Notzingen. „Für die ausscheidenden Gemeinderäte ist es ein Tag des Abschieds“, erklärte Sven Haumacher. Alle hätten sich mit Wissen, Ideen und Erfahrung eingebracht. „Man sieht es im Ort jeden Tag und weiß: die Arbeit war gut, die Finanzlage ist gut, die Infrastruktur ist gut“, sagte der Schultes und zitierte Reinhard Mey mit den Worten: Alles hat seine Zeit. „Und wenn die Zeit dann vorbei ist, muss man sich auch wieder auf Neues freuen“, ist Sven Haumacher überzeugt.
Nach nur fünf Jahren verlässt Petra Grosch von der UKW (Unabhängige Kommunale Wählervereinigung) das Gremium – die Arbeit lässt ihr keine Zeit mehr für das aufwendige Ehrenamt. „Sie war eine Bereicherung für den Gemeinderat, immer gut drauf und besonders bürgernah, weil sie weiß, was im Ort geschwätzt wird“, beschrieb sie Sven Haumacher. Emiliana Montero Rodriguez (CDU)gehörte 15 Jahre lang dem Gemeinderat an. „Manchmal ist ihr spanisches Temperament aufgeblitzt wenn es um Gerechtigkeitsfragen ging – aber immer auf angenehme Art“, charakterisierte der Schultes die scheidende Gemeinderätin.
An Gerhard Mergenthaler (CDU), der 20 Jahre Gemeinderat in Notzingen war, schätzte der Bürgermeister dessen freundliche Wesensart: „Er ist ein gutmütiger Kerle und fleißiger Schaffer und war immer ein wertvoller Ansprechpartner in technischen Fragen.“ Ein Vierteljahrhundert gehörte Helga Merz (SPD) dem Gremium an. Ihre integrative Art machte Eindruck auf den Schultes: „Vor allem auch bei sozialen Themen hat sie sich eingebracht. Dazu zählte auch der Kindergarten“, sagte Sven Haumacher.
Barbara Ziegler (CDU) kann auf 34 Jahre Gemeinderatstätigkeit zurückblicken und ist damit dienstälteste Rätin. „1980 wurde Ronald Reagan Präsident in Amerika, die Grünen haben sich gegründet und Deutschland wurde in Rom Fußball-Europameister“, erinnerte der Schultes an die Zeit ihres Amtsantritts. An Barbara Ziegler schätzte er ihre ruhige und sachliche Art. „In der ewigen Rangliste der Gemeinderäte ist sie zusammen mit Herbert Hiller auf Platz zwei“, so Sven Haumacher weiter.
„Auf Platz eins steht mit 39 Jahren ein anderer. Mit Erhard Reichle verlässt heute ein kommunalpolitisches Schlachtross das Gremium. Der Lotse der UKW geht von Bord. Jeder Feldweg der Gemeinde und die Paragrafen der HOAI sind ihm vertraut“, würdigte Sven Haumacher die Arbeit des scheidenden Gemeinderats. Bei technischen Fragen war er dank seines Fachwissens ein kompetenter Ansprechpartner und er vertrat die Gemeinde auch als stellvertretender Bürgermeister. „Die Tätigkeit von Herrn Reichle war und ist ein Glückfall für die Gemeinde“, sagte Sven Haumacher, dem vor allem auch dessen entschlussfreudige Art gefiel. „Er ist offen für Neues, kann Problemlagen messerscharf analysieren und bewies in vielen Dingen Weitblick“, so der Schultes weiter, der in diesem Zusammenhang daran erinnerte, dass bei dessen Amtsantritt 1975 Walter Scheel Bundespräsident, Helmut Schmidt Kanzler war – und Helmut Maier Bürgermeister in Notzingen.
All jene Gemeinderäte, die länger als 20 Jahre dem Gremium angehörten, erhielten aus den Händen des Bürgermeisters eine Auszeichnung des Gemeindetags in Form von Urkunde, Stele und Ehrennadel.
Nahtlos ging Sven Haumacher von der Verabschiedung zur Verpflichtung des neuen Gemeinderats über: „Ich bin ein Freund davon, Neuerungen ganz sachte anzugehen, denn zu viel Veränderung führt zu Verwirrung. Der Mensch braucht Beständigkeit, Rituale und eine ständige Wiederkehr des Gleichen, um sich sicher und behaglich zu fühlen.“ An die Gemeinderäte gewandt erklärte er, dass sie im Rahmen der Gesetze nach ihrer freien, nur durch die vom öffentlichen Wohl bestimmten Überzeugung Entscheidungen zu treffen haben.