Neckartailfingen. In Neckartailfingen wundern sich Bürger derzeit über den Einsatz von Sicherheitskräften im Rathaus. Hintergrund sind die Anfeindungen eines Asylbewerbers im vergangenen Jahr gegenüber Mitarbeitern. Nachdem der Mann aus der U-Haft entlassen wurden, möchte die Gemeindeverwaltung neue Übergriffe verhindern.
„Gegen Besucher, die sich mehrmals gegenüber Rathausmitarbeitern unangemessen verhalten, wird ein Hausverbot für das Rathaus ausgesprochen“, heißt es in einer Veröffentlichung. Gemeint ist ein Asylbewerber, der im vergangenen Jahr wiederholt aggressiv gegenüber Mitarbeiterinnen geworden ist. Am 22. August hatte der damals 34-Jährige vor einer Angestellten ein Taschenmesser gezückt und vor seiner Kehle bewegt. Im Dezember dann attackierte der Mann eine andere Mitarbeiterin mit einer Stichflamme, indem er den Strahl aus einer Haarspray-Dose anzündete. Am Abend vor der Tat kündigte der Syrer in einem Friseursalon an, alle Mitarbeiter im Rathaus töten zu wollen. Die attackierte Frau hat bis heute ihre Arbeit nicht wieder aufnehmen können. Ein ärztliches Attest bestätigte eine posttraumatische Belastungsstörung.
Der Täter wurde damals zu zehn Monaten Haft verurteilt. Nun habe das Landratsamt der Gemeinde Neckartailfingen mitgeteilt, dass sie den Mann wieder aufnehmen muss. „Da er uns zugewiesen ist, hat die Gemeinde Neckartailfingen ihn nach der Entlassung aus der Haft, im Rahmen der Anschlussunterbringung, wieder aufzunehmen“, sagte Bürgermeister Gerhard Gertitschke. Man geht davon aus, dass der Mann das gegen ihn verhängte Hausverbot im Rathaus nicht einhalten wird. Daher wird während der Öffnungszeiten im Foyer des Rathauses ein Sicherheitsdienst eingesetzt.
Mann zeigt sich kooperativ
Nach Absprache mit einer Mitarbeiterin sei der Mann kürzlich wieder im Rathaus erschienen und habe sich dabei kooperativ verhalten. Ansonsten habe er sich bisher ans Hausverbot gehalten. „Der Asylbewerber kommt ins Rathaus, um im Rahmen der Anschlussunterbringung Formalien zu erledigen, die von unserer Mitarbeiterin in Abstimmung mit dem Ausländeramt des Landratsamtes Esslingen weiterbearbeitet werden“, so Gertitschke. Doch warum besteht das Landratsamt darauf, den Geflüchteten ausgerechnet wieder in Neckartailfingen unterzubringen? Das habe mit der Anschlussunterbringung und der Zuteilung der geflüchteten Personen an die Städte und Gemeinden zu tun, heißt es beim Landratsamt. Eine Wohnsitzauflage könne nur in Ausnahmefällen aufgelöst werden, zum Beispiel, wenn die Person an einem anderen Ort eine Arbeitsstelle oder einen Studienplatz antritt.
Das Hausverbot im Neckartailfinger Rathaus soll für den Mann weiter bestehen bleiben. Der Sicherheitsdienst wird noch bis Ende August dafür sorgen, dass er sich daran hält. „Danach werden wir uns überlegen, welche Alternativen zum Einsatz des Sicherheitsdienstes sinnvoll sind“, ist Gertitschke um eine anderweitige Lösung bemüht.Rudi Fritz und Matthäus Klemke