Andreas Volz
Neidlingen. Sonja Faber-Schrecklein und ihr Team sorgen gleich zwei Wochen lang für Aufregung in und um Neidlingen: Die erste Woche, in der sie vor Ort waren, ist nun vorbei. Viele Berührungspunkte gab es mit den Neidlingern – an der Kugelmühle, am Wasserfall, in der Brennerei und wo auch immer sonst noch gedreht wurde. Die einen trifft das Team verabredungsgemäß, die anderen kommen einfach zufällig vorbei und sind erstaunt, Kameraleute, Tontechniker und natürlich „Sonja“ zu sehen. „Sonja“ kennen sie alle aus dem Fernsehen, und den Nachnamen lassen sie lieber gleich weg.
Ohnehin geht es beim Dreh familiär zu. Da gibt es kein ausgeklügeltes Drehbuch, dem Folge zu leisten wäre. Da wird viel eher spontan gemacht und gesagt, was einem gerade einfällt und was die Situation hergibt. An dem Vormittag, an dem der Teckbote sich dem Team anschließt, ist die Situation gerade eher zum Verzweifeln. Das liegt am Wetter: Es ist windig, kalt, und es regnet. Der Aussichtspunkt Reußenstein ist bei diesem Wetter einfach nicht so gut in Szene zu setzen wie bei strahlendem Sonnenschein.
Kameramann Detlev Tietz klagt deswegen auch: „Jetzt ist alles grau.“ Bei schönem Wetter hätte er Bilder einfangen können, die nahezu dreidimensional wirken würden. Aber es hilft alles nichts. So muss er eben auch aus dem grauen Hintergrund das beste rausholen, was möglich ist. Für das gesamte Team gilt die Devise über das Wetter, die Sonja Faber-Schrecklein gleich zur Begrüßung ausgibt: „Isch halt so!“ Und Kreisarchivar Manfred Waßner, mit dem sie für den Dreh am Reußenstein verabredet ist, ergänzt: „Sonst wäre es ja unerträglich schön hier oben.“
In diesem Stil geht die Unterhaltung weiter, unabhängig von Kamera und Ton. Als Sonja Faber-Schrecklein und Manfred Waßner telegen in Richtung historisches Gemäuer marschieren und von der Kamera dabei eingefangen werden, fragt Tontechniker Manfred Ottmar noch: „Schwätzat ihr au was dabei?“ Die Antwort lautet: „No net, mir laufat bloß vorbei.“ Von da ab zeichnet der Tontechniker aber vorsichtshalber alles auf, was die beiden da miteinander „schwätzen“.
Geschwätzt wird über Geschichte, Anekdoten, Sagen. Der Riese Heim darf so wenig fehlen wie der letzte Nagel, bei dem er mitgeholfen hat. Das ist die Sage. Zur Geschichte beispielsweise erzählt der Kreisarchivar im Vorübergehen: „Ab 1806 ist der Reußenstein dann gut württembergisch.“ Aber natürlich geht es im SWR-Fernsehen nicht nur um Württemberg, sondern auch um Baden. Grund genug für Manfred Waßner, der Fernsehreporterin gegenüber mit Blick auf die Limburg anzufügen: „Vor 901 Jahren sind die Badener von der Limburg bei Weilheim nach Baden gegangen.“
Der Schwäbin Sonja Schrecklein gefällt die Information. Deshalb ist es nicht unwahrscheinlich, dass diese Lektion der Geschichtsnachhilfe für die Badener auch tatsächlich gesendet wird. Zugeben muss Manfred Waßner – als Vertreter des „Burgherrn“, des Landkreises Esslingen – natürlich auch, dass es Zeiten gab, in denen der Reußenstein zu Bayern gehörte. Davor allerdings waren die Helfensteiner Eigentümer der Burg, und die wiederum eignen sich fürs Anekdotische, brachten sie doch tatsächlich Elefanten mit auf den Reußenstein: zwar nicht in echt, aber immerhin in ihrem Wappen.
Was dagegen plötzlich in echt auftaucht, das ist eine Schulklasse aus Hohengehren, die gerade vom Schullandheim Lichteneck herübergewandert kommt. Natürlich werden die Kinder gefilmt. Die Begeisterung ist groß bei den Kleinen. „Wir kommen im Fernsehen“, jubeln sie und halten sich anschließend brav an die Verhaltensmaßregeln, die ihnen Sonja Faber-Schrecklein mit auf den Weg gegeben hat: „Wenn ihr an der Kamera vorbeilauft, ja nicht reingucken oder winken. Wenn jemand winkt, dann schneiden wir das raus.“
Rausgeschnitten werden auch Szenen aus dem Burginneren: Immer wieder war der Regenschirm des Tontechnikers zu sehen, der hinter einer Mauer stand. Manfred Ottmar selbst hatte aber am Anfang auch schon für eine Unterbrechung beim Dreh gesorgt: Mitten in der Aufnahme hatte ihn ein Handygeräusch gestört, das außer ihm keiner vernommen hatte.
So locker es also beim Dreh zugeht, so empfindlich sind die technischen Geräte gegenüber Störungen von außen. Die Kamera wird auch nur für das Foto kurz ausgepackt. Ansonsten ist sie dicht verhüllt, und das Objektiv muss dauernd abgewischt werden. Für das Abwischen ist Assistent Matthias Pflüger zuständig – unter anderem. Vor allem aber ist er, als Neidlinger, dafür verantwortlich, dass der SWR überhaupt rund um den Reußenstein dreht. Er hat seine Heimat so gelobt, dass die Redaktion entschieden hat: „Da müssen wir mal hin.“
Was dabei rausgekommen ist, das können die Neidlinger – und nicht nur die – in der zweiten aufregenden Woche erfahren: Von Montag, 29. Juli, bis Freitag, 2. August, kommen jeden Abend in der Landesschau gegen 19.40 Uhr die Kurzbeiträge. Der längere Fernsehgenuss bietet sich schließlich am Samstag, 3. August, wenn Neidlingen von 18.45 bis 19.15 Uhr gleich eine halbe Stunde am Stück das dritte Programm beherrscht.