Pouilly-En-Auxois. Die Geste von Lenningens Bürgermeister Michael Schlecht sprach für sich: Im Trikot der französischen Mannschaft sorgte er am Sonntag bei einem Fußball-Freundschaftsspiel zwischen Lenningen und Pouilly-en-Auxois mit zwei Treffern für den Sieg der Franzosen. Das Wochenende, an dem das Partnerschaftsjubiläum begangen wurde, rückte die beiden Gemeinden ein weiteres Stück zusammen. Das brachten nicht nur die weit über 60 gemeinsam einrollenden Radler zum Ausdruck (siehe unten stehenden Artikel). Das zeigte sich auch an dem fröhlichen Fest, das von Freitag bis Sonntag generationsübergreifend von Deutschen und Franzosen in Pouilly gefeiert wurde.
Französisch- oder Deutschkenntnisse hin oder her – über 100 Lenninger genossen die Gastfreundschaft in Burgund. Unter den Besuchern war auch Lenningens ehemaliger Bürgermeister Gerhard Schneider, der mit seinem damaligen Kollegen aus Pouilly, Jean-Claude Patriarche, am 18. Juni 1988 die Partnerschaft besiegelt hatte.
Während das Wochenende für die einen bedeutete, langjährige Freunde wiederzusehen, knüpften andere erste Kontakte zu Familien in Pouilly. Unter der Leitung von Annick Debois hatte der Partnerschaftsausschuss auf französischer Seite ein Programm zusammengestellt, bei dem alle auf ihre Kosten kamen. Zum Picknick am Samstagmittag in Vandenesse strömten Gäste und Gastgeber auf ganz unterschiedliche Arten: Die einen hatten sich für eine Wanderung oder eine Radtour entschieden, die anderen ließen sich mit dem Schiff über den „Canal de Bourgogne“ treiben, mehrere Schleusen und die Fahrt durch den 3 333 Meter langen Tunnel unter Pouilly inklusive.
Vor der malerische Kulisse von Châteauneuf war eine Menge geboten. Schüler aus Pouilly und Vandenesse führten folkloristische Tänze vor, Kinder konnten auf Eselskarren eine Runde um die Festwiese drehen und wer wollte, durfte bei einem Wettbewerb am angrenzenden See sein Angelglück versuchen.
Seinen Empfang beschrieb Lenningens Bürgermeister Schlecht beim Festakt am Abend in der Messehalle bei Pouilly: „Kaum um die Ecke gebogen, hatte ich schon ein Bier in der Hand und habe mit reizvollen jungen Mädchen getanzt. Wenn man so herzlich begrüßt wird, weiß man, man ist bei Freunden.“ Schlecht rief den Jahrestag des Kriegsendes sowie die Unterzeichnung des deutsch-französischen Freundschaftsvertrags vor 50 Jahren durch Charles de Gaulle und Konrad Adenauer in Erinnerung und betonte: „So selbstverständlich ist das nicht, dass wir wie Freunde beieinander sein können.“ Tinte alleine begründe jedoch keine Partnerschaft. „Verträge mit Leben füllen können nur die Menschen“, sagte Schlecht. Als Symbol dafür, dass die Lenninger auch in Pouilly ein Stück Heimat sehen, hatte er einen typisch schwäbischen Gewürzluiken mitgebracht, der tags drauf vor der Feuerwache gepflanzt wurde. „Wie der Baum gepflegt werden muss, um schöne Früchte zu tragen, verhält es sich auch mit der Freundschaft.“ Der Bürgermeister forderte die Gäste auf, Gabi Kazmaier und Stephanie Goller – die Vorsitzenden der Lenninger „Freunde der Partnerschaft“ – sowie Annick Debois in ihrer Arbeit zu unterstützen.
Monique Garnier, Bürgermeisterin von Pouilly-en-Auxois, erinnerte an viele Besuche zwischen den beiden Gemeinden von Sportlern, Kulturschaffenden und Schulen. Zeichen für die Verbundenheit seien zudem die „Rue de Lenningen“ in Pouilly und die „Place de Pouilly-en-Auxois“ in Lenningen. Auch Monique Garnier legte Wert darauf, dass eine Freundschaft entstanden sei, die über den formalen Akt weit hinausgehe. Sie rief dazu auf, insbesondere die Jüngeren zu ermuntern, Kontakte zu knüpfen, um über die Sprache hinaus offen zu sein für das andere und für Toleranz. „Ich wünsche unserer Partnerschaft eine gute Zukunft“, so die Rathauschefin.
Mit einer erneuten Unterzeichnung von Partnerschaftsurkunden bekräftigten die beiden Bürgermeister den Willen, die freundschaftlichen Bande zwischen den beiden Gemeinden zu vertiefen und mit Leben zu füllen.
Das nächste Treffen ist bereits besiegelt: Vom 18. bis zum 20. Oktober werden zum Gegenbesuch in Lenningen Gäste aus Pouilly erwartet.