Susanne Weber-Mosdorf sprach über die Gesundheitssituation von Frauen in Afrika und Asien
Schwangerschaft als tödliches Risiko

Für Frauen und Mädchen in Entwicklungsländern sind die schlechten hygienischen Bedingungen ein tödliches Risiko. Aber auch Herzkrankheiten, Krebserkrankungen und Diabetes nehmen zu. Susanne Weber-Mosdorf, ehemalige WHO-Direktorin und Ex-Bürgermeisterin der Stadt Kirchheim, sprach in der Familien-Bildungsstätte über die Gesundheitssituation von Frauen in Afrika und Asien.

Antje Dörr

Kirchheim. „Wer an Afrika denkt, denkt sofort an Hygiene-, Infektions- und Armutskrankheiten wie Aids, Cholera und Tuberkulose“, sagte Susanne Weber-Mosdorf, die auf Einladung des Eine-Welt-Vereins, der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen und der Familien-Bildungsstätte Kirchheim im Vogthaus sprach. Immer häufiger seien jedoch auch Herzinfarkte, Krebs oder Schlaganfälle Todesursachen. „Brustkrebs ist in den westlichen Industrienationen zwar viel verbreiteter als in Afrika. Aber die Todesrate ist genauso hoch, weil die Behandlungsmöglichkeiten so schlecht sind“, sagte Susanne Weber-Mosdorf. Als ehemalige Direktorin der Weltgesundheitsorganisation (WHO) weiß sie, wie wichtig es ist, dass sich Geberländer und Organisationen nicht nur auf Aids und Malaria konzentrieren, sondern auch auf diese anderen Krankheiten, die oftmals viel teurer zu behandeln seien. „Die Anforderungen, auch an die Medikamente, werden sich verschieben und verteuern“.

Laut Zahlen der WHO sind jedoch nach wie vor die meisten Todesfälle in Entwicklungsländern auf Hygiene-, Infektions- und Armutskrankheiten zurückzuführen. Insgesamt sei Aids die häufigste Todesursache, gefolgt von Komplikationen bei Schwangerschaft und Geburt, so Weber-Mosdorf. Frauen in Entwicklungsländern seien also besonders verletzlich. Das gelte auch schon für kleine Mädchen, die häufig an Lungenentzündungen, Durchfallerkrankungen, Infektionen bei der Geburt und Unterernährung sterben. All diese Krankheiten hätten hygienische und Armutsursachen, sagte Susanne Weber-Mosdorf. „Die Lungenentzündungen ziehen sich die Kleinen an den offenen Herdfeuern zu, die Durchfallerkrankungen kommen von verunreinigtem Wasser“.

Wenn die hygienischen Bedingungen nicht stimmen, ist der Kampf um die Gesundheit der Menschen auch für die Ärzte ein Kampf gegen Windmühlen. Dennoch brechen regelmäßig Ehrenamtliche der Hilfsorganisation „Ärzte für die Dritte Welt – German Doctors“ nach Afrika, Asien und Lateinamerika auf, um jenen zu helfen, die sonst keine Hilfe bekommen würden. Susanne Weber-Mosdorf, Mitglied des Präsidiums der Organisation, weiß, dass viele Menschen in Entwicklungsländern erst dann zum Arzt gehen, wenn es wirklich nicht mehr anders geht. „Bei 70 Prozent der Menschen auf dieser Welt muss erst einmal der Geldbeutel gezückt werden, bevor der Arzt etwas tut“, sagte sie.

Um die Menschen mit dem Nötigsten zu versorgen, sind die German Doctors unter anderem in rollenden Kliniken unterwegs und besuchen Dörfer, die sonst von keinem Arzt erreicht werden. Dort bieten sie eine Grundversorgung an: Zahnbehandlungen, Labortests, pränatale Untersuchungen, Geburtshilfe. Medikamente werden teilweise kostenlos verteilt. Auch Kurse in Familienplanung stehen auf dem Programm. „Wenn man von Frauengesundheit spricht, muss man immer auch über das Recht von Frauen auf Familienplanung sprechen“, sagte Susanne Weber-Mosdorf. Wichtig seien auch Partnerprojekte, in denen es um Bildung und Ernährung gehe. Bestandteil der Arbeit der German Doctors ist die Ausbildung von „Health Workers“, Frauen, die in ihren Dörfern über ein gewisses medizinisches Basiswissen verfügen.

Susanne Weber-Mosdorf weiß aber, dass die Arbeit der Ehrenamtlichen nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist. Die Regierungen, besonders die der Schwellenländer, müssten dringend ihre Ausgaben für Gesundheit erhöhen.