Kirchheim. „Die Breitbandversorgung ist Konsens im Landtag – und das war auch schon vor der Wahl so“, sagte Michael Reiss, Mitarbeiter im Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, in der Zehntscheuer in Nabern. Dort waren gestern IT-Experten und Vertreter von Kommunen zusammengekommen, um darüber zu diskutieren, wie die weißen Flecken auf der DSL-Landkarte geschlossen werden können. Beispielsweise gibt es in vielen Gegenden der Schwäbischen Alb zwar eine Basisversorgung, aber nach wie vor kein schnelles Internet – sehr zum Ärger der Gewerbetreibenden, die darauf dringend angewiesen sind.
„Wir brauchen zur Standortsicherung im ländlichen Raum flächendeckend Breitbandversorgung“, sagte Michael Reiss. Die Basisversorgung mit DSL 1000, dem schmalsten aller möglichen Breitbandanschlüsse, sei zwar in Baden-Württemberg flächendeckend erreicht. „Damit werden wir den Anforderungen im privaten und gewerblichen Bereich aber nicht gerecht“, so Reiss. Vor diesem Hintergrund erarbeite die Landesregierung aktuell ein neues Förderprogramm. Es sieht vor, dass die Zuschüsse für die Basisversorgung, also für DSL 1000, zum Ende nächsten Jahres auslaufen. Ab 2013 würden nur noch Fördermittel für den Ausbau von Hochgeschwindigkeitsnetzen vergeben, wobei die Gewerbegebiete zunächst Vorzug haben. „Die Priorität gilt der Sicherung des Wirtschaftsstandorts Baden-Württemberg“, sagte Reiss.
Die Schuld für die lückenhafte DSL-Versorgung sieht Reiss allerdings nicht nur bei den Unternehmen. „Der Breitbandausbau fällt in den Bereich der kommunalen Selbstverwaltung“, sagte er. Wenn der Bürgermeister also nicht mitziehe, gebe es auch kein schnelles Internet. Außerdem beobachtet der Mitarbeiter des Ministeriums für ländlichen Raum häufig falsche Vorstellungen bei den Endkunden. „80 Prozent der Haushalte könnten schon heute Internet mit einer Geschwindigkeit von 50 mbit bekommen. Aber es muss einem schon klar sein, dass man so etwas nicht für 19,95 Euro bekommt“, sagte er.
„Bandbreite allein macht nicht glücklich“, sagte Professor Dr. Jürgen Anders von der Hochschule Furtwangen, der als neutraler Experte geladen war. Die Anforderungen an das Internet seien durchaus unterschiedlich. Im privaten Bereich sei der Bandbreitenbedarf in den letzten Jahren stark angewachsen. Der Grund ist, dass immer mehr Menschen über Smartphones und Tablet-PCs Videos konsumieren. Diesem geänderten Verbraucherverhalten nachzukommen, sei Aufgabe der Kommunen, wenn sie auch künftig junge Familien anziehen wollten, sagte Anders. Im gewerblichen Bereich sei die Bandbreitennachfrage hingegen gar nicht so hoch. Die Betriebe legten mehr Wert auf Zuverlässigkeit und differenzierte Angebote.
