Holzmaden. Das Thema Schieferlehrpfad ist in Holzmaden wie eine Spielkarte, die immer wieder auf dem Tisch landet – und bisher keinen Stich machen konnte. In den vergangenen Jahren ist es meistens Bürgermeister Jürgen Riehle gewesen, der die Karte zog: 2006 hatte er zusammen mit Studenten der Fachhochschule Nürtingen verschiedene Entwürfe für einen Schieferlehrpfad in Holzmaden ausgearbeitet. Der Gemeinderat hatte das Projekt jedoch wegen der geschätzten Kosten von 50 000 Euro abgelehnt. Die nächste Runde folgte vor drei Jahren: Der Gemeinderat stimmte weiteren Planungen für einen Schieferlehrpfad zu und stellte 10 000 Euro dafür in den Haushalt ein. Nur ein halbes Jahr später jedoch wurde das Projekt erneut auf Eis gelegt. Die Mehrheit der Bürgervertreter bezweifelte, dass ein Rundgang durch den Ort für Touristen interessant sein könnte und schlug sogar einen bewilligten Zuschuss der Region von 2 500 Euro aus.
Jetzt ist die Karte offenbar weitergewandert. Während der jüngsten Haushaltsdebatte spielte sie die Freie Wählervereinigung (FWV) aus. „Wir haben in Holzmaden eine Besonderheit, die weltweit einmalig ist“, betonte Dieter Fischer von der FWV mit Blick auf die Schieferschätze, die im Urweltmuseum Hauff und dem Urweltsteinbruch Fischer gezeigt werden. Aus seiner Sicht müsse Holzmaden den Schiefertourismus weiter fördern und dürfe nicht müde werden, den Menschen die Besonderheiten des Orts zu vermitteln. „Es gibt in der Umgebung viele Lehrpfade, deren Inhalte alle wesentlich weniger spektakulär sind als das, was wir in Holzmaden haben“, warb er für die Idee, einen Schieferlehrpfad zu schaffen und forderte, 15 000 Euro zu diesem Zweck in den Haushalt einzustellen. Er könne sich gut vorstellen, dass Schulklassen oder Touristen nach einen Museumsbesuch oder nach dem Steineklopfen noch einen Rundgang durch den Ort machen und auf dem Schieferlehrpfad zusätzliche Informationen erhalten könnten. „Der Schieferabbau war schließlich ein wichtiger Wirtschaftsfaktor“, so Fischer.
„Ich sehe da keinen Bedarf“, machte Gert Hauschild von der Holzmadener Bürgerliste klar. Schließlich gebe es im Ort schon lange keinen Schieferbruch mehr, und zusätzliche Wege seien mit zusätzlichen Kosten verbunden. Zudem deckten die Museen das Thema Schiefer ausreichend ab. Auch sein Fraktionskollege Jörg Molter sah den Schieferlehrpfad kritisch. „Es kommen viele Schulklassen, und die wollen vor allem Steine klopfen.“ Daran, dass für die Schüler darüber hinaus auch noch ein Lehrpfad interessant sein könne, glaube er nicht. „Das Anliegen, Holzmaden weiter touristisch zu erarbeiten, teile ich“, sagte Markus Ocker von der HBL. Ein Lehrpfad wäre aus seiner Sicht aber nicht attraktiv genug. „Wir sollten uns da lieber etwas anderes überlegen.“
Heike Schwarz von der FWV bat darum, trotzdem Mittel für das Thema bereitzustellen. „Ohne Geld gibt es auch kein Konzept.“ Aus ihrer Sicht wäre ein Lehrpfad eine Sache, die „Holzmaden weiterbringt“.
Beim Verwaltungschef rannte die FWV mit ihrem Vorstoß offene Türen ein. „Ein Schieferlehrpfad würde uns gut tun“, betonte Jürgen Riehle. Aus seiner Sicht würde ein Weg mit Tafeln und Ruhebänken zunächst ausreichen. „Mit irgend etwas müssen wir ja anfangen“, sagte er. Er stellte ein weiteres Mal klar, dass Holzmaden mit seinen Urwelt-Schätzen und den Museen ein absolutes touristisches Highlight im Kreis darstelle, das es noch mehr auszuschöpfen gelte.
Zur Trumpf-Karte ist der Schieferlehrpfad noch nicht geworden: Die Holzmadener Bürgerliste, die die Mehrheit im Gremium hat, stimmte geschlossen dagegen, 15 000 Euro dafür bereitzustellen. Aus Sicht von HBL-Mitglied Manfred Ott könnte der Schieferweg aber noch bei einer Klausurtagung diskutiert werden.