PETER DIETRICH
Kirchheim. „Ihr macht ein gutes Geschäft“, versicherte Adrian Conrath aus Hochdorf, der an seiner historischen Mandelrösterei vor dem Kornhaus Taler und den kriselnden Euro zum Kurs 1:1 tauschte. Die Mandeln habe er von einem Kreuzzug durch Spanien mitgebracht, sagte er. „Mandeln kriegt man dort noch.“
Um Münzen ging es auch im Innern des Museums. Hier erfuhren Kinder und Erwachsene vom Museumspädagogen Hannes Wiedmann, dass es Falschmünzerei schon vor mehr als 2000 Jahren gab. Innen hatten die falschen Exemplare einen Bleikern. Ganz offiziell wertlos war der württembergische Rechenpfennig. Er wurde lediglich zum Rechnen benutzt. Auch Muscheln wurden schon als Geld verwendet. Da sie aber nicht wirklich knapp waren, waren sie nicht viel wert.
Gleich neben den Münzen warteten historische Brettspiele darauf, ausprobiert zu werden, ob Dame oder „Wölfe und Schafe“. Denn gespielt wird seit Jahrtausenden. Der Würfel konnte ein Knochen sein, Bohnen als Spielsteine dienen.
An vier Arbeitsplätzen parallel fertigten Kinder ein Springseil. „Die Wolle wird mit heißem Wasser, Seife und Druck verfilzt“, erläuterte Charlotte Nehrbass-Rehm. Beim Rollen müsse mit ganz sanftem Druck begonnen werden, der dann gesteigert werde. Seit zehn bis 15 Jahren sei die jahrtausendealte Technik wieder verbreitet, es gebe weiche Wolle in vielen Farben. Deutlich lauter ging es beim Anfertigen von Ledergürteln zu, musste doch zum Anbringen von Löchern ganz ordentlich gehämmert werden. Stiller ging das Basteln einer Salierkrone und das Ausmalen historischer Jagdszenen.
Mehr als ein Dutzend Hämmer hatte der Holzmadener Kunstschmied Edmund Graeber mitgebracht. „Ein Koch hat auch verschiedene Messer“, meinte er. Jeder Hammer hat sein spezielles Einsatzgebiet, vom normalen Schmiedehammer mit 1 750 Gramm über den gut ausbalancierten englischen Schlosserhammer bis zu den großen Vorschlaghämmern, mit denen zu zweit im Wechsel gearbeitet wird. „Damit macht man Löcher rein, ohne zu bohren“, erklärte Graeber den Feuerdorn. Solche Locharbeiten waren in der Renaissance sehr verbreitet. „Der Vorteil ist, man schwächt das Material nicht.“ Bohrt man ein Loch, ist das Material aus dem Loch weg. Wird das Loch hingegen geschmiedet, wird das Material nach außen verdrängt und bleibt erhalten.
„Der hält ein Leben lang“, versprach Ilse Graeber mit Blick auf den „Sauzahn“, eine handgeschmiedete kleine Hacke mit nur einer Spitze. „Die ist für den kleinsten Blumentopf.“ Dann zeigte sie, dass es auch bei den handgeschmiedeten Nägeln wichtige Unterschiede gibt: Der Nagel mit den beiden wie bei einem Dach aufeinander zulaufenden Flächen trägt einen „Napoleonhut“. Der Vierschläger hingegen hat oben vier kleine Flächen.
„Alles selber gemacht“, versicherte Gunther Wagner, der an der großen Kurbel des handbetriebenen Kettenkarussells drehte und vor allem auf den Rückwärtsgang stolz ist. Ein Teil der Sitze wurde aus alten Waschzubern gebaut, die Länge der Fahrt wurde von einer Sanduhr bestimmt. Allzu lange sollte sie nicht sein, schließlich warteten beim familienfreundlichen Museumsfest außerdem noch Besteigungen des Rathausturms, Musik der Renaissance sowie Führungen für Kinder und Erwachsene.