Der Grillplatz „Vier Linden“ in Wellingen ist wegen herabstürzender Äste gesperrt
Rote Bänder statt Roter Wurst

Die Sonne strahlt, seit Tagen ist bestes Wander- und Grillwetter. Doch die Freude darüber ist in Notzingen nicht ganz ungetrübt: Der beliebte Grillplatz „Vier Linden“ ist aus Sicherheitsgründen gesperrt, denn es drohen herabstürzende Äste.

Notzingen. Wenn zwei Kommunen sich streiten, sind die Bürger nicht die lachenden Dritten, sondern Verlierer. Rot-weiße Flatterbänder sperren den Grillplatz „Vier Linden“ in Wellingen großräumig ab und ein Schild informiert: Betreten verboten – Herabstürzende Äste. Auch im Mitteilungsblatt und auf der Homepage der Bodenbachgemeinde werden die Bürger auf diese Tatsache aufmerksam gemacht.

Die Gründe für die Sperrung sind für Roland Böbel nicht nachvollziehbar. „In Kirchheim werden entlang der Bäche zig Bäume gefällt, und wir müssen einen beliebten Grillplatz sperren, weil wir die kranke Linde nicht fällen dürfen“, wundert er sich und hatte damit die ungeteilte Zustimmung seiner Ratskollegen. „Die Linde ist ein Naturdenkmal, und die Stadt Kirchheim ist dafür zuständig. Wer anordnet zahlt“, machte Bürgermeister Sven Haumacher seinen Standpunkt deutlich und sparte nicht mit Kritik in Richtung Nachbarstadt, die als Untere Verwaltungsbehörde für Naturdenkmale einen Rückschnitt der schwächelnden Linde angeordnet hat. „Ich habe recherchiert und der Justiziar ist der gleichen Ansicht wie ich, dass Kirchheim zahlen muss“, so der Schultes. Ein Gespräch zwischen beiden Parteien verlief ergebnislos, denn die Große Kreisstadt vertritt den Standpunkt, dass Notzingen die Kosten für die Pflegemaßnahmen als Eigentümerin berappen muss. „Daraufhin habe ich beim Landratsamt nachgefragt – es gibt jedoch keine Rechtssprechung dazu“, erklärte Sven Haumacher und warf Kirchheim Untätigkeit und Trägheit vor.

Diesen Vorwurf weist Kirchheims Bürgermeister Günter Riemer entschieden zurück. „Die Linde ist ein Naturdenkmal und es besteht Rechtsschutz. Bevor der Baum gefällt werden darf, müssen alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sein“, erklärte er. Ein Baumexperte kam in seinem Gutachten zu dem Schluss, dass die Linde erhaltungswürdig ist, da der Baum „durchaus noch Vitalität hat“ und das noch über einen längeren Zeitraum. „Ein Rückschnitt ist das Mittel der Wahl, weshalb wir das Fällen ablehnen. Ein Naturdenkmal ist ein hohes Gut“, so Günter Riemer. Unmissverständlich machte er klar, dass die Gemeinde Notzingen als Eigentümerin des Baumes für die Sicherheit verantwortlich ist.

Nun wird geprüft, wer Recht hat – und bis dahin bleibt das Grillfeuer bei den Linden aus.