Kreis Esslingen. Im vergangenen Jahr haben die Esslinger Kreiskliniken mit den vier Häusern in Plochingen, Kirchheim, Nürtingen und Ruit tiefrote Zahlen geschrieben. Auf sechs Millionen Euro summierten sich 2010 die Verluste, weil Erlöse und Kosten auseinanderklafften. „Wir optimieren die Prozesse, werden aber auch an Strukturen gehen müssen, um Leistungen besser auf einzelne Standorte konzentrieren zu können“, sagte der Geschäftsführer der Kreiskliniken Franz Winkler im Sommer gegenüber unserer Zeitung. Auf diesem Weg will er die Kliniken wieder in die Gewinnzone führen.
Ran an die Strukturen – unter dieser Überschrift könnte auch die Sitzung des Aufsichtsrats der Kreiskliniken stehen, die am morgigen Donnerstag hinter verschlossenen Türen stattfindet. 2003 hatte sich der Kreistag mit großer Mehrheit zu den vier Klinikstandorten in Kirchheim, Plochingen, Nürtingen und Ruit bekannt. An dieser Grundstruktur, so heißt es aus den Reihen der Aufsichtsratsmitglieder, soll auch nicht gerüttelt werden. „Um Schließungen geht es überhaupt nicht“, sagte ein Mitglied des Gremiums gegenüber unserer Zeitung.
Während die Standorte nicht grundsätzlich infrage gestellt werden, wird sich der Aufsichtsrat der Kreiskliniken sehr wohl damit befassen, welche medizinischen Angebote an welchen Standorten gebündelt werden können. Erste Nahrung bekam die Strukturdebatte vergangene Woche, als die Kreiskliniken per Pressemitteilung verkündeten, die chirurgische Akutversorgung in Plochingen werde wegen Fachkräftemangels vorübergehend eingestellt und das Personal nach Kirchheim und Nürtingen abgezogen. Aus den Reihen der Aufsichtsratsmitglieder werden indes Zweifel laut, ob es sich dabei nur um eine Übergangslösung handelt. „Es könnte sein, dass die Chirurgie ganz aus Plochingen weggeht“, heißt es. Vom Geschäftsführer der Kreiskliniken ist auf die Frage, ob die Verlagerung nur vorübergehend ist, kein klares „Ja“ zu hören. „So ist es geplant“, lautet Franz Winklers Aussage.
Eine weitere Veränderung, die in der morgigen Aufsichtsratssitzung diskutiert werden soll, betrifft das Kirchheimer Krankenhaus. Ursprünglich sollte die psychiatrische Abteilung 2012 von Nürtingen nach Kirchheim verlagert werden. Dieser Umzug scheint nun wieder offen zu sein. „Es gibt Überlegungen, ob die Psychiatrie nach Plochingen umzieht“, berichtet ein Mitglied des Aufsichtsrats. Das Plochinger Krankenhaus hat bereits eine psychiatrische Abteilung. Franz Winkler will solche Überlegungen weder bestätigen noch dementieren. „Alles, was denkbar ist, wird diskutiert“, sagt er. Generell seien alle Möglichkeiten zu prüfen.
Für Kreisrat Gerhard Remppis (SPD) kommt die Strukturdebatte zur Unzeit. „Es ist verfrüht, über Strukturen zu sprechen, weil die Phase des Zusammenwachsens der Kliniken noch gar nicht abgeschlossen ist.“ Zum möglichen Weggang der Chirurgie aus Plochingen sagt er: „Ich glaube an das Wort des Geschäftsführers, dass die Schließung in Plochingen nur vorübergehend ist.“ Andreas Schwarz (Grüne), ebenfalls Mitglied im Aufsichtsrat, spricht sich für eine sachliche Debatte aus. Die Diskussion solle zunächst in den Gremien geführt werden und erst dann in der Öffentlichkeit. „Für die Grünen steht die Wirtschaftlichkeit der Kliniken im Vordergrund“, sagt Schwarz und schließt sich der Formulierung seines CDU-Kollegen Martin Fritz an: „Es darf keine Denkverbote geben.“