Bürger aus Wiesensteig und anderen Gemeinden protestieren mit einer Schlepperkette gegen den Baumwipfelpfad
Schlepperkette gegen den Baumwipfelpfad

Wiesensteig. Aufgereiht stehen sie da: Schlepper der verschiedensten Größe und Alters flankieren gestern die Zufahrt zum Reußensteinhof. An die 50 werden es am frühen Nachmittag sein. Doch die Fahrer sind
 hier im gemütlichen Biergarten der Familie Rothfuß nicht nur zur gemeinsamen Einkehr und zum Fachsimpelei eingekehrt. Das Schleppertreffen hat vielmehr eine politische Note. Und die bringen etliche der Fahrer schon mit dem Schmuck ihrer schweren Fahrzeuge zum Ausdruck. „Baumwipfelpfad, nein danke“ kann man an etlichen der Schlepper lesen.

Quasi vis-à-vis zum Reußensteinhof ist der Baumwipfelpfad geplant (wir berichteten). „Neidlingen hat man wegen des Halsbandschnäppers mit einem engen Gürtel aus Schutzgebieten umgeben, in Stuttgart wird eine Baustelle wegen eines kleinen Käfers lahmgelegt. Hier oben brüten Uhu und Wanderfalke, und da geht man einfach drüber weg“, schüttelt ein Schlepperpilot aus dem Ort am Fuße des Reußensteins voller Unverständnis den Kopf. Die 250 000 Besucher, die der Park jährlich anlocken soll, sind für ihn und seine Mitstreiter eine echte Horrorvision. Und das nicht nur wegen der Verkehrsbelastung, die zu Großteilen auf Weilheim und Neidlingen zukäme. „Uns geht es vor allem um unsere schöne Natur und den Umweltschutz“, sagen sie.

Nebenan sitzt die Truppe, die mit ihren schönen historischen Schleppern aus Gruibingen und Mühlhausen herübergefahren ist. Heute seien sie eigentlich nur wegen des Schleppertreffens gekommen, sagen sie. Doch auch sie halten nichts von den Wiesensteiger Plänen, hier ein solches Projekt hinzupflanzen. „Das passt hier einfach nicht hin“, meinen sie.

So sieht es auch Heinrich Rothfuß vom Reußensteinhof. „Wir wollen heute vor allem eines: informieren“, sagt der Landwirt. Zusammen mit Andreas Pohl, Leiter und Inhaber des Jagd- und Naturschulzentrums in Wiesensteig, nimmt er die Interessierten mit an den geplanten Standort. Wipfel, sagt er, werde man hier kaum zu sehen kriegen, denn hier steht Jungwald. Und der Ausblick vom Turm, den könne man einige Meter weiter am Trauf noch viel besser genießen. Auch ob es gelinge, die Besucher so zu lenken, bezweifelt er. Schon jetzt sei an Tagen wie heute der Andrang groß. Mit Spannung erwartet das Aktionsbündnis nun die Bürgerversammlung am Dienstag und den Bürgerentscheid am 7. Oktober.