Ortschaftsrat wählt Christopher Grampes zum neuen Ortsvorsteher von Jesingen
Rathaus ganz oben auf der Agenda

Der neue Jesinger Ortsvorsteher heißt Christopher Grampes. Nachdem ihn der Jesinger Ortschaftsrat tags zuvor bereits im ersten Wahlgang gewählt hatte, folgte gestern Abend im Kirchheimer Gemeinderat noch seine offizielle „Bestellung“. Wann der 27-Jährige sein Amt in Jesingen antreten kann, steht allerdings noch nicht fest.

Kirchheim. Nachdem der bisherige Jesinger Ortsvorsteher Michael Möslang in gleicher Funktion nach 
Böblingen-Dagersheim gegangen war, ist die Jesinger Stelle gleich zweimal ausgeschrieben worden. Insgesamt seien fünf Bewerbungen eingegangen, wie Reinhold Ambacher, Ortschaftsrat und stell­vertretender Ortsvorsteher, am Wahlabend in der Jesinger Gemeindehalle mitteilte. Zwei der Bewerber hätten aber die nötigen Voraussetzungen nicht mitgebracht, ein dritter habe inzwischen seine Bewerbung zurückgezogen. Zwei Bewerber blieben also übrig, um sich dem Ortschaftsrat und der interessierten Öffentlichkeit vorzustellen.

Der 27-jährige Diplom-Verwaltungswirt Christopher Grampes, der schließlich bei der Wahl das Rennen machen sollte, präsentierte sich als beschlagen auf den allermeisten Gebieten, mit denen er es künftig in der Jesinger wie in der Kirchheimer Verwaltung zu tun haben wird. Seit seinem Abschluss an der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen Ludwigsburg im Jahr 2009 ist er in Biberach an der Riß als Assistent des Ersten Bürgermeisters im Finanz- und Wirtschaftsdezernat tätig.

Er ist dort unter anderem Schriftführer in verschiedenen Gremien und ist zuständig für die Koordination der Ämter sowie für die Zusammenarbeit mit den vier Ortsvorstehern in Biberach. Bei den Themenfeldern, die er in seiner Berufslaufbahn bereits zu beackern hatte, zeigte er sich ebenfalls breit aufgestellt – seien es nun die Internetversorgung, der ÖPNV, die Altenhilfe oder die Kleinkindbetreuung.

An seiner neuen Aufgabe in Jesingen schätzt er die Verbindung zwischen einem kleineren Gemeinwesen einerseits und der Verwaltung einer Großen Kreisstadt andererseits. Aufgewachsen in Böbingen im Ostalbkreis, ist ihm das Leben in einer kleineren Kommune ebenso vertraut wie das Engagement in Vereinen. Und durch seine derzeitige berufliche Tätigkeit in Biberach kennt er auch die Funktionsweisen einer größeren Verwaltung.

Überhaupt zeigte sich der 27-Jährige durchaus angetan von Jesingen. Er lobte die Infrastruktur, das Vereinsleben und den starken Zusammenhalt. Die Identifikation mit dem Wohnort sei dafür besonders wichtig. Für die erlebbare Lindach und die „schön gestaltete Ortsmitte“ gab es ebenfalls Anerkennung von Christopher Grampes. Gleichwohl gibt es noch Arbeit für den „Neuen“, der sich bereits gut umgesehen und umgehört hat. „Auf der Agenda steht ganz aktuell das Rathaus“, sagte er auf die Frage, was er denn in Jesingen umsetzen würde, wenn er ganz viel Geld zur Verfügung hätte. Das Rathaus-Projekt nannte er aber nicht als Wunschtraum, sondern als Notwendigkeit. Beim Wunschtraum ließ er sich eher von der Welle der „Erlebbarmachung“ erfassen, sprach dabei allerdings keinen Bachlauf an, sondern die stillgelegte Eisenbahnlinie.

Was für Christopher Grampes ebenfalls wichtig ist, das ist „der enge Kontakt zu den Bürgern“. Schließlich nehme ein Ortsvorsteher aktiv am öffentlichen Leben teil. Letzteres hat er sich auf jeden Fall schon fest vorgenommen, und das werde selbst dann gelingen, wenn er nicht sofort mit seiner Partnerin von Stuttgart nach Jesingen zieht. Immerhin ist der Weg von der Landeshauptstadt nach Jesingen deutlich kürzer als der nach Biberach.

In der Rolle des Ortsvorstehers versteht sich Christopher Grampes als „Lobbyist und Sprachrohr des Ortes“ im Gemeinderat und in der Stadtverwaltung. In der Zusammenarbeit mit dem Ortschaftsrat will er aber nur „einer unter vielen“ sein. Wie er sich das „geschlossene Auftreten des Ortschaftsrats“ vorstellt, das er zuvor erwähnt hatte, erklärte er ebenfalls auf Nachfrage. Er erwarte keinesfalls lauter einstimmige Beschlüsse. Aber gegenüber der Kernstadt müsse ein Ortschaftsrat geschlossen auftreten, wenn er seine Ziele wirklich erreichen wolle. Außerdem hofft Christopher Grampes auch bei möglichen knappen Beschlüssen auf genügend demokratisches Verständnis bei allen, um Mehrheitsentscheidungen mitzutragen.

Er selbst hatte übrigens im vergangenen November ebenfalls an einer Mehrheitsentscheidung zu tragen, was hier noch als Randnotiz erwähnt sei: Bei der Wahl des neuen Ortsvorstehers von Dagersheim war ihm damals nur der Platz des „zweiten Siegers“ geblieben. Das Rennen hatte Michael Möslang gemacht, dem er nun wiederum als Ortsvorsteher von Jesingen nachfolgt. Insofern bleibt auch für den jetzigen zweiten Kandidaten von Jesingen noch Hoffnung. Reinhold Ambacher gab ihm den Rat, sich nicht entmutigen zu lassen.