Die Putz-Kult GmbH aus Kirchheim hat die Sauberkeit als Philosophie und Geschäftsmodell entdeckt
Schwäbische Kehrwoche für alle

Kirchheim. Putzen soll Kult sein? Auf jeden Fall – sagen Cornelia Frey, Bernd Kohnle und Christian Roether von der Werbeagentur bzweic in Kirchheim unisono. Wer den quietschgrünen Besen, die Spülbürste im Prilblumen-Design, die
 pinkfarbenen Gummi-Handschuhe Typ Bloomy oder die hippe Kombination von Kutterschaufel und Kehrwisch sieht, ist zumindest ansatzweise gewillt, sich dieser Idee nicht ganz zu verschließen.

Auch bei den drei Kreativen hat die Sache mit dem Putzen harmlos angefangen, als sie vor geraumer Zeit begannen, sich über die eher unliebsame doch notwendige Freizeitbeschäftigung Gedanken zu machen. „Ich bin umgezogen und musste nicht nur viele Fenster putzen, sondern ein ganzes Haus von Baustaub befreien“, erzählt Cornelia Frey. Um möglichst schnell den ganzen Schmutz loszuwerden, hat sie ein paar Freundinnen zur Putzparty eingeladen. „Daraus hat sich dann ein regelrechter Wettkampf entwickelt, wer die bessere Methode oder Technik hat“, erinnert sie sich lachend. Am Ende der Aktion waren zwar alle erledigt, doch überaus zufrieden mit ihrem Ergebnis. Das Fazit der Beteiligten: Eigentlich macht Putzen glücklich – wenn man es richtig macht.

Dieses Erfolgserlebnis wurde in der Werbeagentur immer wieder thematisiert und es entspannen sich mit der Zeit dank an geeignetem Hintergrundwissen immer mehr Ideen zu diesem Thema, zumal das Putzen schließlich eine urschwäbische Tugend ist. So ist beispielsweise die Kehrwoche auf einen Gesetzeserlass Ende des 15. Jahrhunderts von Eberhard im Bart, Herzog von Württemberg, zurückzuführen. Die Weisheit vom Putzen hat im Fernen Osten gar eine jahrtausendealte Tradition: „Geregelte Strukturen und Ordnung in der Außenwelt bedeuten Seelenheil und Lebensglück“, heißt es im Feng-Shui der daoistischen Lehre aus dem 4. Jahrhundert vor Christus, wie die Kreativen herausfanden.

Die Recherche ging weiter: „Man glaubt gar nicht, wie viele Schwabenwitze es zum Thema „Putzen“ gibt“, sagt Cornelia Frey, und Bernd Kohnle kennt mittlerweile recht viele Studien, die sich mit der Sauberkeit und wie sie erreicht werden kann, befassen. „Mit Putzen hat jeder zu tun. Nur sechs Prozent der Deutschen beschäftigen eine Putzhilfe, der große Rest erledigt die Hausarbeit selbst, wobei der Haushalt immer noch Frauensache ist“, weiß Bernd Kohnle. Die Männer putzen zwar auch, allerdings lieber ihr Auto, Motorrad oder Fahrrad – von wegen Klischee.

Mit all dem Wissen ausgestattet, entstand so quasi nebenbei eine Kampagne. Putzen macht nach Ansicht der drei Werbefachleute glücklich weil: Staub und Schmutz jedem Energie rauben, man sich in einem gepflegten Heim unbeschwerter fühlt und offener für andere Menschen ist. „Wer sein Zuhause bewusst reinigt, schätzt Dinge, die ihn umgeben – und damit auch sich selbst“, ist Bernd Kohnle überzeugt und kommt zu dem Fazit, dass es auch der Seele guttut. Doch es gibt ein schwerwiegendes Problem: Die Erkenntnis allein macht das Putzen nicht angenehmer. Die Lösung aus Sicht der Kreativen lautet deshalb Putz-Kult.

Hinter diesem Stichwort verbirgt sich eine Internet-Plattform für alles rund ums Putzen. Die besteht nicht nur aus der Philosophie, dort finden sich auch die entsprechenden Produkte, egal ob Besen, Bürsten oder Putzmittel für sämtliche, im Haushalt anfallenden Problemen. Diese Logistik stemmt die Firma Waschbär aus Freiburg, ein langjähriger Kunde der Kirchheimer Ideenschmiede. Ernst Schütz, Inhaber und Geschäftsführer der Triaz GmbH – Muttergesellschaft von Waschbär Umweltversand und Panda Versand – musste nicht lange überzeugt werden, er war sofort von dem Unternehmenskonzept begeistert und ist der vierte im Bunde von Putz-Kult. Deshalb sind alle Putzmittel, die auf der Internetseite angeboten werden allesamt erprobt und ökologisch.

Doch Putz-Kult ist nicht nur Internetversand. Neben dem Produkt des Tages, wie etwa dem Beeta Glas- und Kunststoffreiniger, gibt es auch den Putztipp des Tages, frei von jedem kommerziellen Interesse. Der lautet beispielsweise: „Fettflecken an Holzfronten bekommst Du mit Essigwasser und einem Fensterleder ruckzuck wieder weg.“ Auch der persönlichen Putz-Probleme der Nutzer nimmt sich die Seite unter dem Stichwort Putztreff an. Hier ist dann die Community gefragt, etwa, wenn Tante Tilly wissen will, wie sie ihr altes Keramik-Waschbecken in der Waschküche von Rostflecken befreien kann. „Unsere Zielsetzung ist: Wer auf die Seite geht, soll auch eine Lösung bekommen“, sagt Bernd Kohnle. Zum Runterladen gibt es beispielsweise einen WG-Putzplan und – mit einem Augenzwinkern – das Schwaben-Starter-Set, bestehend aus Putzeimer, Spülbürste, Microfasertuch, Kehrgarnitur und Gummihandschuhen. Bei der Beschreibung des Produkts sind die Werber in ihrem Element und schwärmen: „Das ultimative Auszugsgeschenk für Deine Kinder. So sind sie in Zukunft bestens gerüstet für den ersten Hausputz in der neuen WG oder der eigenen Wohnung.“

Das Sortiment wird kontinuierlich erweitert, wobei die „schrägen Dinge“ nicht zu kurz kommen sollen. So gibt es beispielsweise eine seltsam gebogene Bürste für Radspeichen jedweder Art. Die ersten Bestellungen gingen bei der jungen Firma bereits ein. „Witzigerweise kamen sie aus dem hohen Norden und dem Osten Deutschlands“, verrät Cornelia Frey. Das Putzziel der drei aus dem Schwabenland ist ehrgeizig und prägnant definiert: bundesweite Kehrwoche. Immerhin, der Anfang ist gemacht, auf Facebook hat Putz-Kult schon über 100 Freunde.

Das Gesicht von Putz-Kult ist die Schauspielerin Mirjam Woggon. Engagiert hat sie der Kirchheimer Fotograf Ralph Steckelbach nach einem Casting. Das Ergebnis der Session ist eine witzige Serie von Fotos, die Filme und Serien auf die Schippe beziehungsweise den Besen nimmt. In bester James-Bond-Manier und coolem Blick fixiert beispielsweise die Business-Lady den Betrachter – mit der Sprühflasche als Colt in Händen. Latzhose und Karo-Gummistiefel sind die passende Kleidung für „Power sucht Frau“ und die Operndiva verkündet samt Staubwedel und Gummihandschuh: „Bei uns spielt die schönste Seifenoper“.

 

Mehr übers Saubermachen finden Interessierte im Internet unter www.putzkult.de