Heiße Diskussion um beste Lösung – Gemeinderäte nennen Bürgermeister „voreingenommen“
Schlierbacher Rathaus bekommt einen Aufzug

Erneut standen die Planungen zur Rathaussanierung auf der Tagesordnung des Schlierbacher Gemeinderats. Strittig war nach wie vor die Schaffung eines barrierefreien Zugangs zum Rathaus über einen Aufzug.

Schlierbach. Bereits im Mai hatte der Gemeinderat ausgiebig über das Thema diskutiert und dann eine weitere, zunächst nicht öffentliche Beratungsrunde eingelegt. Während sich die Räte damals über die Grundzüge der Sanierung – Innensanierung und Wärmedämmung des Dachs – schnell einig wurden, fand der geplante Außenaufzug an der Südseite des Rathauses keine Mehrheit. Vielmehr wollten die Ratsmitglieder weitere Alternativen geprüft wissen und schickten die Planung in eine Ehrenrunde.

„Wir haben ein paar Alternativen aufgestellt, von denen jetzt aber keine direkt als Favorit ins Auge springt“, leitete Bürgermeister Paul Schmid die Vorstellung der Planungen durch die Architektin Monika Kern vom Architekturbüro KLE ein. Letztendlich seien nur zwei Vorschläge übrig geblieben: Ein Innenaufzug auf der Nordseite des Rathauses sowie, unterteilt in zwei Varianten, ein Außenaufzug an der Südseite links vom Treppenaufgang. Diese Varianten unterscheiden sich durch die Platzierung des Aufzugs: Bei Variante 1 würde der Aufzug mit etwas Abstand zur Hausfassade platziert und über einen Steg angeschlossen, bei Variante 2 würde der Aufzug direkt an die Fassade angebaut.

Frei von Nebenwirkungen wären beide Platzierungen nicht, wie Architektin Kern darlegte. Beim Innenaufzug auf der Nordseite würde zwangsläufig die Außentreppe entfallen und so die Nordansicht des Rathauses grundlegend verändert. Außerdem müsste durch den Einbau des Aufzugs tief in die Gebäudesubstanz eingegriffen, Geschossdecken durchbrochen und beispielsweise die Toiletten im ersten Geschoss direkt im Zuge der Baumaßnahme verlegt werden, da an der bisherigen Stelle der Aufzugschacht verlaufen würde. Diese Lösung würde inklusive Einbau neuer WCs mit rund 237 000 Euro zu Buche schlagen – allerdings wären etwaige Überraschungen im Zusammenhang mit dem Eingriff in die Gebäudesubstanz noch nicht mitkalkuliert.

Etwas kostengünstiger stellt sich die Lage beim Außenaufzug dar, denn hier würde der Zwangsumbau der Toiletten entfallen: Der in der Variante 1 etwas abgesetzte Außenaufzug würde knapp 191 000 Euro kosten, der in der Variante 2 direkt an der Fassade platzierte Aufzug 206 000 Euro, wobei eine Ausführung des Außenaufzugs komplett in Glas einen Aufschlag von 15 000 Euro bedeuten würde. Außerdem müsste bei der Variante 2 ein Teil der Treppe an der Südostseite verkleinert werden.

Grundsätzliche Kritik an der in der Sitzungsvorlage dargestellten Beschreibung der Standortalternativen und Kostenschätzungen äußerten die Freien Wähler. So fand Ralf Dreizler die Darstellung sehr tendenziell auf die Südostvariante hin zugeschnitten und bemängelte auch die seiner Meinung nach intransparente Kostenauflistung. Sein Fraktionskollege Timo Beier kam zu einem ähnlichen Ergebnis: „Die Kosten für ein Behinderten-WC sind bei der Südvariante noch nicht mitgerechnet.“ Auch August Leins sprach sich wie seine Fraktionskollegen für den Innenaufzug auf der Nordseite aus. „Für mich ist die Nordvariante langfristig gesehen die bessere Lösung.“

Bürgermeister Paul Schmid hingegen verteidigte die Sitzungsvorlage und seine leichte Präferenz für einen Außenaufzug. „Man könnte das auch umdrehen: Wir haben nicht die Antworten geliefert, die Sie hören wollten“, wandte sich der Rathauschef an die Adresse Dreizlers. Außerdem müssten auch die Auswirkungen auf den laufenden Rathausbetrieb bedacht werden: „Ich weiß auch nicht, ob so ein Substanzeingriff im laufenden Betrieb geht.“ Und nicht zuletzt würde durch den Wegfall der Nordtreppe das Rathaus einen Großteil seines baulichen Charakters verlieren, führte Schmid weiter aus.

Für seine Positionierung gegen die Nordvariante fing sich Schmid allerdings die Kritik Jörn Feldsiepers (FUW) ein, der dem Bürgermeister Voreingenommenheit attestierte. „Ich hätte mir hier Neutralität gewünscht.“ Denn seiner Meinung nach hätte die Verwaltung die Variante Innenaufzug nicht gründlich genug untersuchen lassen.

Dass auch innerhalb der CDU-Fraktion lange über die Aufzugfrage diskutiert worden sei, räumte Marco Emmert in seinem Debattenbeitrag ein. „Wir sind einhellig der Meinung, dass die Nordseite verschont werden muss“, so Emmert. Erstaunt zeigte er sich vielmehr, dass die Kosten der Nordvariante trotz der umfangreichen Bauarbeiten eher niedrig kalkuliert seien. Auch Kurt Moll (CDU) erinnerte an die Unwägbarkeiten, die die Nordvariante mit sich bringen würde: „Wer schon mal im Haus umgebaut hat, weiß das: Man hat einen Plan und fängt mal an – allerdings ohne zu wissen, was noch alles kommt.“ Die CDU-Fraktion sprach sich geschlossen für den Außenaufzug aus.

Letztendlich votierte der Rat bei vier Gegenstimmen und einer Enthaltung dafür, einen Außenaufzug an der Südostseite zu errichten. Ausgeführt werden soll nach Mehrheitsbeschluss des Rats die günstigere, von der Fassade abgesetzte Variante. Die Entscheidung darüber, ob der Aufzug vollverglast sein soll, vertagten die Ratsmitglieder jedoch auf einen späteren Zeitpunkt.