Bianca Lütz-Holoch
Kirchheim. Im Schwimmerbecken des Kirchheimer Freibads herrscht gähnende Leere. Rund um den Beckenrand flattert rot-weißes Band mit der Aufschrift: Polizeiabsperrung“. Der Grund dafür ist gleichermaßen ungewöhnlich wie grausig: Bislang unbekannte Täter haben in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag ein Schaf im Sportbecken des Kirchheimer Freibads ertränkt. Ein Schwimmmeister entdeckte das tote Tier, das im Wasser trieb, gestern morgen um 5.40 Uhr bei seinem Dienstantritt.
„Wir gehen davon aus, dass das Tier noch gelebt hat, als es ins Becken geworfen wurde“, sagt Polizeihauptkommissar Bernd Eitle, der gerade Dienst hatte, als die Meldung des Schwimmmeisters auf der Kirchheimer Polizeiwache einging. Diese Vermutung beruht darauf, dass das etwa vier Monate Schaf noch im Becken Kot abgesetzt hatte. Klarheit soll eine Obduktion des Veterinäruntersuchungsamts in Fellbach bringen. Dort wird auch überprüft, ob das auf den ersten Blick gesunde und unversehrte Schaf tatsächlich frei von Krankheiten und Verletzungen war. Dass es sich um ein Verbrechen handelt, steht für die Polizei fest: „Am Hintereingang wurden Schleifspuren entdeckt“, so Eitle.
Der Besitzer des Schafes ist noch nicht bekannt: „Wir haben alle Schafhalter in der Umgebung abtelefoniert“, sagt Bernd Eitle. „Einen Hinweis gibt es aber noch nicht.“ Klar ist lediglich, dass es sich um ein Merino-Landschaf oder um eine Merino-Kreuzung handelt. „Das Tier hatte eine braune Schnauze und dunklere Wolle.“
Unklar ist auch noch, wie es mit dem Schwimmerbecken im Kirchheimer Freibad weitergeht. „Das Becken bleibt vorerst gesperrt“, sagt Gunnar Brenner, stellvertretender Leiter des Kirchheimer Amts für Kultur, Bildung und Sport. Gestern Nachmittag hat das Gesundheitsamt Wasserproben entnommen. Bis heute sollen die Ergebnisse da sein. Anhand derer soll dann die Entscheidung gefällt werden, ob das Wasser abgelassen werden muss oder nicht.
„Uns entstehen in jedem Fall immense Kosten durch diesen Vorfall“, sagt Gunnar Brenner. Allein die Probenentnahme und der Besucherausfall durch die Sperrung würden die Stadt belasten. Ungleich höher werden Aufwand und Kosten, wenn tatsächlich das Wasser abgelassen werden muss. „Allein das Auslassen dauert eineinhalb Tage. Dann kommt die Reinigung, und das Einlassen dauert in der Regel drei bis vier Tage“, nennt Gunnar Brenner einen Zeitrahmen. Das Wichtigste bei alledem sei für die Stadt jedoch, das keine Gesundheitsgefahr für die Schwimmgäste besteht: „Die Hygiene geht in jedem Fall vor“, betont Brenner. Sollte das Becken ausgelassen werden, würde außerdem auch das Absperrband nicht mehr reichen. „Dann bräuchten wir einen Bauzaun.“ Andernfalls bestehe die Gefahr, dass Badegäste ins Becken stürzen.
Den Vorfall zu spüren bekommt auch Kirchheims Sportwelt: So musste das für gestern Abend geplante Wasserballspiel des VfL-Kirchheim II gegen SV Bietigheim II ausfallen. „Der Sprinter-Cup am Wochenende wackelt ebenfalls“, sagt Brenner. Den internationalen Wettbewerb plant die Schwimmabteilung des VfL Kirchheim am kommenden Wochenende, 23. und 24. Juni, zum neunten Mal auszurichten.
Gelegenheit sich abzukühlen bietet das Kirchheimer Freibad indessen trotzdem: „Das Nichtschwimmerbecken, das Babybecken und die Liegewiese stehen uneingeschränkt für den Badebetrieb zur Verfügung“, so Brenner.
Abgesehen von den Komplikationen und Kosten, die der Stadt Kirchheim entstehen, ist Gunnar Brenner fassungslos angesichts der Tat: „Ich bin echt geschockt“, sagt der Amtsleiter. Die Vorstellung, dass Menschen ein junges Schaf ins Becken geworfen und dabei zugesehen haben, wie es ertrinkt, sei für ihn „ganz schrecklich“.