Ausstellung „Kunst in der Region“ im Kirchheimer Kornhaus
Reise in die Innenwelt

Kirchheim. Es ist eine stille Werkschau geworden. Zeichnung, Fotografie und Skulptur begegnen sich in der Ausstellung „Kunst in der Region“, die aktuell im ersten Obergeschoss der Städtischen Galerie im 


Kornhaus vom Kirchheimer Kunstverein ausgerichtet wird.

Doch es ist eine kraftvolle Stille. Heiko Hellwig, Birgit Schübelin und Silvia Siemes nähern sich der menschlichen Innenwelt, machen sie mit künstlerischen Mitteln erfahrbar.

Zu vollplastischer Präsenz gelangt die menschliche Gestalt in den Terracotta-Skulpturen von Silvia Siemes. Trotz ihrer intimen Gesten, ihres Verharrens in Momenten des Wartens und Bleibens besitzen die Figuren raumgreifende Kraft. Immer wieder fesseln ihre Blicke. Aus einer Physiognomie heraus, die zwischen Typisierung und Porträthaftigkeit eigentümlich pendelt, richten sie sich scheinbar offen nach außen. Aber sie suchen kein konfrontatives Gegenüber. Vielmehr enthüllt sich eine introspektive Qualität des Blicks, der den Betrachter fühlend nach innen mitnimmt, ihm einen empfindenden Anteil an den seelischen Momenten vermittelt, denen sich Silvia Siemes in ihrer Arbeit annähert.

Von der Präsenz zur Spur: Heiko Hellwigs Fotografien zeigen lichtdurchflutete Räume, Situationen am Meer, in denen die menschliche Gestalt verwischt und in Prozessen formaler Auflösung befindlich ist. Hier wird die Vanitas beschworen. Der Mensch als flüchtiges, ein im Gegenüber einer ewig-zeitlosen Naturkulisse nur vorübergehendes Wesen. Diesen existenziellen Gehalt schärft zudem die künstlerische Verbindung eines hochästhetischen Anspruchs mit einer aufs äußerste reduzierten Bildsprache.

Birgit Schübelin vollzieht ihre Bildfindung von den Vitalfunktionen des Menschen her. Messungen der Herzfrequenz gerinnen in ihren großformatigen Zeichnungen zu pulsierenden Gebilden von hoher grafischer Dichte. Den nüchternen Messdaten stellt sie im Arbeitsprozess auch intuitive Aspekte zur Seite. So gelangen ihre mit Bleistift ausgeführten Arbeiten zu einer breiten Palette von Grauwerten und zahllosen Varianten der Strichführung. Den Zeichnungen zugeordnet sind kurze, tagebuchartige Texte, die insgesamt eine gewisse Lebensbandbreite abdecken und aus denen die Situationen lesbar werden, in denen sich die Person während der Pulsmessung befunden hat. Aus solch situativen Bezügen heraus werden Schübelins Arbeiten zu individuellen Abbildern innerer Verfassungen, zum künstlerischen Ausweis seelischer Dynamik.

Die Ausstellung „Kunst in der Region“ mit Arbeiten von Heiko Hellwig, Birgit Schübelin und Silvia Siemes ist noch bis einschließlich Sonntag, 30. Dezember, im ersten Obergeschoss der Städtischen Galerie im Kornhaus in Kirchheim zu sehen.