprinzip, bei dem mehrere Lagen Kleidungsstücke übereinander getragen werden, konnte man das närrische Treiben genießen. Zwar waren die Nasen der am Wegesrand stehenden Schaulustigen nach wenigen Minuten auch ohne Schminke rot eingefärbt – ein echter Narr jedoch kennt keinen Schmerz.

Für ständige Bewegung, die bekanntlich ebenfalls vor Kälte schützt, sorgte das schwäbisch-alemannische Gruselkabinett: Fortwährend fuhrwerkten Deifel, Wölfe und sonstige Dämonen mit Besenstielen und Stöcken zwischen den Armen, Beinen und Füßen der Zuschauer umher. Da flogen wärmende Mützen von den Köpfen, zwischendurch wurde ein Sägmehl-Holzhackschnitzelgemisch verabreicht.

Die Träger der schauerlich-schönen Masken, die zuweilen auch ganz friedlich waren, beschenkten die kleinen Besucher mit Bonbons. Derweil bekamen Oma und Opa von den „verhexten Kühen“ aus Esslingen, Abteilung „Spätzlesfresser“, kleine Tüten überreicht – gefüllt mit des Schwabens liebsten Nudeln.

Auch Jean-Michel, gebürtiger Schwarzafrikaner aus dem Kongo und mit astreinem nordrhein-westfälischem Dialekt und kurioser Hexenmaskerade ausgestattet, fühlte sich putzmunter inmitten des närrischen Treibens. Gemeinsam mit seiner deutschen Frau und seiner Familie lebt er seit 13 Jahren in Lenningen. Seit sieben Jahren ist die Familie aktiv bei den Lenninger Hexen mit von der Partie. Die Fasnet macht Integration eben möglich.

Dann gab es einen gewaltigen Trommelwirbel und rhythmisch stampfende „Gugga-Musigg“ der „Schlössles-Kracher“ aus Göppingen. Trotz einengender Pummelkleidung, welche die Bewegungen etwas roboterhaft aussehen ließ, brachte der eindringliche Rhythmus die erstarrten Gelenke wieder in Gang.

Gelenkig zeigte sich auch die Schar von Hexen, die sich zu einer Pyramide vor der begeistert klatschenden Zuschauermenge aufbaute. Durch das Publikum ging eine La-Ola-Welle, während die Peitschenknaller mit ihrem Können beeindruckten. Das Peitschenknallen hat übrigens viele Namen: Unter anderem wird es Goiselklöpfa und Karbatsche genannt. Es ist ein Brauch, der vor allem im Südwesten Deutschlands, in Vorderösterreich, der Deutschschweiz sowie im Elsaß zu finden ist.

Nun denn – am Aschermittwoch ist bekanntlich Schluss mit all den Faxen. Doch bis dahin sind es noch ein paar Tage. Solange dürfen sich die Furchenrutscher, Höllenwächter, Waldhornhexen, Kloster Deifl, Schurwald-Trolle und wie sie alle noch heißen mögen, damisch austoben . . .