Kirchheim. Das Thermometer zeigt frische 15 Grad. Eine Dame geht über die Liegewiese und sammelt Eicheln. Andere Frühsportler spazieren im Bademantel zu den Duschen. Ende September genießen hauptsächlich Dauerbadegäste das kühle Nass. „Ich bin in diesem Jahr schon 110 Mal im Freibad gewesen“, sagt Bärbel Buck, eine der hartgesottenen Frühschwimmerinnen. „Wenn das Freibad noch länger geöffnet wäre, würde ich auch weiterhin kommen, solange die Wassertemperatur angenehm ist.“
Die Wassertemperatur beschäftigt nicht nur die Schwimmer, sondern auch den Schwimmmeister Volker Remer. Er ist dafür zuständig, dass die Gäste nicht frieren müssen. „Die Wärmepumpe heizt zuerst das Nichtschwimmerbecken auf 25 Grad, und wenn dann noch Wärme übrig ist, wird das Schwimmerbecken beheizt.“ Er räumt jedoch ein: „Man heizt für den Himmel.“ Gunnar Brenner vom Amt für Bildung, Kultur und Sport in Kirchheim sagt ebenfalls: „Monetär lohnt sich die Verlängerung nicht, aber für die Nutzer.“
Theresia Brandel, die nach eigenen Angaben fast jeden Tag zum Schwimmen ins Kirchheimer Freibad geht, genießt das leere Becken. „Wenn die Ferien vorbei sind, kann ich in Ruhe schwimmen gehen“, sagt die Vielschwimmerin. Auch sie würde nächste Woche noch ihre Bahnen ziehen, wenn das Bad nicht schließen würde. Oktober hin oder her.
Bademeister Remer sieht zurzeit jeden Tag Gesichter, „die ich hier noch nie gesehen habe“. Auch Elisabeth Lottig, die als Kassiererin am Eingang sitzt, sagt: „ Am Wochenende waren besonders viele von auswärts hier, auch viele Gäste, die sonst ins Wendlinger Freibad gehen.“ Das bestätigt die Besucherzahl vom Sonntag: 222 Wasserratten fanden den Weg ins Kirchheimer Bad.
Kaum Auswärtige sieht hingegen eine Schwimmerin, die hinzufügt: „Es weiß kaum jemand von auswärts, dass das Freibad noch geöffnet ist. Sonst hat es immer schon so früh zugemacht.“
Ähnlich äußern sich viele Badegäste. Der Großteil von ihnen ist aus Kirchheim, und die meisten von ihnen sind im Besitz einer Dauerkarte. „Rentabel ist die Verlängerung sicherlich nicht“, sagt Peter Kudzius. Der Dettinger, der normalerweise das Freibad in Bad Boll besucht, ist zum vierten Mal in Kirchheim, denn „das Bad in Boll ist ja schon geschlossen.“ Er ist einer der Ganzjahresschwimmer: „Von mir aus könnte das Bad bis Weihnachten geöffnet haben. Ich würde auch mit einem Tauchsieder herkommen.“ Er war seit 20 Jahren nicht mehr im Kirchheimer Freibad und freut sich umso mehr: „Die Verlängerung ist eine tolle Sache, ich habe davon durch Zufall erfahren.“ Er hofft, dass das Kirchheimer Freibad nächstes Jahr wieder so lange geöffnet ist.
„Wir kosten heute das letzte Mal Schwimmunterricht im Freibad aus“, sagt Romy Führinger, Lehrerin an der Alleenschule in Kirchheim. Hinter ihr laufen etwa 30 Schüler der vierten Klasse in Zweierreihen. Vor der komplett leeren Liegewiese, auf der man an heißen Ferientagen kein Stückchen Grün mehr sieht, wirken die aufgeweckten Mädchen und Jungen fast ein bisschen verloren. „Gemecker gab es gar keins“, sagt die Lehrerin. Die Kinder können selbst entscheiden, ob sie schwimmen wollen oder lieber auf der Wiese Fußballspielen. „Die meisten Schulklassen gehen zum Schwimmunterricht schon ins Dettinger Hallenbad. Das hier ist eine Ausnahme“, sagt Kassiererin Elisabeth Lottig. Romy Führinger erwidert: „Wir haben uns die Busfahrt nach Dettingen ins Hallenbad gespart. Und wenn die Kinder aus dem Wasser kommen, wickeln sie sich sofort in ihre Handtücher. Frieren muss niemand.“
Obwohl der September gewaltigen Temperaturschwankungen unterlag, wurden bislang 10 500 Besucher gezählt. Insgesamt können dieses Jahr etwa 125 000 Besuche verbucht werden. „Ich hätte mich über mehr Badegäste gefreut, aber für diesen Sommer ist das okay. Der war ja auch nicht so prickelnd“, sagt Gunnar Brenner vom Amt für Bildung, Kultur und Sport.
Einen Lichtblick gibt es für alle, die am liebsten das ganze Jahr über schwimmen würden: Die Kirchheimer Badesaison soll schon am 1. Mai eröffnet werden.