Deutsches Feuerwerk begeistert erneut bei den „Flammenden Sternen“ in Ostfildern
Romantik siegt vor Lebensfreude

Zum wiederholten Mal standen die Pyrotechniker um Joachim Berner auf dem Siegertreppchen des internationalen, dreitägigen Feuerwerksfestivals „Flammende Sterne“. Die atemberaubende Show sei das Beste was die Deutschen jemals in den nächtlichen Himmel über dem Scharnhauser Park gezaubert haben, war sich die Jury einig. Die Lokalmatadoren zogen haushoch an den anderen Teilnehmern aus Costa Rica und Dubai vorbei.

Ostfildern. Lebensfreude aus Costa Rica oder Romantik aus Deutschland? lautete am Sonntagabend die spannende Frage, bevor das Feuerwerk von Innovative Pyrotechnik aus Stuttgart gezündet wurde. Pain Fireworks aus Dubai war bereits mit einem Ausflug in die arabische Wüste zu orientalischen Klängen am ersten Tag des internationalen Feuerwerksfestivals in der Gunst der siebenköpfigen Jury gesunken. Fuegos Artificiales hatten nämlich am Samstag mit ausdrucksstarken Bildern zu mittelamerikanischen Rhythmen die Zuschauer in den Bann gezogen. Und nun stand die Show „Unique Pyro Romance“ auf dem Programm. Zur Musik von Michael Jackson, Meat Loaf, einer klassischen Passage eines japanischen Komponisten sowie dem Lied „Engel“ von Ramstein, zauberten die Deutschen nach Meinung der Jury ein atemberaubendes Gesamtkunstwerk in den Himmel. Das sei das Beste gewesen, was der Pyrotechniker und zweifache Weltmeister Joachim Berner, der bereits mehrmals in Ostfildern auf dem Siegertreppchen gestanden hatte, kreiert habe, sagte Veranstalter Jürgen Wünsche.

Rund 50 000 Besucher hatten sich trotz frischer Temperaturen und nassen Wiesen am Freitag und Samstag das Spektakel nicht entgehen lassen. Am Sonntag, dem Familientag mit Sonnenschein, waren noch mehr Besucher als am Samstag auf das Festivalgelände geströmt. Sie wurden auch mit dem die beiden Tage zuvor witterungsbedingt abgesagten Start der Heißluftballons und dem anschließenden Ballonglühen belohnt.

Wahre Fans kamen warm eingepackt am Freitag und Samstag Stunden vor Beginn des Spektakels mit Stühlen und Planen, um sich einen Platz in der ersten Reihe zu reservieren. Angesichts der Witterung kamen aber viele Besucher später, um sich nur die Lasershow und das Feuerwerk zu gönnen.

Nach Einbruch der Dunkelheit knisterte allmählich die Spannung und immer mehr Besucher strömten in Richtung des Abschussgeländes. Dort hatte sich wie all die Jahre zuvor ein mehr oder weniger großes Deckenmeer ausgebreitet. Sieben Laser stimmten mit allen Regenbogenfarben, die über die Köpfe fächerförmig hinwegglitten, auf ein arabisches Abenteuer sowie das „pure Leben“ aus Mittelamerika ein.

Die Pyrotechniker von „Pains Fire­works“ waren bereits 2008 für England bei den Flammenden Sternen angetreten. Diesen Freitag waren sie für Dubai ins Rennen gegangen. Sie überzeugten mit ihrem orientalischen Ausflug in die Wüste weniger. Die Abstimmung zwischen Musik – Sting mit „Desert Rose“ – und Raketen war eher schwach.

„La pura vida“, das ist die Einstellung einer ganzen Nation und zwar von Costa Rica. Die Pyrotechniker aus Mittelamerika sorgten am Samstag für Gänsehaut-Feeling der anderen Art. Sie zündeten ein vor Lebensfreude sprühendes Feuerwerk. Manchem wurde es da auch bei nur 15  Grad Außentemperatur warm ums Herz. Mit viel Material erhellten die Fuegos Artificiales Internacionales den Himmel über dem Scharnhauser Park. Wie Schlangen zischten und kreuzten Raketen diagonal über der Abschussrampe, dann platzten Feuerwerkskörper weit oben und ließen farbige Girlanden regnen. Insbesondere der dritte Teil zu mittelamerikanischen Rhythmen und ausdrucksstarken Bildern zog die Zuschauer in seinen Bann.

Am Sonntag stimmten die Guggenmusiker „Fleggazoddler“ mit schrägen Tönen auf die Romantik der deutschen Pyrotechniker ein. – Ob Rock oder Salsa auf den Bühnen war am Wochenende im Scharnhauser Park für jeden Geschmack etwas geboten. Nicht nur die zahlenden Gäste hatten Spaß. Pauline Schmideberg summte bei dem Song von James Brown mit, den die Band Soul Up spielte, und füllte an einem der diversen Essstände im Rhythmus das Fladenbrot mit Würzfleisch, Salat und feuriger Soße. ­Mikha, Lars und Marcel von „Stafffire“ ließen das Feuer mit den brennenden Stäben nicht nur in der Luft, sondern auch über ihre Körper tanzen.