Bernd Kohlhepp alias Herr Hämmerle begeisterte in der Kirchheimer Stadthalle
Rock'n Roll auf Schwäbisch

Kirchheim. Eins steht fest: Comedy-Star Bernd Kohlhepp und sein Herr Hämmerle texteten das Publikum am Samstag gewaltig zu – mit ernsthaften Folgen für rund 200 Zuschauer: lautstarkes Gelächter und Schenkelklopfen. Vollends für Begeisterung sorgte außerdem King Elvis mit 


schwäbischen Coverversionen seiner Hits. Titel des Comedy-Abends: „Der King kehrt zurück! Elvis reloaded.“

„So geht Rock’n‘Roll auf Schwäbisch“, deshalb ist der King zurückgekehrt. Zunächst heizte jedoch der preisgekrönte Kabarettist Bernd Kohlhepp aus Ammerbuch sein Publikum an. Bis zum ersten Lacher verging keine Minute. Kohlhepp, im dunklen Anzug, riet dem Publikum, jetzt erst mal jeden Stress zu vergessen, „auch wenn der Grund dafür neben Ihnen sitzt“. Dann pickte er sich ein paar Leute raus, die im Bühnenprogramm eine feste Rolle zugewiesen bekamen. So bandelte er charmant mit „Nichtschwäbin“ Kirstin aus Eckernförde an, mit Gudrun, die von Stuttgart nach Kirchheim gezogen war („man fragt sich nur: wa­rum?“), Helmut aus Raidwangen erkor er gar zum „Zuschauer des Abends“. Im Stil eines Stand-up-Comedians baute er diese und weitere Personen in seine Monologe und Lieder ein, ihre Namen erschienen sogar in Laufschriften. Also: alles live!

Bernd Kohlhepp ist Solokünstler mit Hang zur multiplen Persönlichkeit. Mal war er ganz er selbst, sprach in fast lupenreinem Hochdeutsch, strahlte die professionelle Gewandtheit eines erfahrenen Conférenciers aus. Hauptsächlich war er aber der Herr Hämmerle. Und der King of Rock’n‘Roll. Und die achtzigjährige Nachbarin Frau Schwerdtfeger. Zwischendurch auch mal sein Untermieter aus Indien. Was man dann gleich an den unterschiedlichen Tonlagen, dem Akzent oder an den Dialekten merkte.

Den Herrn Hämmerle, berühmt-berüchtigt als „König von Bempflingen“, verkörpert Kohlhepp seit Jahren in seinen verschiedenen Programmen. Hämmerle ist eine wortgewaltige Hausmeistertype, ein bisschen schrullig und skurril, ein bisschen schwäbischer Bruddler. In Kirchheim trug er eine „dezent“ giftgrüne Weste und natürlich sein Markenzeichen, den unvermeidlichen Spießbürgerhut. Erst kürzlich hat er einen Hund geerbt, den Elvis Presley, dem er noch Manieren beibringen muss, zum Beispiel Zeitung holen. Nicht so einfach, denn der kann kein Schwäbisch, der ist nämlich eine französische Dogge, die vorne aussieht, als hätte sie einen Auffahrunfall hinter sich. Das Tier warf echte Probleme auf.

Nicht nur im Fitnessstudio, sondern auch im Casting-Studio („Voice of Bempflingen“),einfach überall wo der Herr Hämmerle auftauchte, spielten sich die abgefahrensten Dinge ab, nicht zuletzt beim Discobesuch mit seiner aufgebrezelten Nachbarin Frau Schwerdtfeger, die die „80er-Party“ irgendwie falsch verstanden haben muss.

Hämmerle brachte eine Knallergeschichte nach der anderen, legte sich nicht nur mit Worten, sondern auch pantomimisch voll ins Zeug – und vergaß nicht, seine Erwählten aus dem Publikum stets ins Geschehen einzubeziehen. Und den Elvis auf die Bühne zu holen. Sehr erstaunlich, wie der 53-jährige Kohlhepp diesen legendären Hüftschwung hinkriegte! Noch erstaunlicher war allerdings, wie er die „Röhre“ vom King imitierte, das klang fast original. Nur mit schwäbischen Texten halt. So wurde aus „Shake, rattle and roll“ ein „Schieb’s Eise und hols“. Diese Bügeleisen-Nummer geriet zu einem absoluten Höhepunkt des Abends, denn hier legte Kohlhepp einen Rock’n‘Roll aufs Parkett, der sich gewaschen hatte – „Tanzpartnerin“ war ein haushaltsübliches Bügelbrett, das er gekonnt durch die Luft wirbelte. Zwölf ganz eigene Elvis-Interpretationen gaben Bernd Kohlhepp und Herr Hämmerle abwechselnd zum Besten. Am Ende trat der King höchstpersönlich auf die Bühne, schon ein wenig rundlich um die Taille, im weißen Las Vegas-Glitzerkostüm. Elvis hatte übrigens seinen Schwiegersohn Michael Jackson als Überraschungsgast mitgebracht und dessen vielleicht größten Erfolg „Bad“, ähh „Bett“. Und ja: Bernd Kohlhepp beherrschte auch den Moonwalk.