„Alt Owen“ dokumentiert das Leben in Owen anhand von Fotos und Gebrauchsgegenständen
Sammeln für die Nachwelt

Die „Bewahrung“ der Heimat und ihrer Geschichte hat sich der Förderkreis „Alt Owen“ von Anfang an auf seine Fahnen geschrieben. Wie akribisch die Vereinsmitglieder ihrer Aufgabe nachkommen, zeigt schon allein ein Blick in das umfangreiche Fotoarchiv: Es ist nicht nur vorbildlich sortiert, sondern zeichnet sich auch dadurch aus, dass jedem Foto ein erläuternder Text zugeordnet ist.

Andreas Volz

Owen. Der Förderkreis „Alt Owen“ ist für den Ehrenamtspreis des Teckboten und der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen nominiert. Dass der Verein ehrenamtlich herausragende Arbeit leistet, dessen sind sich die aktiven „Heimatbewahrer“ durchaus bewusst: „Wir machen das nicht nur als Mitglieder des Förderkreises, sondern als Owener Bürger“, sagt Gabriele Horer. Sie gehört zur vierköpfigen „Arbeitsgruppe“, die die Arbeit des Vereins für den Ehrenamtspreis vorstellt. Insgesamt helfen fast alle Owener Bürger tatkräftig mit beim Aufbau der Sammlungen ihres Geschichtsvereins.

Das Fotoarchiv ist nur ein Teil dessen, was die „Alt Owener“ seit 2001 alles zusammengetragen haben. Angelika Friedrich zählt lediglich ein paar der Schlagworte auf, nach denen sie die vielen historischen Aufnahmen katalogisiert hat: „Teck“, „Kirche“, „öffentliche Gebäude“ und „Maientag“ dürften sicher kaum überraschen. Aber es gibt auch das Schlagwort „hauswirtschaftlicher Strukturwandel“. Und das zeigt, dass in Owen möglichst alles, was noch zu greifen ist, möglichst umfassend dokumentiert werden soll.

Den „hauswirtschaftlichen Strukturwandel“ belegen indessen nicht nur Fotos, sondern auch Geräte, die aus Owen stammen – wie zum Beispiel eine „Apfelschäl-“ oder eine „Bohnenschneidmaschine“. Einen anderen Strukturwandel – den Niedergang vieler traditioneller Handwerkskünste – dokumentieren die „Gehröcke“, die der Förderkreis „Alt Owen“ gesammelt hat: von jedem früheren Owener Schneider nach Möglichkeit ein Exemplar. Auch Werbegeschenke der Schneider gehören zum Fundus des Vereins.

Die Zeit des Zweiten Weltkriegs ist ebenfalls durch viele Alltagsgegenstände dokumentiert: Dazu gehören Schulhefte mit Stempel des Lehrers. Der Stempel bestätigte einst, dass ein Heft vollgeschrieben war und dass sich die Schüler im Schreibwarenladen ein neues kaufen konnten. Feldflaschen, Brotbeutel oder Feldpost zeugen vom Kriegsgeschehen weit entfernt von der Heimat, an dem Owener Soldaten beteiligt waren. Von einem dieser Soldaten hat sich nicht nur sein „Pfeifle“ samt Tabak erhalten, sondern auch ein „Büchsle, in dem er sich immer a Bröckele Brot aufg‘hoba hat“.

Fritz Nuffer ist es, der zu den meisten Gegenständen eine Geschichte zu erzählen weiß – wie überhaupt zu fast allem, was sich in Owen jemals zugetragen hat. Schon lange vor Vereinsgründung hatte er mit Führungen für Schulkinder begonnen und die Kinder sogar an Projekten teilhaben lassen – etwa beim Ausmessen des alten Brunnens in der Rathausstraße. Und als Fritz Nuffer im Archiv den ältesten schriftlichen Beleg für den Owener Maientag gefunden hat, gab es ebenfalls noch keinen Förderkreis: „1681 war der früheste Maientagstermin, von dem wir heute wissen. Damals hat jedes Kind zum Maientag einen Schoppen Wein, Weißbrot und ein Stück Papier gekriegt.“

Die Arbeit im Archiv erfordert viel Übung. So sind innerhalb der Vierer-Arbeitsgruppe Gerhard Hummel und Fritz Nuffer für das Lesen der alten Texte zuständig. Es sei aber nicht nur die ungewohnte Schrift, die hier Schwierigkeiten bereiten könne, meint Fritz Nuffer. Es seien oft auch alte Begriffe. Wenn beispielsweise in einem Maientagsprotokoll der Verweis „wie fernt“ auftauche, bedeute das nichts anderes als „wie im vergangenen Jahr“.

Gerhard Hummel und Fritz Nuffer haben sich auch darum gekümmert, die Kleindenkmale in Owen zu erfassen. Zu den weiteren Aufgaben des Vereins gehören Führungen – in der Stadt, in der Umgebung, in der Bernhardskapelle oder im Geschichtshaus. Ausflüge auf den Spuren der Teck-Herzöge haben schon bis Mindelheim geführt. Und auch die eigene Arbeit wird dokumentiert: Zu seiner Ausstellung „Owen – 17 Tage vor Kriegsende“ hat der Förderkreis „Alt Owen“ vor drei Jahren eine Broschüre drucken lassen. Die dramatischen Ereignisse im April 1945 sollen somit für die Nachwelt überliefert werden.

Nicht zuletzt kümmert sich der Förderkreis „Alt Owen“ um eine ganz eigene Art der Nachwuchsförderung: Im Geschichtshaus gibt es regelmäßig museumspädagogische Veranstaltungen, in enger Zusammenar­beit mit der Grundschule. Gerhard Hummel sagt dazu: „Wir wollen die Kinder an die Ortsgeschichte heranführen und bei ihnen das Bewusstsein dafür wecken.“