Wissenschaftsminister Peter Frankenberg informierte sich gestern in Nabern über die Zukunft der Brennstoffzelle
Rekuperation macht den Minister zum Bremser

Baden-Württembergs Wissenschaftsminister Professor Dr. Peter Frankenberg hat sich gestern an einer wichtigen Schnittstelle zwischen wissenschaftlicher Entwicklung und industrieller Fertigung umgesehen: bei der Firma Daimler am Standort Nabern. Bei einer kurzen Fahrt nach Weilheim saß er persönlich am Steuer einer brennstoffzellenbetriebenen B-Klasse.

Rekuperation macht den Minister zum Bremser
Rekuperation macht den Minister zum Bremser

Kirchheim. Dass ein batterie- oder brennstoffzellenbetriebenes Fahrzeug nicht genug Leistung bringen könnte, ist eine Befürchtung, die schon längst der Vergangenheit angehört. Wissenschaftsminister Frankenberg erklärte nämlich nach der kurzen Probefahrt: „Man ist sehr schnell zu schnell. Vom Motorengeräusch her empfindet man die Geschwindigkeit nicht.“ Regelrecht begeistert war er von der Rekuperation, also von der Rückgewinnung der Energie beim Bremsen. Scherzhaft fügte er hinzu: „Ich habe so

viel gebremst, dass wir mehr Energie gewonnen als verbraucht haben.“

Natürlich sprach der Minister auch Probleme an, die vor der Markt­einführung im Jahr 2015 noch gelöst werden müssen. Wie Peter Froesch­le, der bei Daimler in Nabern für die Brennstoffzellen-Marktentwicklung zuständig ist, erläuterte, wird bis 2015 auch am Aufbau eines Tankstellennetzes gearbeitet. Von Deutschland aus sollen auch die europäischen Nachbarländer in absehbarer Zeit mit der entsprechenden Infrastruktur versehen werden. Ähnliches sei für die USA geplant, wo dem Staat Kalifornien die Vorreiterrolle zukommt.

Die Tankstelle am Stuttgarter Flughafen sei die weltweit höchstfrequentierte, was Brennstoffzellenfahrzeuge betrifft, sagte Peter Froeschle. Eine weitere Tankstelle gebe es jetzt am Gaskessel. „Schön wäre noch ein weiterer Standort, am besten am Pragsattel.“ Erprobt werden die verschiedenen Brennstoffzellen- und Elektrofahrzeuge derzeit in der Praxis, was einiges an „Erkenntnisgewinn“ brin­ge. Probleme mit Salz, Regenwasser oder Schneematsch gebe es inzwischen nicht mehr. Und mehr Platz als ein herkömmlicher Verbrennungsmotor benötige der neue Antrieb mittlerweile auch nicht mehr.

Dass die Herstellung des Wasserstoffs immer noch Energie verbraucht und dabei auch CO2 ausgestoßen wird, steht außer Frage. Allerdings sagte Peter Froeschle gestern, dass die Bilanz der Brennstoffzelle in diesem Punkt bereits um 20 Prozent besser sei als die herkömmlicher Fahrzeuge, selbst wenn der Wasserstoff mit Erdgas hergestellt werde. Kommen regenerative Energien wie Wind- und Wasserkraft oder Biomasse hinzu, verbessere sich die Bilanz noch weiter. Selbst gegenüber einem erdgasbetriebenen Fahrzeug sei die jetzige Brennstoffzelle schon um 15 Prozent im Vorteil.

Peter Frankenberg lobte gestern die zukunftsgerichtete Arbeit der Naberner: „Man darf nicht erst mit der Entwicklung anfangen, wenn die Brennstoffknappheit schon da ist.“