Notzingen. Detailliert stellte Kämmerer Sven Kebache seine Gebührenkalkulation samt Neufassung der Bestattungsgebührenordnung vor. Zunächst gab es Vorschusslorbeeren von Bürgermeister Sven Haumacher, er sprach von einer Fleißarbeit des Kämmerers. Der kam auch gleich auf den Punkt: „Das Bestattungswesen soll eine kostendeckende Einrichtung sein“, erklärte er. Zudem habe die Aufsichtsbehörde die fehlende Kalkulation in Notzingen bemängelt, weshalb sich Sven Kebache in die umfangreiche Thematik einarbeiten musste. „Unser Kostendeckungsgrad liegt in der Regel weit unter 100 Prozent, 2010 waren es 45 Prozent, im vergangenen Jahr knapp 66 Prozent“, zeigte der Kämmerer auf. Somit wurde das Bestattungswesen in der Vergangenheit vom Gemeindehaushalt subventioniert.
„Ziel ist die volle Kostendeckung. Die ist aber nicht ,ganz‘ üblich“, formulierte es Sven Kebache. Bei der Vorberatung kam der Verwaltungsausschuss deshalb zu der Ansicht, sich an 90 Prozent Kostendeckung zu orientieren und schlug dies auch dem Gemeinderat vor.
Drei Punkte hob der Kämmerer gesondert hervor: die Unterscheidung der verschiedenen Urnengräber – beispielsweise Wahlgrab, Stelengrab oder Grabkammer –, die einmalige Gebühr und die einmalige Pflegekostenpauschale für das anonyme Urnengrab. Außerdem zeigte er die Kalkulationen unterschiedlicher Nachbarkommunen auf.
Diesen Vergleich fand Rudolf Kiltz recht fragwürdig, da kein Friedhof dem andern gleiche. „Wie kann Kostendeckung entstehen? Andere Bereiche im Haushalt bezuschussen wir auch“, erklärte er in Anspielung auf die kurz davor stattgefundene Diskussion über Kinderbetreuung. Die Grundlagen der Kalkulation leuchten ihm zudem nicht ein. „Wir wissen doch gar nicht, wie viele Leute sterben“, nannte er Ross und Reiter. Dem konnte Sven Kebache nicht viel entgegensetzen. Vergleiche sind schwierig, gab er zu, ebenso die Voraussage der Sterberate. „Das Bestattungswesen ist aber im Gegensatz zu den Kindergärten eine kostendeckende Einrichtung – vergleichbar mit dem Bereich Abwasser. Dafür brauchen wir eine Grundlage“, führte er aus.
Gerhard Mergenthaler bemängelte, dass auf den Bürger immer mehr Kosten direkt umgelegt werden, ohne dass anderweitig eine Senkung stattfindet. „Irgendwann können sich die Leute das Sterben nicht mehr leisten“, befürchtete er und sprach damit zahlreichen Zuhörern aus dem Herzen.
Die Mitglieder des Verwaltungsausschusses seien ebenfalls über die Zahlen erschrocken, gab Herbert Hiller zu. „Der allgemeine Pflegezustand des Friedhofs muss um 100 Prozent besser werden – sonst ist die Erhöhung vor den Bürgern nicht zu vertreten“, sagte er und erntete dafür ebenfalls Applaus seitens der Zuhörer. Als Beispiele nannte er Grabplatten neu verlegen, Rasen mähen und Laub entfernen. Allerdings: Auf einen konkreten Antrag warteten die Zuhörer vergebens.
Bei zwei Gegenstimmen und einer Enthaltung beschloss der Notzinger Gemeinderat die teilweise stattlichen Gebührenerhöhungen. So wurde beispielsweise das Reihengrab von 920 auf 1 320, das Wahlgrab doppelt tief von 2 970 auf 3 490 Euro und das Urnenreihengrab von 750 auf 820 Euro erhöht. Neu aufgenommen wurde das Urnenwahlgrab mit 1 650 Euro und die doppelte Grabkammer in der Urnenstele mit 1 790 Euro. Verteuert haben sich auch die Gebühren für die Aussegnungshalle von 170 auf 340 Euro und für die Leichenzelle von 170 auf 290 Euro.