Die Ausgangslage ist bekannt. Weilheim braucht dringend neue Kita-Plätze - und zwar bald. Im Gemeinderat ging es nun darum, wo und wie sich neue Plätze schaffen lassen. Während die Pläne zur Erweiterung der Kitas Öhrich und Egelsberg bei den Stadträten gut ankamen, wurde die Diskussion um einen potenziellen Neubau in der Kirchheimer Straße 95 vertagt. Ein Streit entspann sich dann aber zu einer ganz anderen Frage: Wie geht es mit der Kita in Hepsisau weiter?
Für Unmut sorgte zum einen die Tatsache, dass die Stadtverwaltung die Hepsisauer Einrichtung nicht gleich in ihr aktuelles Planungs-Szenario einbezogen hat. Vertreter sämtlicher Gemeinderatsfraktionen zeigten sich überrascht, dass keine konkreten Pläne vorgelegt wurden. Zum anderen stellte sich heraus, dass Verwaltung und Gemeinderat höchst unterschiedliche Vorstellungen von der Zukunft der Kita haben. Einig sind sie sich zwar, dass ein Naturkindergarten in Frage kommt. Während viele Stadträte aber davon ausgegangen waren, dass der Naturkindi in ein „richtiges“ Gebäude einziehen und sich vor allem konzeptionell von anderen städtischen Einrichtungen unterscheiden soll, plant die Stadtverwaltung mit einem Grundstück im Grünen mit Bauwagen oder Blockhütte.
„Wir müssen Hepsisau wirklich einbeziehen. Da hätte ich jetzt Planungen erwartet“, zeigte sich Dr. Hansjörg Egerer enttäuscht. Hartmut Hummel und Bernd Kautter (UWV), Ilse Fischer (BDF) und Michael Kübel (FWV) sprachen sich alle dafür aus, die Umgestaltung der Kita Hepsisau vorzuziehen und sie als Puffer für die fehlenden Plätze einzusetzen. Aus Sicht von Bürgermeister Johannes Züfle ist das keine Option: Die Stadt stockt dort die Plätze auf und richtet 2022 eine zweite Gruppe für Krippenkinder ein - wohlgemerkt lediglich als Übergangslösung, bis neue Plätze in der Kernstadt geschaffen sind.
Hartmut Hummel machte klar, dass sich Hepsisau keinesfalls mit einer räumlich abgespeckten Variante, ähnlich dem Waldkindi, zufrieden gebe: „Wir sind immer davon ausgegangen, dass es ein neues Gebäude mit einer neuen Konzeption geben wird.“ Genauso sah das Martin Pfauth von der SBV: „Es ist doch klar, dass man für einen Naturkindi auch Räumlichkeiten braucht.“ Eindeutige Worte fand Stadtrat Rainer Bauer (UWV): „Der aktuelle Gemeinderat ist bis 2024 im Amt. Bis dahin wird es keinen Bauwagen geben - das war so nicht abgesprochen.“
Vollwertiger Kindi gefragt
Aus Sicht von Johannes Züfle dagegen verfügt ein Naturkindi lediglich über ein „stark reduziertes Raumprogramm“, sprich einen Bauwagen oder eine Blockhütte. „Das kann man in Bissingen, Ohmden, Unterlenningen und Holzmaden besichtigen“, nannte er Beispiele in der Umgebung. Und dort mache man schließlich auch nichts falsch. Hartmut Hummel stellte klar, dass die Ausgangslage in Hepsisau eine ganz andere ist: „Keine der genannten Kommunen hat nur einen Naturkindergarten.“ So sah das auch Hepsisaus Ortsvorsteher Bernhard Heitz: „Es gibt kein Mitglied im Ortschaftsrat, das einem Bauwagen zustimmen würde, weil es in Hepsisau dann gar keinen anderen Kindergarten mehr gibt.“ Dr. Joachim Mors fasste es zusammen: „Wir brauchen einen vollwertigen Kindergarten in Hepsiau.“
Um den Kindergarten in dem Weilheimer Teilort gibt es immer wieder Diskussionen. Seit Jahren ist die Einrichtung schlecht ausgelastet, das Gebäude baufällig. Der Ortschaftsrat möchte unbedingt eine Kita im Teilort halten. „Wenn es keinen Kindergarten mehr gibt, ziehen keine Familien mehr zu, und das Dorf überaltert“, fasste es Bernhard Heitz zusammen. Weil die wenigen Kinder im Ort allein keine Gruppe füllen, war die Idee aufgekommen, die Einrichtung durch ein besonderes Konzept attraktiver für Familien aus Weilheim zu machen. Die Stadtverwaltung weist unterdessen auf wirtschaftliche und strategische Aspekte hin. „Die Bereitschaft der Weilheimer Eltern, ihr Kind nach Hepsisau zu fahren, ist nicht vorhanden“, hatte Johannes Züfle kürzlich im Kindergartenausschuss klargestellt. Er sagte aber zu, den Kindergarten nach Möglichkeit zu erhalten: „Solange die Zahl der Kinder zweistellig ist, hat er seine Berechtigung. Wenn aber irgendwann mehr Erzieherinnen als Kinder da sind, dann lohnt sich der Betrieb nicht mehr.“