Kreis Esslingen. Baden-Württemberg nimmt mit der Einführung der Rauchmelderpflicht beileibe keine Vorreiterrolle ein. Das Musterländle ist das 13. Bundesland, das die Pflicht gesetzlich verankerte, erklärte Kreisbrandmeister Bernhard Dittrich bei einem Pressegespräch stilecht im Frickenhäuser Feuerwehrhaus.
Im Juli hatte der Landtag die Landesbauordnung dementsprechend geändert. Ab sofort sind Aufenthaltsräume, in denen Menschen bestimmungsgemäß schlafen, mit Rauchmeldern auszustatten. Gemeint sind also Schlaf-, Kinder- und Gästezimmer. Eingeschlossen sind auch die dazugehörigen Rettungswege, also davorliegende Flure oder Treppenhäuser in Wohnungen und Einfamilienhäusern. Treppenhäuser in Mehrfamilienhäusern sind nicht betroffen, erklärte Dittrich. Denn die Vorschrift bezieht sich ausdrücklich auf Wohneinheiten.
Rauchwarnmelder müssen auch in entsprechenden Räumen in Gasthöfen, Hotels, Gemeinschaftsunterkünften, Heimen oder Kliniken installiert werden. Für Neubauten gilt die Verpflichtung seit der Änderung der Bauordnung. Für Altbauten gilt eine Übergangsfrist bis Ende 2014. Allerdings ist eine Kontrolle nicht vorgesehen. Unklar ist, ob es im Schadensfall durch einen Brand zum Beispiel zu Problemen mit der Versicherung kommen könnte, gab Altenriets Bürgermeister Bernd Müller zu bedenken, der Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbands ist. Zuständig für den Einbau ist bei Neubauten der Bauherr, bei bereits bestehenden Wohneinheiten der Eigentümer, so Dittrich.
Montiert werden die kleinen Lebensretter an der Decke in der Raummitte. Dabei gibt es verschiedene Geräte – zum Beispiel günstige, die mit einer Neun-Volt-Blockbatterie betrieben werden. Diese Geräte müssen in bestimmten Zeitabständen per Knopfdruck überprüft werden, die Batterien müssen ab und an ausgetauscht werden. Deshalb könnte sich auch die Anschaffung eines teureren Gerätes lohnen, dessen integrierte Batterie zehn Jahre hält, erklärte der Frickenhäuser Feuerwehrkommandant Bernd Streicher.
Gesetzlich nicht vorgeschrieben ist die Installation von per Funk miteinander verbundenen Rauchwarnmeldern. Die sind dann sinnvoll, wenn der Schlafraum von anderen Räumen akustisch so abgeschirmt ist, dass der eigentlich sehr laute Pfeifton des Rauchwarners dort nicht gehört werden könnte.
Auch im Kreis Esslingen sind die Feuerwehrleute absolute Verfechter der Rauchmelder-Pflicht. Der Erfolg der Brandbekämpfung hängt nämlich von den Faktoren Zeit und Temperatur ab, erklärte Dittrich. Auf die sich entwickelnde Temperatur könne kein Einfluss genommen werden, auf die Zeit aber schon – durch Rauchmelder eben. Hier spielt ihre Funktionsweise eine Rolle. Im Rauchmelder befindet sich eine Leuchtdiode. Deren Lichtstrahlen werden durch eindringenden Rauch reflektiert und auf eine Fotolinse gelenkt. Die löst dann den durchdringenden Alarmton aus. Kurz nach der ersten Rauchentwicklung werden die Schlafenden so geweckt. Sie können sich dann retten und die Feuerwehr alarmieren. Wertvolle Zeit wird gewonnen, wodurch nicht nur Leben gerettet werden, sondern auch der Sachschaden verringert werden kann.
Rund ein Drittel der Haushalte in Deutschland, so Dittrich, seien bislang mit Rauchmeldern ausgestattet. In den USA zum Beispiel verfügen mittlerweile beinahe alle Haushalte über die Geräte. Dadurch konnte die Anzahl der Brandtoten, die eben zumeist Rauchtote sind, um 40 Prozent verringert werden. Zwei Drittel der Brände brechen in Deutschland zwar tagsüber aus, 70 Prozent der Brandtoten sind aber nach nächtlichen Bränden zu beklagen. Im Schlaf ist der Geruchssinn des Menschen ausgeschaltet, der Brandgeruch wird verschlafen. Dann können schon zwei, drei Atemzüge genügen, um zum Tode zu führen. Denn Brandrauch ist immer giftig. Salzsäure- und Blausäuredämpfe entstehen – und die Killergase Kohlendioxid und Kohlenmonoxid, die farb- und geruchslos sind und per Atemlähmung zum Ersticken führen.
An dieser Stelle räumten die Experten auch gleich mit ein paar Mythen auf. Viele gingen davon aus, nach Ausbruch eines Brands mehr als zehn Minuten zu haben, um die Wohnung zu verlassen. Ein Irrtum, so Dittrich, lediglich zwei bis vier Minuten blieben. Gerade am Anfang entstehen aufgrund des hohen Anteils von Kunststoffen in Wohnungen giftige Dämpfe. Ebenso führten die giftigen Gase zum Tod, ehe die Hitze die Schlafenden wecke. Manch einer fühle sich in Steinhäusern absolut sicher. Auch das sei trügerisch, denn Gardinen, Tapeten oder Schaumstoffe zum Beispiel aus der Couch genügten, um tödlichen Rauch zu entwickeln.
Trotz all dem weiß auch Dittrich, dass trotz der Rauchmelderpflicht noch viel Aufklärungsarbeit nötig sein wird. Dennoch hofft er auf einen Bewusstseinswandel. Die Feuerwehren werden weiter für die Rauchmelder werben. Einige Gemeinden helfen da schon mit, zum Beispiel Frickenhausen. Bürgermeister Simon Blessing: „Wir schenken den Eltern zur Geburt eines Kindes anstatt eines Lätzchens einen Rauchmelder.“