An den Kirchheimer Schulen wird diese Woche der neue Jugendrat gewählt
Schüler üben Demokratie

Statt Deutsch und Mathe steht in dieser Woche in allen Kirchheimer Schulen Demokratie auf dem Lehrplan: Seit Montag wird der neue Jugendrat gewählt. Am Sonntag steht fest, wer in den nächsten beiden Jahren die Interessen der Jugendlichen vertreten soll.

Jugendratswahl in der Raunerschule
Jugendratswahl in der Raunerschule
Kirchheim. Im Wahlraum der Raunerschule ist es so still wie in einer Kirche. An der hinteren Wand stehen auf Schultischen zwei Wahlkabinen, die schmucklose Urne an der Tür wird von einem Mädchen bewacht. Sechs jugendliche Wahlhelfer haben lange Listen vor sich und passen darauf auf, dass die Wahlberechtigten auch wirklich wahlberechtigt sind. Zwei Halbwüchsige betreten das Klassenzimmer und schauen ehrfürchtig in Richtung Wahlkabine. „Name und Klasse?“, fragt Wahlhelfer Hassan Hamrani, bevor er den beiden die Wahlzettel mit den 32 Kandidaten überreicht. Eine Ermahnung gibt er ihnen noch mit auf den Weg: „Die Wahl soll geheim sein“. Dann trotten die Jungs in die Kabinen und lassen sich auf die Stühle fallen. Die Wahl kann beginnen.

In dieser Woche wird an Kirchheims Schulen ein neuer Jugendrat gewählt. Wer die Stimmabgabe in der Schule verpasst hat, kann am Sonntag im Rathaus wählen. Wahlberechtigt ist, wer zwischen 13 und 18 Jahre alt ist und in Kirchheim wohnt oder zur Schule geht. Das Gremium, das alle zwei Jahre neu gebildet wird, soll die Interessen der Kirchheimer Jugendlichen vertreten. 32 Kandidaten haben sich zur Wahl gestellt, 12 Sitze sind zu vergeben. Die meisten Kandidaten sind Gymnasiasten, aber es sind auch Haupt- und Realschüler dabei.

Zwei Schülerinnen der Raunerschule trauen sich: Vanessa Bruna und Kristina Stumpf, beide 15 Jahre alt, kandidieren für den Jugendrat. Lehrer und Schüler hätten sie ermutigt, sich aufstellen zu lassen, nachdem Jugendräte das Gremium bei der Vollversammlung vorgestellt haben, berichten die Neuntklässlerinnen. In den letzten Wochen sind sie durch die Schulklassen gezogen und haben auf einer Litfasssäule auf dem Schulhof Werbung gemacht. Nun hoffen beide, dass sie in den Jugendrat einziehen können. „Wir wollen zeigen, dass wir das auch können“, sagt Vanessa Bruna, die an der Raunerschule SMV-Sprecherin ist. Hauptschüler seien oft schüchtern und trauten sich nicht, vor anderen zu sprechen. Trotzdem sei es wichtig, dass sie im Jugendrat vertreten sind. „Ich kann mich gut durchsetzen“, sagt sie und lacht.

Im Wahlraum der Raunerschule warten schon die nächsten beiden Schüler darauf, ihre Stimmen abzugeben. Die Jungs, die seit fünf Minuten die Wahlkabinen blockieren, scheinen sich die Entscheidung nicht gerade leicht zu machen. „Wir wollen ja nicht drängeln, aber was macht ihr denn so lange?“, fragt Lehrerin Hannelore Behringer, die die Wahl an der Raunerschule betreut. „Fertig“, rufen beide und treten synchron hinter der Wahlkabine hervor. „Stopp“, ruft ein Wahlhelfer, „ihr müsst die Zettel zwei Mal falten“. Vorschrift ist Vorschrift. Also trotten die beiden zurück in die Wahlkabinen.

Die 15-Jährige Gabriela Gubic ist als nächste dran. Die Erstwählerin geht mit Kandidatin Kristina in eine Klasse. Sie findet es gut, dass zwei Schülerinnen ihrer Schule für den Jugendrat kandidieren. „Ich werde die beiden wählen und dann noch ein paar Leute, die ich kenne“, verrät sie. „Das machen die meisten hier so.“

Hannelore Behringer ist mit dem Verlauf der Wahl zufrieden. Die meis­ten Lehrer haben die Jugendratswahl im Unterricht durchgenommen, die Schüler sind gut vorbereitet. Bei der Wahl vor zwei Jahren hatte die Raunerschule mit 90 Prozent die höchste Wahlbeteiligung. Auch in diesem Jahr dürfte ein ähnlich hoher Wert erreicht werden. Der kommt natürlich nicht von ungefähr. Anders als in anderen Schulen führt die Raunerschule die Jugendlichen direkt in die Kabinen, anstatt die Urnen einfach auf den Flur zu stellen. „Wenn wir nicht klassenweise wählen würden, wäre der Wert sicher geringer“, weiß Hannelore Behringer.

Das Ergebnis der Jugendratswahl gibt es ab Sonntagabend online auf www.teckbote.de.