Neben Bildung, Wissenschaft und Forschung zähle die Verkehrsinfrastruktur zu den Zukunftsfaktoren für unsere Wirtschaft. Stuttgart 21 und die Neubaustrecke Wendlingen bis Ulm eröffneten eine neue Dimension für den Fern-, Regional- und Nahverkehr.
„Unser Landkreis erhält einen Fern- und Regionalbahnhof auf den Fildern, der die Verkehrsträger Luft, Schiene und Straße optimal verknüpft“. Zu dem eröffnet sich nach Ansicht Einingers die Chance einer S-Bahn-Verlängerung nach Neuhausen und weiter ins Neckartal. „Wer heute kleinmütig handelt, verspielt die Zukunft“, so Heinz Eininger.
Die Folgen eines Ausstiegs wären fatal. Auch wenn der Grüne Verkehrsminister jetzt die Ausstiegskosten runter rechne, hat der „Faktencheck“ von drei unabhängigen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften Schadensersatzansprüche von bis zu 1,5 Milliarden Euro ergeben. Dieser Betrag dürfte seitdem eher noch gestiegen sein, argumentiert der Landrat. „Es kann doch nicht sein, dass das Land lieber für nichts mehr bezahlt, als für einen Bahnhof“.
Der Grüne Teil der Landesregierung verhalte sich wie eine Opposition, die nur den Ausstieg will, aber keine Lösung aufzeigt. „Sie bedient nur Wunschträume – schnell realisiert, ohne viel Geld, ohne Planfeststellung.“
Eine Planung und Finanzierung für eine Alternative werde einfach nicht präsentiert. Das habe nichts mehr mit Transparenz zu tun, sondern lässt die Bürgerinnen und Bürger im Unklaren. Wenn das Land allein für die Konsequenzen des Ausstiegs gerade stehen müsse, „bleibt kein Cent mehr übrig“.
Noch schwerer wiegt freilich für den Landrat der Vertrauensschaden, der durch einen Ausstieg angerichtet würde. „Es gibt kein Kündigungsrecht. Der Ausstieg ist ein Vertragsbruch. Ein katastrophales Zeichen für die politische Zuverlässigkeit Baden-Württembergs!“
Er könne sich nicht vorstellen, so Landrat Eininger, dass die Bahn angesichts dieses Verhaltens des Landes in die Sanierung des maroden Bahnhofs mehr Geld als nötig stecke. „Stillstand statt Zukunft, das will und kann ich mir nicht vorstellen.“
Im Übrigen rege sich schon jetzt im Neckartal der Widerstand gegen etwaige K 21-Lösungen mit zwei bis drei zusätzlichen Gleisen, Lärm und den Abriss ganzer Häuserzeilen. „So sieht für mich jedenfalls keine konstruktive Verkehrspolitik aus.“
Stuttgart 21 und die Neubaustrecke seien auch nicht über die Köpfe der Bürgerinnen und Bürger hinweg entschieden worden. Landtag, Regionalversammlung, Kreistag und viele Gemeinderäte befassen sich seit mehr als 20 Jahren mit diesem Projekt und den Alternativen. Beschlüsse seien mit überwältigender Mehrheit gefasst worden, Gerichte hätten sie bestätigt. „Jetzt ist es an der Zeit, dass gebaut wird. Deshalb erhoffe ich mir, dass am 27. November die Bürger zum Ausstiegsgesetz nein sagen und damit der Zukunft eine Chance geben“.
Keine Frage, Peter Jakob, der bei der Deutschen Bundesbahn überwiegend in der Neubaustreckenplanung tätig war, hält die neue ICE-Strecke Stuttgart-Ulm für dringend notwendig – „wir könnten sie schon längst haben.“ Was er aber für absolut nicht notwendig hält, ist S 21. „Die DB AG hat Ende der 90er-Jahre unter einem klar denkenden Vorstand Johannes Ludewig die Planungen zu S 21 eingestellt, weil unwirtschaftlich.“ Der Grund: Wettbewerbsfähigkeit der Schiene gegenüber Auto und Flugzeug entsteht durch Fahrzeitverkürzungen auf den Strecken und nicht in den Bahnhöfen. „Deshalb brauchen wir keine Knotenveränderung“, spricht sich Peter Jakob für einen modernisierten Kopfbahnhof Stuttgart aus.
Bereits jetzt gilt der Stuttgarter Bahnhof als pünktlichster im ganzen DB-Netz. Sein großer Vorteil sei es, dass die ICEs aus dem Norden und Süden der Republik fast zur gleichen Zeit in Stuttgart ankommen, bedient von regionalen Zubringerzügen aus Aalen, Heilbronn, Tübingen und sonst woher. Diese bringen dann im integralen Takt die Pendler wieder in die Region. „Mit 16 Bahnsteigkanten können sie diese Züge auch mal stehen lassen und Verspätungen so in genialer Weise auspendeln“, beschreibt Jakob einen weiteren Vorzug. Deshalb lautet sein Fazit: „In Stuttgart gibt es weder im Eisenbahnbetrieb noch im Eisenbahnverkehr Probleme und damit keinen Grund für S 21.“
Natürlich versteht er, warum die zwei Begünstigten, die Stadt Stuttgart und die Bahn, so vehement an dem Projekt festhalten. Stuttgart geht es um sein gigantisches Immobilienprojekt und „die Bahn lacht sich ins Fäustchen“, weil sie durch das Land, die Region, den Flughafen, und die Stadt so viele Mitfinanzierer hat, dass S 21 für die DB AG kostengünstiger sei, als den bestehenden Kopfbahnhof zu erhalten und zu unterhalten.
Ein Aufreger für Peter Jakob sind neben dem geplanten Tiefbahnhof auch die hohen Kosten. „S 21 wird teurer als die Politik dem Bürger sagt. S 21 wird aber auch deutlich teurer als man es bisher der Politik verkauft hat“, ist sich der Eisenbahnexperte sicher und verweist auf den Bundesrechnungshof, das Rössler-Vieregg-Gutachten und die Risikoliste des abgelösten S 21-Projektleiters Hany Azer.