Oldtimer-Fliegertreffen lockte rund 60 000 Flugbegeisterte auf die Hahnweide
Schwermetall und fliegende Kisten

Schwermetall und fliegende Kisten haben am Wochenende rund 60 000 Besucher zum 16. Oldtimer-Fliegertreffen auf die Hahnweide gelockt. Dort präsentierten Piloten aus zwölf Ländern Europas internationale Luftfahrtgeschichte.

Kirchheim. Während Marc Mathis, der alles fliegt, was Flügel hat, mit der 1 700 PS starken P-51 Mustang im Tiefflug über die Hahnweide brüllt, macht sich die Junkers Ju 52 der Schweizer JU-AIR zum gemächlichen Rundflug über die Teck-Alb bereit.

Neben der Mustang konnten die rund 60 000 flugbegeisterten Besucher am Wochenende auf der Hahnweide weiteres „Schwermetall“ aus dem zweiten Weltkrieg beobachten. Spitfire, Hurricane, Seafury, Curtiss P 40 und andere Fighter lieferten sich „Schaukämpfe“ am schwäbischen Himmel. Jede dieser Maschinen schrieb im Zweiten Weltkrieg Geschichte, verbreitete einst Angst und Schrecken oder wurde als Sieger gefeiert. Doch die Hahnweide kennt keine Sieger und Verlierer, nur Piloten vieler Nationen, freundschaftlich verbunden, und Oldtimerfans, die ihnen begeistert Beifall spenden.

Unbestrittener Geschwindigkeitskönig und ein absolutes Highlight des Oldtimer-Treffens war die Me 262 der Messerschmitt-Stiftung, ein Nachbau des 1941 entwickelten Abfangjägers und Bombers. Einst als erstes Strahlturbinenflugzeug gefeiert, kam es 1944 viel zu spät zum Einsatz und konnte auch mit seinen 800 Stundenkilometer die alliierten Bomberverbände nicht aufhalten.

Weiteres „Heavy Metal“, brummig und noch nie zuvor bei einem Oldtimer-Treffen gesehen, kam von Marseille angeflogen, die gute, alte „Nora“, Noratlas, der von 1950 bis 1968 gebaute Transporter der deutschen Luftwaffe mit dem charakteristischen Doppelleitwerk.

Ein anderer Neuling auf der Hahnweide, nicht weniger gewichtig, bot ein ebenso ungewöhnliches Flugbild – das Flugboot Catalina aus der Schweiz, das sich im Duett zeigte mit der „fliegenden Yacht“ Sikorsky S 38, die Ex-Astronaut Ulf Merbold flog.

Atemberaubenden Formationsspitzenkunstflug boten die königlichen Falken von Jordanien, die Royal Jordanian Falcons, mit ihren vier Extra 300 L Kunstflugmaschinen. Wie an der Schnur gezogen, zeichneten die „fliegenden Botschafter Jordaniens“ 220 Stundenkilometer schnell und im Abstand von sechs Meter präzise ihre Figuren an den Himmel.

Starke Nerven bewies der mehrfache Deutsche Meister im Kunstflug, Klaus Lenhart aus Kirchheim, als er nach seiner morgendlichen Crashlandung im Maisfeld am Nachmittag in seine knallrote einsitzige Extra 300 SC stieg und gen Himmel stieg. Natürlich nicht alleine, sondern wie seit dem Oldtimer-Treffen 2003 im Duett mit einem identischen Flugmodell der Extra, geflogen von dem Modellflugpiloten Albert Winter. Einmal mehr verunsicherten die beiden die Zuschauer. Was ist Original, was Modell? Das wurde im zweiten Teil ihres Programms ganz offensichtlich. Albert Winter zeigte, welches Leistungspotential in der Mini-Extra steckt. Im dritten Teil dann turnte Klaus Lenhart im Unlimited Freestyle über der Hahnweide, und es schien gerade so, als ob für ihn und sein Flugzeug die physikalischen Gesetzmäßigkeiten nicht gelten.

In die Tage der ersten Kanalüberquerung per Flugzeug versetzte einmal mehr der Schwede Mikael Carlson sein begeistertes Publikum. Mit seiner Bleriot XI „La Manche“ aus dem Jahre 1910 ratterte er, so schnell wie ein Quickly-Moped, und in niedriger Höhe über das Fluggelände und musste nach der Landung von Helfern „eingefangen“ werden, da das Fliegerchen keine Bremse besitzt.

Eine Überraschung gab‘s am Ende des Treffens: Sieben Breitling-Jets, Düsentrainer des Typs Albatros L 39, Baujahr 1971, grüßten in vier Überflügen die Besucher und verschwanden dann in Richtung Stuttgart.

Lautlos und vom Flugbild her wunderschön präsentierten sich die Segelflugzeuge aus den 30er- und 40er-Jahren, wie die Minimoa, der Habicht oder die zweisitzige englische Slingsby mit dem offenen Cockpit. Scheinbar schwerelos zogen sie ihre Kreise im Blau des Himmels.

Paul Erhardt, 65, aus Aalen, zweimaliger Deutscher Meister im Kunstflug auf der Zlin 526, kennt das Oldtimer-Fliegertreffen auf der Hahnweide noch aus den Anfängen. „Das war 1981, als ich das erste Mal hier war, ein Heckenfest.“ Inzwischen erreicht es Dimensionen, die damals unvorstellbar waren. Rund 350 Piloten mit ihren liebevoll restaurierten geflügelten Raritäten, davon mindestens 100 Doppeldecker aus den 1930ern, kamen nach Kirchheim, weil Paul Erhardt zufolge eins geblieben ist: „Der beinahe familiäre Gedankenaustausch unter den Fliegern und die Freude, sich wiederzusehen.“ Das alle zwei Jahre stattfindende Oldtimer-Fliegertreffen auf der Hahnweide gehört neben ähnlichen Veranstaltungen im englischen Duxford und im französischen La Ferté-Alais zu den größten dieser Art in Europa.

Trotz der zwei Motorausfälle und der damit verbundenen Flugzeugbeschädigungen bei den Sicherheitslandungen (siehe unten) zeigte sich „Hans im Glück“, Cheforganisator Hans Puskeiler, mit dem Ablauf des 16. Oldtimer-Fliegertreffens zufrieden: „Alles bestens.“