Ohmden. Um den Nachwuchs für Gesang- oder Musikverein braucht man sich in Ohmden keine Sorgen zu machen. Darum kümmern sich die beiden Vereine beispielhaft. Seit 15 Jahren kooperiert die Liederlust mit der Grundschule. Intensiviert wurde die Zusammenarbeit mit dem 2006 aus der Taufe gehobenen Projekt „Schule singt“, das unter dem Dach der Liederlust von Bertram Schattel geleitet wird. In drei Gruppen unterteilt, bekommen sämtliche Grundschüler jede Woche eine halbe Stunde Gesangsunterricht. Dazu gehören Aufwärm- und Atemübungen. „Mit ‚Schule singt‘ erreichen wir alle Kinder, auch solche, die mit Musik sonst vielleicht nichts am Hut hätten“, betont Schattel, lange Jahre Dirigent der Liederlust. Der Effekt sei eine Musikalisierung. Will heißen: Die Arbeit trägt vielerlei Früchte. Schattel erinnert sich an eine ganze Reihe von ehemaligen Schülern, die einen Chor leiten, gute Klavierspieler geworden sind oder nach wie vor dem Gesang frönen. „Die weiterführenden Schulen freuen sich immer darüber, wenn sie Kinder aus Ohmden bekommen“, weiß Schattel, und Steffl, bis zum Frühjahr 26 Jahre lang Erster Vorsitzender und insgesamt 40 Jahre im Vorstand tätig, betont: „Für die Liederlust ist es unabdingbar, dass Kinder von einer absoluten Fachkraft angeleitet werden.“
Neben dem alljährlichen Weihnachtsliedersingen wird mit den Grundschülern immer wieder auf Musiktheaterprojekte hingearbeitet: So kamen unter anderem Ferdinand, der Stier, die dumme Augustine, Geisterstunde auf Schloss Eulenstein, Flatsch – Abenteuer eines Wassertropfens oder die Baumgöttin zur Aufführung. Zahlreiche Auftritte gingen mit dem gemischten Chor der Liederlust über die Bühne. „Die Kinder durften dabei Gemeinschaft erleben“, sagt Steffl, selbst Sänger aus Leidenschaft. Im Gegensatz zu anderen Chören kennt die LLO auch keine Nachwuchssorgen. Sie weist ein sehr viel niedrigeres Durchschnittsalter auf als andere Gesangvereine. Schattel kennt das Geheimrezept: „Man muss ganz unten anfangen. Selbst wenn ein Chor aussterben sollte, hat er die Pflicht, ein kleines Pflänzchen zu pflanzen.“
Ein solch zartes Pflänzchen war „Männersache“. Vor zwei Jahren mit zehn Männern gestartet – darunter solche, die von sich behaupteten, gar nicht singen zu können –, ist der „junge“ Männerchor heute eine feste Größe. Nebeneffekt: Inzwischen unterstützt „ein ganzer Stall voller“ Tenöre und Bässe den gemischten Chor. Schattel freut sich darüber, dass Paul Theis, der neue Dirigent der Liederlust, den 18 Köpfe zählenden „jungen“ Männerchor weiterführen möchte. Auch beim „Betonkopf-Stampf“ in „Krach bei Bach“, einem unter Federführung der Kirchheimer Musikschule einstudierten Musical, ist Männersache mit von der Partie.
All diese Projekte sind ein Stück weit „die Kinder“ von Johann Steffl. Schattel schätzt an seinem langjährigen Weggefährten, dass er „nicht immer vorne dran stehen muss, wo notwendig aber die richtigen Weichen stellt und immer an der Sache orientiert ist“.
Das Engagement der LLO beschränkt sich nicht ausschließlich auf Musik. Bei der Sanierung des Spielplatzes und des Waaghäusles sowie beim Bau des Kreuzes auf dem Friedhof bewiesen die Sänger, dass auf sie auch außerhalb der Bühne Verlass ist. Zur Tradition geworden ist inzwischen die seit 1989 währende Unterstützung des Fördervereins für krebskranke Kinder Tübingen. Unter anderem durch die „Ohmdener Sternengesänge“ im Kurhaus Bad Boll konnte die LLO dem Verein insgesamt fast 34 000 Euro überweisen.
Weniger auf die Stimme, als auf die Ausbildung an Instrumenten setzt der Ohmdener Musikverein. Ausbildung aus einer Hand ist erklärtes Ziel. Schon jetzt legt der Verein bei Grundschulkindern die Grundlagen an der Blockflöte, dann erfolgt der Wechsel auf das Instrument, das der jeweilige Sprössling in der Kapelle spielen möchte. Nach den Sommerferien wollen die Verantwortlichen des Vereins damit beginnen, den Nachwuchs in Musiktheorie zu unterrichten, unter anderem, um die Kinder und Jugendlichen auf Lehrgänge des Kreisverbands der Blasmusik im Schullandheim Lichteneck vorzubereiten. „Wir planen mittelfristig auch, in die musikalische Früherziehung einzusteigen“, sagt der zweite Jugendleiter Sebastian Attinger. Credo ist, die Kinder möglichst von klein an zu begleiten und den Boden fürs Musizieren zu bereiten. „Wir organisieren die komplette Ausbildung selbst“, betont die erste Jugendleiterin Sabrina Ziegelin. Dazu gehört, geeignete Musiklehrer zu suchen, die neben dem spielerischen Können auch die nötigen pädagogischen und didaktischen Fähigkeiten mitbringen.
Rund 20 Jugendliche nehmen jeden Freitag an der Juka-Probe teil. „Sie spielen in erster Linie moderne Stücke wie Filmmusiken“, so die Jugendleiterin. „Wenn sie nur Märsche spielen müssten, würde man sie wahrscheinlich vergraulen“, schiebt sie schmunzelnd hinterher.
„Wir achten darauf, dass die Juka nicht nur auftritt, wenn die Stammkapelle spielt, wie beim Maibaumaufstellen oder beim Dorffest“, hebt Sabrina Ziegelin hervor. So sorgte die Jugendkapelle beispielsweise im Rahmen des Kinderfests Ende Juli beim Golfclub Teck musikalisch für Schwung.
Auch ohne Klarinette, Trompete, Flügelhorn oder Bariton am Mund haben die Jugendlichen des Musikvereins Ohmden viel Spaß. „Mit dem zehnköpfigen Arbeitskreis Jugend haben wir viele Leute, die uns hervorragend unterstützen“, sagt Sabrina Ziegelin. Sie alle waren einst selbst Mitglieder der Jugendkapelle. „Es ist schön, zu sehen, dass sich so viele in die Arbeit des Vereins integrieren lassen“, betont die 32-Jährige. Jugendwerbung in der Grundschule, Tagesausflüge, mehrtägige Hüttenfreizeiten oder die Beach-Party im Juni dieses Jahres, zu der auf zwei Lastwagen neun Tonnen Sand herangekarrt wurden, um karibisches Flair ans Musikerhäusle zu zaubern – die Organisatoren stellen einiges auf die Beine, um auch den anderen Kindern und Jugendlichen im Ort zu zeigen, wie attraktiv der Musikverein ist. Dazu gehört selbstverständlich das traditionelle Open-Air-Kino, ein Beitrag zum Kinderferienprogramm der Gemeinde oder das vergangenes Jahr präsentierte Jugendkonzert „We will rock you“, bei dem das musikalische Können mit Beamershow, Licht- und Nebeleffekten in Szene gesetzt wurde.