Region. Der Konsumklima-Index in Deutschland lässt keine Zweifel aufkommen: Die Deutschen sind kauffreudig wie schon lange nicht mehr. Das ist auch in der Region rund um Teck und Limburg zu spüren – allerdings nur in einzelnen Bereichen. Der Einzelhandel jedenfalls profitiert kaum von der guten Kundenstimmung. Offenbar legen die Menschen ihr Geld lieber in Immobilien an oder gönnen sich schöne Reisen.
Was Bekleidung, Schuhe und Sportartikel angeht, scheint weniger der Aufschwung als das Wetter ausschlaggebend zu sein. „Bei uns ist das Konsumklima gut, wenn das Wetter gut ist“, fasst es Bernd Holl von Sport Holl in Weilheim zusammen. Bei Schnee brumme das Geschäft, sonst sei es eher mau. „November und Dezember waren katastrophal“, blickt Holl auf die milde Vorweihnachtszeit zurück. Dass der Winter jetzt Einzug gehalten habe, bringe wenigstens ein bisschen Entschädigung.
„Wir merken nichts von verändertem Kaufverhalten“, sagt auch Rudolf Schmid vom gleichnamigen Schuhgeschäft in Dettingen. Die Schuhbranche sei stark vom Wetter abhängig. „Bis zum 25. Dezember gab es keinen Winter, deshalb ist das Saisongeschäft weggefallen“, sagt er.
„Im Textileinzelhandel ist die Konsumlust nicht angekommen“, sagt auch Ralf Gerber vom Modehaus Fischer in Kirchheim. Dennoch bekommt er in seinem Geschäft die positive wirtschaftliche Grundstimmung zu spüren – weniger von der Menge als von der Qualität her: „Wenn die Kunden unterwegs sind, suchen sie besondere Dinge – und sind dann auch bereit, Geld dafür auszugeben“, hat er beobachtet.
Jochen Nägele, Inhaber von Optik Bacher und zweiter Vorsitzender des Kirchheimer Cityrings, zeigt sich zufrieden mit dem Konsumverhalten. „Das letzte Jahr und auch der Januar waren gut. Ich blicke optimistisch in die Zukunft“, sagt er. Er hat festgestellt, dass seine Kunden immer mehr Wert darauf legen, nachhaltig produzierte Produkte aus Deutschland oder der Region zu bekommen. Dafür würden sie auch mehr bezahlen.
Wenig von der Kauflust zu spüren bekommen zudem Spielwaren- und Haushaltswarengeschäfte. „Regulär wie jedes Jahr“, melden Spielwaren Schad und das Porzellanhaus Schenk in Kirchheim. Bernd Hannes von Spielwaren Heiges in Kirchheim mutmaßt eine Verlagerung auf Online-Käufe. „Vielleicht spielt auch ein gewisser Kaufkraftabfluss nach Stuttgart eine Rolle“, sagt er mit Blick auf die neuen Einkaufstempel in der Landeshauptstadt.
Hochkonjunktur herrscht dagegen in den Reisebüros. „Wir hatten unser bestes Jahr der vergangenen drei Jahrzehnte“, sagt Angelika Blaauw vom gleichnamigen Kirchheimer Reisebüro – „und wir spüren den Trend jeden Tag mehr“. Besonders gefragt seien Fernreisen, Kluburlaube und Studienreisen. „Die Kunden nehmen richtig Geld in die Hand und legen Wert auf Beratung.“ Auch Elif Yamac vom Reisebüro Teck Tours in Kirchheim zeigt sich sehr zufrieden. „Es wird höherwertig gebucht“, zieht sie den Vergleich zu früheren Jahren. Das betreffe auch junge Leute und Familien. „Ganz viele buchen ihre Urlaube immer noch im Reisebüro und nicht im Internet“, freut sie sich.
Neu ist der Boom in der Immobilienbranche zwar nicht. Aber immer mehr Menschen interessieren sich dafür, ihr Geld in einem eigenen Haus oder einer Eigentumswohnung anzulegen. „Das Interesse an Baufinanzierung ist gestiegen“, sagt Friedrich Lebküchner, Abteilungsleiter Baufinanzierung und Immobiliengeschäft bei der Volksbank Kirchheim-Nürtingen. „Die Entscheidung mieten oder lieber kaufen rückt bei immer mehr Menschen in den Fokus“, hat er einen Trend beobachtet.
Geld in die eigenen vier Wände stecken die Menschen auch sonst: Viele lassen ihre Häuser frisch streichen oder renovieren. „Es gibt einen Aufwärtstrend“, sagt Maler Karl Burkhardt aus Weilheim – vor allem im Bereich Neubau, aber auch bei Renovierungen. Ob Letzteres aber dem Konsumklima zuzuschreiben sei, wagt er nicht zu beurteilen: „Wir hatten im vergangenen Jahr noch viele Hagelschäden zu beseitigen.“