Kirchheim. Vom 2. bis zum 6. November werden die Skater Kirchheims vermehrt unterwegs sein
– alle mit roten T-Shirts und vollen Rucksäcken, denn sie fahren Essen und Getränke aus. Alle Einnahmen gehen an die Demenzkampagne 2010/11 der Stadt Kirchheim. Die Skater wollen dadurch vor allem ihren Ruf verbessern. De
nn bisher denken viele, Skater seien faul, laut oder womöglich kriminell.
„Die Skater sind nicht asozial
. Sie sind ein sehr tolerantes Völkchen. Man muss nicht skaten, um mit ihnen befreundet zu sein. Jeder ist sofort willkommen, und jeder kennt jeden“, sagt Jutta Ziller vom Mehrgenerationenhaus Linde, die das Projekt mitorganisiert. Oft würde sie gerne den Notarzt rufen, wenn sie den Skateboardfahrern bei ihren Tricks zusieht, erzählt sie. Denn Verletzungen wie Brüche sind nichts Ungewöhnliches. So hat Christian Molter, der ebenfalls in den Herbstferien für den guten Zweck rollt, gerade eine Operation wegen einer Skateverletzung hinter sich – er will aber trotzdem mitfahren.
Die Idee für die Aktion entstand im „Rollcafé“, dem Skatercafé in der Linde. Dort treffen sich immer mittwochs und donnerstags die Skater der Stadt. Das sind ungefähr 70 Leute zwischen zwölf und 30 Jahren. Als es im „Rollcafé“ um das schlechte Image von Skatern ging, waren sich alle einig, dass man daran etwas ändern muss. Kristina Wenzel, die auch zu der Skatergruppe gehört, arbeitet in ihrer Freizeit in einem Altenheim, in dem auch viele Demenzkranke wohnen. Also lag es nahe, Demenzkranke zu unterstützen.
Christina Kleiner vom Deutschen Roten Kreuz kam in die Linde und hielt einen Vortrag zum Thema Demenz. Anschließend waren sich die Jugendlichen sicher, dass sie Demenzkranke unterstützen wollen. Schnell erklärten sich 30 Jugendliche bereit, mitzumachen – und das, obwohl sie keinen Lohn dafür bekommen.
Zuerst wurden Sponsoren gesucht, da sonst kaum Geld zum Spenden übrig geblieben wäre. Die Firmen haben überraschend schnell zugesagt, als die Jugendlichen auf sie zukamen. Dank der Sponsoren konnten die Skater nicht nur die Kosten für die Lebensmittel aufbringen, die sie ausfahren. Sie konnten auch Flyer und T-Shirts mit dem Aufdruck: „Rollen . . . für den guten Zweck“ drucken lassen.
Die Jugendlichen haben sich in zwei Gruppen aufgeteilt: 15 sind „Fahrer“, die anderen 15 sitzen an den zwei Telefonen, kochen Kaffee, belegen Brötchen oder kaufen ein. Sie arbeiten täglich in drei Schichten. Die Bestellung wird vorbereitet und in Tüten gepackt. Die Tüten kommen in den Rucksack – und schon ist die Bestellung auf dem Weg. Die Skater fahren das Essen nur in der Kirchheimer Innenstadt aus, denn ansonsten wäre der Weg zu lang.
Wer das Projekt unterstützen möchte oder einfach mal nicht einkaufen gehen will, kann unter der Telefonnummer 0 70 21/4 44 11 etwas zu essen oder trinken bestellen. Wer eine große Bestellung hat, sollte vorbestellen, um nicht zu lange auf das Essen warten zu müssen. Für Preise zwischen 50 Cent und drei Euro liefern die Skater belegte Brötchen, Dätscher, Butterbrezeln, süße Stückle, Obst oder Schokoriegel. Für die Durstigen gibt es verschiedene Getränke ohne Alkohol sowie Kaffee, Tee oder Kakao. Zusätzlich wird ein Euro pro Lieferung für die Fahrt berechnet, der ebenfalls an die Demenzkampagne geht. Wer die Kampagne unterstützen will, kann natürlich auch spenden, ohne etwas zu bestellen.
Da ein solches Projekt noch nie durchgeführt wurde, wissen die Mitwirkenden nicht, wie viele Aufträge sie erwarten. „Wenn es gut läuft, machen wir vielleicht im nächsten Frühling weiter, wenn der Schnee weg ist“, meint Dennis Schroll, einer der Skater. Wenn das Wetter nächste Woche schlecht ist, wollen sie trotzdem weiterfahren. Das Projekt wird auf keinen Fall abgebrochen, da ist sich Kristina Wenzel sicher: „Notfalls würden wir sogar bei Tornado fahren.“
Alle Beteiligten wären froh, wenn sich bis zur Scheckübergabe an die Demenzkampagne viele Hungrige bei den Skatern melden würden.